Und plötzlich war der Spiegel ab

Dennoch ist der "Autopilot" des Tesla in einem entscheidenden Punkt praxistauglicher und zuverlässiger. Während sich der Lenkassistent von Daimler in zu engen Kurven unvermutet abschaltet, fährt der Tesla auf der Landstraße anstandslos über einen kurvigen Bahnübergang dem Vordermann hinterher. Solange das System eine Fahrbahn findet oder dem vorausfahrenden Auto folgen kann, scheint ihm keine Kurve zu eng. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man dem System blind vertrauen kann.

Die vor kurzem erfolgte Warnung des Bundesverkehrsministeriums an die Halter, trotz eingeschaltetem Autopilot den Verkehr ständig aufmerksam zu beobachten, ist durchaus berechtigt. Die Kamera erkennt zwar selbst bei Dunkelheit und starkem Regen die Fahrbahnmarkierung und kann gut die Spur halten. Doch es kommt häufig genug vor, dass die Markierung verschwindet oder unklar verläuft, vor allem vor und in Baustellen. Das System gibt nicht automatisch den gelben Markierungen den Vorrang. Überhaupt nicht klar kommt das System mit anderen Fahrbahnmarkierungen: Den Hütchen einer Tagesbaustelle mussten wir im letzten Moment durch beherztes Lenken ausweichen.

Sehr geringer Abstand zu Leitplanken

Selbst eine Trennfuge im Asphalt nimmt das System schon mal mangels Alternative als Fahrbahnmarkierung. Fehlt die Markierung bei neu asphaltierten Straßen ganz, fährt der Wagen einfach geradeaus weiter. Andererseits schafft der Tesla es problemlos, in kilometerlangen Baustellen die enge linke Spur zu halten. Dabei fährt er bisweilen so dicht an die provisorische Leitplanke, dass man gar nicht hinschauen möchte. Die Abstandswarnung der Ultraschallsensoren blinkt dabei ganz aufgeregt im Armaturenbrett. Trotzdem waren wir zunächst nicht beunruhigt: Das System konnte den seitlichen Abstand zu Leitplanken und anderen Fahrzeugen offenbar sicher einschätzen.

  • Teslas Elektroauto Model S ist eine Limousine der Oberklasse. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Form erinnert an einen Aston Martin Vantage oder einen Jaguar F-Type Coupé. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Auto ist relativ groß, ... (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • ... was das Manövrieren in engen Parkhäusern nicht unbedingt vereinfacht. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Innere: Die Sitze sind aus Leder. Das große Display fällt auf. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Da, wo bei anderen Autos der Motor ist, gibt es beim Tesla Stauraum. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Verarbeitung überzeugte uns nicht immer - etwa bei dieser Abdeckung. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Auto hat einige schicke Details, wie die versenkbaren Türgriffe, ... (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • ... die zum Öffnen ausfahren. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Der Schlüssel, der eine Fernbedienung ist, hat die Form des Autos. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Ein Blick unter die Karosserie des Tesla Model S (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Motor sitzt hinten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Lenkung mit dem Antrieb für den Lenkassistenten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Akku steckt im Unterboden ... (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • ... und muss geladen werden. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Am besten wird das Auto an einem von Teslas Superchargern geladen, ... (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • ... von denen wir auf unseren Touren ... (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • ... diverse kennenlernten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Einige davon waren gut besucht. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Supercharger haben einen Transformator. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Am Supercharger hängt das Kabel. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Kabel für andere Ladessyteme ... (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • ... gehören zur Bordausstattung. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Auf dem großen Bildschirm im Auto wird der Status des Ladens angezeigt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Wird der Ladevorgang zu einer Kaffeepause genutzt, kann der Status auch über die App abgerufen werden. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Auto ist natürlich vernetzt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Gut gefallen hat uns das große Display, auf dem beispielsweise die Bedienungsanleitung angezeigt wird. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Darüber können diverse Fahrzeugparameter gesteuert werden. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Außerdem lässt sich der Stromverbrauch abrufen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Es ist auch das Navigationssystem. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Fahrtrichtung und Energiestatus sowie Fahrzeugumgebung werden auf dem Instrumentendisplay angezeigt. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Besonders interessiert hat uns der Autopilot, das System für automatisiertes Fahren. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die dafür nötigen Sensoren stecken hinter der Karosserie. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Version 8.0 des Systems verlangt, dass der Fahrer die Hände am Lenkrad behält, oder das System schaltet sich ab. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Nicht immer funktioniert das System überzeugend: Es verursachte eine Kollision, bei der ein Außenspiegel beschädigt wurde. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
Besonders interessiert hat uns der Autopilot, das System für automatisiertes Fahren. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)


Eine Fahrt mit dem Autopiloten in der Berliner Innenstadt belehrte uns dann eines Besseren. Zugegeben: Tesla warnt die Fahrer in der Bedienungsanleitung eindeutig: "Der Lenkassistent ist ausschließlich für Autobahnen und Kraftfahrstraßen geeignet. ... Verwenden Sie den Lenkassistenten nicht in der Stadt, in Baustellen oder auf Straßen, die auch von Fahrradfahrern und Fußgängern genutzt werden." Dennoch lässt er sich überall problemlos aktivieren, solange sich das System anhand von Fahrbahnmarkierungen orientieren kann. Auch in der Stadt.

Geschwindigkeitsautomatik funktioniert nicht überall

Zu empfehlen ist das nicht. Verkehrsinseln kennt das System offenbar gar nicht. Auf einer nicht unbedingt engen Straße mit Gegenverkehr erlebten wir mit aktiviertem Autopiloten eine Schrecksekunde. Beim Passieren eines parkenden Lkw machte es einmal laut Klack. Dann baumelte der Außenspiegel neben der Beifahrerscheibe. Warum das passierte, ist schwer nachzuvollziehen (siehe Video). Die Sensoren dürften den parkenden Lkw wohl kaum übersehen haben. Aber der Sicherheitsabstand war nicht groß genug, um das Touchieren zu verhindern. Das hat im Grunde aber nichts damit zu tun, ob das Auto in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs ist.

Im Widerspruch zu Teslas Warnung, den Lenkassistenten nur auf Autobahnen zu benutzen, steht zudem dessen automatische Geschwindigkeitsbeschränkung. Diese funktioniert seltsamerweise nur "in Wohngebieten, auf Straßen ohne Mittelleitplanke oder auf Straßen ohne begrenzten Zugang", wie es in der Anleitung heißt. Dann reduziert und erhöht das Auto automatisch seine Geschwindigkeit, wenn ein Tempolimit erkannt wird. In der Mercedes E-Klasse funktioniert der sogenannte Geschwindigkeitslimit-Pilot hingegen auch zuverlässig auf der Autobahn. Der Tesla ignoriert zudem Tempolimits, wenn sie durch Zusatzschilder zeitlich eingeschränkt werden.

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 Mit dem Knie lenkt es sich besserDie Zukunft des Autofahrens 
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neocron 29. Nov 2016

was du da nicht alles hineininterpretierst ... genau so ist es moeglich, dass das Model S...

ScaniaMF 28. Nov 2016

1. Wenn man sich die Untersuchung des Bundesministeriums für Umwelt durchliest, dann...

ChMu 19. Nov 2016

Kommt hin. Bei constant 90 liegen wir bei gut 13kWh laut Anzeige,bei 120 ( mehr ist hier...

Anonymer Nutzer 14. Nov 2016

Bis vor ca. 2 Wochen wurde der Autopilot auf der o. g. Tesla-Seite noch großspurig als...



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