Test Battlefield 4: Hollywood-Bombast auf der Next-Gen-Konsole

Sturmböen schlagen uns ins Gesicht, der Regen in Schanghai wird immer heftiger. Das Grollen des Donners wird nur unterbrochen von den Kugeln, die durch die Luft pfeifen, und dem schweren Atmen von Sergeant Recker, der von einem chinesischen Kleinwagen gegen die Randmauern der Lupu-Brücke gedrückt wird. Dieser Sergeant Recker, das sind wir in Battlefield 4.

Aus seiner Sicht erleben wir die Situation, sehen, wie chinesische Soldaten mit einem schweren Maschinengewehr in Stellung gehen und unser Team trotzdem alles versucht, uns zu retten. Irish presst sich mit ganzer Kraft gegen den Wagen, Pac feuert ohne Unterlass auf den Feind und Hannah reicht uns ihre Hand, will uns herausziehen - diese vier Soldaten sind die Band of Brothers in der Kampagne.











Das Spielgefühl der rund sieben Stunden langen Kampagne ist schnell und aggressiv. Trotzdem nehmen sich die Entwickler von Dice(öffnet im neuen Fenster) erstaunlich oft Zeit, um Atmosphäre aufzubauen und die Charaktere in den Vordergrund zu rücken. Die Handlung dreht sich um einen chinesischen General namens Chang. Der versucht, mit Hilfe der Russen die Macht in China an sich zu reißen und einen neuen Weltkrieg heraufzubeschwören - im Grunde eine 08/15-Story aus Hollywood.
Auch wenn das Drehbuch nicht besonders stark wirkt, schafft es das Programm immerhin, seine Protagonisten an den Spieler heranzurücken. Irish und Pac mögen Elitesoldaten und US Marines sein, doch sie haben sich viel Menschlichkeit bewahrt. Wo die Jungs aus Call of Duty oft einfach nur funktionieren, unterlaufen den beiden immer wieder Fehler: Beispielsweise drückt Pac in Schanghai vor Aufregung auf den falschen Knopf in einem Fahrstuhl, die Tür öffnet sich und die Crew blickt in die Augen von rund dreißig chinesischen Soldaten. Kopf runter, Tür zu und ab in Deckung, dann geht's weiter.
Spielerisch bietet Battlefield 4 mehr Freiheiten als einige Genrekonkurrenten. Zwar gibt es auch Levelschläuche, aber die Missionen im aserbaidschanischen Baku und auf einer chinesischen Luftwaffenbasis lassen erstaunlich viel Raum zum Experimentieren. Mit dem richtigen Timing können wir uns in vielen Situationen das Leben leichter machen. Wer beispielsweise in Baku nicht direkt attackiert, sondern den Weg im Osten über eine verwinkelte Baustelle nimmt, kann den Chinesen in den Rücken fallen.
Action in aller Welt
Dann gilt es, sich ruhig zu verhalten, nicht gleich loszuballern, sondern den einen Wachposten am Rand der Karte per Kopfschuss oder mit dem Messer auszuschalten. Schon sind wir mit dem Granatwerfer in Reichweite der gepanzerten Truppentransporter. Jetzt noch schnell anvisieren, abdrücken und fünf Mann fliegen durch die Luft und eine Playstion-4-Trophäe gibt's obendrauf.
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Auch sonst wird viel Abwechslung geboten: Tauchgänge durch einen sinkenden Flugzeugträger, Panzerschlachten im Zentrum Singapurs, Politiker eskortieren, Zivilisten retten, aus einem Gefängnis ausbrechen und Flugzeuge sabotieren. Dazu kommt, dass der Schwierigkeitsgrad im höchsten Modus durchaus knackig ist. Die K.I. agiert zwar mit wenig Hirn und viel Mannstärke, macht aber insgesamt einen soliden Job.











