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Tesla: Musk verliert Prozess um 55-Milliarden-Dollar-Aktienpakete

Teslas Kompensationsplan für Elon Musk wurde für nichtig erklärt, weil über ihn auf der Grundlage falscher Tatsachen abgestimmt wurde.
/ Frank Wunderlich-Pfeiffer
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Elon Musks Reaktion auf das Urteil: "Melde niemals eine Firma in Delaware an." (Bild: Sergei Gapon / AFP via Getty Images)
Elon Musks Reaktion auf das Urteil: "Melde niemals eine Firma in Delaware an." Bild: Sergei Gapon / AFP via Getty Images / Public Domain

"Wurde die reichste Person der Welt überbezahlt?" , so beginnt die Urteilsbegründung des Gerichts des US-Staates Delaware(öffnet im neuen Fenster) , wo Tesla registriert ist. Sie endet nach 200 Seiten mit der Antwort, dass es möglicherweise der Fall ist und die 2018 vereinbarte Bezahlung von Elon Musk mit Aktienpaketen nicht unter vollkommen fairen Umständen zustande kam. Sie wurde deshalb für nichtig erklärt und muss nun in einem korrekten Verfahren neu ausgehandelt werden.

Die Aktienpakete hatten bei Urteilsverkündung einen Wert von rund 55 Milliarden US-Dollar, verloren aber nach Verkündung des Urteils durch sinkende Aktienkurse nachbörslich 3 Prozent an Wert. Grund ist die Befürchtung, dass sich Elon Musk von Tesla zurückziehen oder die Arbeit an der KI und den Robotern in einem anderen Unternehmen weiterführen könnte. Elon Musk reagierte auf die Nachricht auf X mit dem Tweet:(öffnet im neuen Fenster) "Melde niemals eine Firma in Delaware an."

Der Hauptpunkt der Klage war, dass der Großteil der Mitglieder des Board of Directors(öffnet im neuen Fenster) , das im anglo-amerikanischen Raum die Funktionen von Vorstand und Aufsichtsrat in sich vereinigt, abhängig von Elon Musk oder langjährige Geschäftspartner waren. Die Aushandlung des Kompensationsplans geschah somit nicht im Interesse der Aktieninhaber im Streubesitz.

Deshalb wurde 2018 unter diesen Aktieninhabern über den Kompensationsplan abgestimmt, den sie mit großer Mehrheit annahmen. Das Gericht sah die Klage dennoch als gerechtfertigt an, weil die Aktieninhaber vor der Abstimmung nicht über die engen persönlichen und geschäftlichen Beziehung zwischen Elon Musk und den Mitgliedern des Board of Directors aufgeklärt wurden und auch nicht über die Umstände, unter denen der Plan ausgehandelt wurde.

Freundin, Freund und Scheidungsanwalt berieten über Musks Gehalt

So habe Musk eine 15-jährige Beziehung mit der Vorsitzenden des Kompensationsausschusses, Ira Ehrenpreis, gehabt. Zu den Mitgliedern des Ausschusses gehörte auch Antonio Gracias, der seit 20 Jahren eine Geschäftsbeziehung mit Musk hat und mehrfach mit dessen Familie im Urlaub war, außerdem Todd Maron, Musks Scheidungsanwalt, der auch viele der Dokumente geschrieben haben soll, mit denen Teslas Rechtsanwälte versuchten, die vollständige Fairness der Aushandlung des Aktienpaketes zu belegen.

Die "vollständige Fairness" ist der höchstmögliche Anspruch an eine Kompensationsregelung, die hier notwendig ist, weil es ein so starkes Abhängigkeitsverhältnis zwischen Elon Musk und den Mitgliedern des Board of Directors gibt. Als nicht vollständig fair befanden die Richter außerdem die falsche Darstellung einer Klausel, der zufolge Elon Musk 6 Prozent der Aktienanteile zugesprochen würden, falls er die Marktkapitalisierung des Unternehmens auf 600 Milliarden US-Dollar steigert.

Dies wurde als ein für Elon Musk notwendiger Anreiz dargestellt, dem Unternehmen zu großem Wachstum zu verhelfen. Die Richter befanden jedoch, dass Elon Musk nicht vorhatte, Tesla zu verlassen und damals mit dem Besitz von 21,9 Prozent aller Tesla-Aktien einen ohnehin ausreichenden Anreiz hatte, den Aktienkurs des Unternehmens zu steigern. Ein weiterer Anreiz sei gar nicht nötig gewesen und wäre wegen des damit einhergehenden Wertverlustes der Aktien der Anleger zu deren Nachteil.

Inzwischen besitzt Elon Musk nur noch rund 13 Prozent der Aktien von Tesla, nachdem er einen Teil verkauft hatte, um den Kauf von Twitter zu finanzieren. Vor kurzem drohte Musk jedoch damit, die Robotik und KI-Sparte von Tesla nicht mehr vorantreiben zu wollen, wenn ihm nicht 25 Prozent der Stimmanteile am Unternehmen übertragen würden.


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