Schade nur, dass sich die Entwickler zu selten getraut haben, aus dem klassisch-linearen Levelaufbau auszubrechen. Warum darf der Spieler nicht selbst entscheiden, ob er fünf Techniker retten will, die im Maschinendeck eingeschlossen sind und in den nächsten Minuten jämmerlich ertrinken werden? Es wäre für die Designer ein Leichtes gewesen, einen Countdown einzubauen: Wer richtig gut ist, kann die Jungs aus dem kalten Wasser holen und danach noch die Raketenabschuss-Codes vom Kommandodeck sichern. Es gibt zwar drei verschiedene Enden, die bedingen aber lediglich eine einzige schwierige Entscheidung, auf die wir aus Spoiler-Gründen nicht weiter eingehen wollen.
Immerhin hat Battlefield 4 einige hollywoodreif inszenierte Momente. Ein Helikopter, dessen Rotorblätter bedrohlich nahe kommen und dem Protagonisten fast die Beine absäbeln. Grollende Explosionen auf einem Flugzeugträger, durch den wir uns schießen müssen. Wir tauchen ein Deck tiefer, spüren förmlich den Druck des Wassers, der gegen den Stahl hämmert und erleben später sogar, wie ausgewachsene Kampfbomber wie Spielzeug über das Deck der USS Titan rutschen und der Koloss mit einem ekligen Knarzen auseinanderbricht.
Der Multiplayermodus lebt wie erwartet von seiner Dynamik. Sprengen wir auf Flood Zone beispielsweise den Damm, vollzieht sich nicht nur ein rapider Wandel im Tempo und ändert sich das Layout. Es müssen auch ganz neue Taktiken her: Wo die Soldaten vorher mit einem Panzer auf das Gelände einer Chemieanlage gerollt wurden, bildet sich jetzt eine Art Inselgruppe. Chemieanlage, Tankstelle, Depot und Stadtviertel waren durch Straßen verbunden, jetzt sind die Flaggenpunkte nur noch mit Kanonenschiffen respektive Schlauchbooten zu erreichen. Die Spielgeschwindigkeit ist eine ganz andere, weil die meisten entweder schwimmen oder mühselig zum Einsatzort geflogen werden müssen.
Fünf Versionen und ein Fazit
Wenn der Damm bricht, sind vor allem Helikopterpiloten gefragt, denn die müssen Squads auf Dächern ohne großen Auslauf absetzen. Spannenderweise finden sich diese Levelution getauften Dynamiken auf jeder Karte. Mal sind es Kleinigkeiten wie die Poller, die sich in Siege of Shanghai hochfahren lassen, um die Brücke zum Wolkenkratzer für Panzer unpassierbar zu machen. Dann gibt es mächtige Explosionen, die ganze Gebäudeteile wegsprengen, so wie das Kommandozentrum auf der Karte Operation Locker.
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Das Gefängnisareal ist klar auf Infanteriegefechte ausgelegt und insbesondere Scharfschützen machen es sich gerne in dem mittleren Turm auf einer Empore gemütlich. Wer mit dem Raketenwerfer auf die stützenden Träger schießt, lässt die Plattform einkrachen. Auf Hainan Ressort wiederum toben sich Feuerteufel aus, zünden Öllachen an und verwandeln die Hotelanlage in ein Inferno.
Battlefield 4 kommt am 30. Oktober 2013 für Windows-PC, Xbox 360 und Playstation 3 auf den Markt. Die PC-Version muss bei Origin aktiviert werden und kostet rund 50 Euro, die Konsolenfassungen sind für rund 70 Euro erhältlich. Die Version für Xbox One folgt am 22. November 2013, dem Erscheinungstag der Konsole. Die Version für Playstation 4 ist eine Woche später zu haben, ebenfalls gleichzeitig mit der Konsole.
Wer die Version für aktuelle Konsolen kauft, kann die Downloadversion später für 10 Euro aus dem jeweiligen Store herunterladen; dann muss die Battlefield-4-Scheibe im Laufwerk liegen. Laut EA wird der Multiplayerfortschritt dabei übertragen. Neben Rang und Punkten betrifft das auch Statistiken. Das Programm erscheint ungeschnitten mit einer USK-Freigabe ab 18 Jahren.
Das Grafik-Vergleichsvideo
Die PC-Fassung des Vergleichsvideos entstand mit allen Einstellungen auf Ultra in Full-HD auf einem Rechner mit einer CPU vom Typ AMD FX-8350, einem Motherboard Modell Sabertooth 990FX Rev. 2.0 von Asus, 8 GByte RAM vom Typ DDR3-1833-CL 10 und zwei AMD Radeon 7990 im Crossfire-Verbund. Unserem Eindruck nach ist der Farbraum auf PC viel größer, die Texturen sind schärfer und kontrastreicher. Next-Gen-Spieler bekommen eine Grafik, die ungefähr den mittleren Einstellungen auf einem PC entspricht.

Aufgrund von Vorgaben der Konsolenhersteller, deren neue Produkte erst demnächst erscheinen, dürfen wir nicht alle Details zu den Next-Gen-Konsolen aufschreiben, auf denen wir Battlefield 4 neben der PC-Version getestet haben. Die Einschränkung betrifft nur die neuen Konsolen an sich, nicht aber Inhalte von Battlefield 4, für dessen Test es von Electronic Arts keinerlei Einschränkungen gab.

Fazit
Battlefield 4 leistet sich in der Kampagne zwar leichte dramaturgische Schwächen, punktet aber mit starken und authentisch wirkenden Figuren. Außerdem ist das Spiel sehr abwechslungsreich und traut sich, den Spieler auch mal vor eine Herausforderung zu stellen. Um etwa drei feindliche Panzer in einer Parkanlage zu zerstören, ist schon etwas kreativer Geist gefragt. Schön auch, dass sich die Levelstruktur in solchen Momenten öffnet: Wer mag, klettert auf ein Dach und wirft von dort oben C4-Pakete, oder er setzt auf Tellerminen.
Die KI macht einen soliden Job und grafisch liefert Battlefield endlich auch Besitzern kommender Konsolen im Ansatz die Wow-Momente, die zuletzt PC-Spielern vorbehalten waren. Die Explosionen auf den Next-Gen-Maschinen haben viel Wucht, und die Detailtiefe der Umgebung sowie von Partikeleffekten gelangt in die Nähe der PC-Fassung.
Nach rund sieben Stunden im Singleplayermodus wartet dann ja auch noch der brillant gemachte Multiplayer, der nicht nur mit sehr guter Kartenbalance punktet, sondern auch mit cleveren Modi wie Obliteration, bei der einer aus dem Team zum Bombenträger und damit VIP wird. Battlefield 4 ist ein tolles Gesamtpaket, bei dem Fans der Serie bedenkenlos zugreifen können.



