Und plötzlich war der Spiegel ab
Dennoch ist der "Autopilot" des Tesla in einem entscheidenden Punkt praxistauglicher und zuverlässiger. Während sich der Lenkassistent von Daimler in zu engen Kurven unvermutet abschaltet, fährt der Tesla auf der Landstraße anstandslos über einen kurvigen Bahnübergang dem Vordermann hinterher. Solange das System eine Fahrbahn findet oder dem vorausfahrenden Auto folgen kann, scheint ihm keine Kurve zu eng. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man dem System blind vertrauen kann.
Die vor kurzem erfolgte Warnung des Bundesverkehrsministeriums an die Halter, trotz eingeschaltetem Autopilot den Verkehr ständig aufmerksam zu beobachten, ist durchaus berechtigt. Die Kamera erkennt zwar selbst bei Dunkelheit und starkem Regen die Fahrbahnmarkierung und kann gut die Spur halten. Doch es kommt häufig genug vor, dass die Markierung verschwindet oder unklar verläuft, vor allem vor und in Baustellen. Das System gibt nicht automatisch den gelben Markierungen den Vorrang. Überhaupt nicht klar kommt das System mit anderen Fahrbahnmarkierungen: Den Hütchen einer Tagesbaustelle mussten wir im letzten Moment durch beherztes Lenken ausweichen.
Sehr geringer Abstand zu Leitplanken
Selbst eine Trennfuge im Asphalt nimmt das System schon mal mangels Alternative als Fahrbahnmarkierung. Fehlt die Markierung bei neu asphaltierten Straßen ganz, fährt der Wagen einfach geradeaus weiter. Andererseits schafft der Tesla es problemlos, in kilometerlangen Baustellen die enge linke Spur zu halten. Dabei fährt er bisweilen so dicht an die provisorische Leitplanke, dass man gar nicht hinschauen möchte. Die Abstandswarnung der Ultraschallsensoren blinkt dabei ganz aufgeregt im Armaturenbrett. Trotzdem waren wir zunächst nicht beunruhigt: Das System konnte den seitlichen Abstand zu Leitplanken und anderen Fahrzeugen offenbar sicher einschätzen.
Eine Fahrt mit dem Autopiloten in der Berliner Innenstadt belehrte uns dann eines Besseren. Zugegeben: Tesla warnt die Fahrer in der Bedienungsanleitung eindeutig: "Der Lenkassistent ist ausschließlich für Autobahnen und Kraftfahrstraßen geeignet. ... Verwenden Sie den Lenkassistenten nicht in der Stadt, in Baustellen oder auf Straßen, die auch von Fahrradfahrern und Fußgängern genutzt werden." Dennoch lässt er sich überall problemlos aktivieren, solange sich das System anhand von Fahrbahnmarkierungen orientieren kann. Auch in der Stadt.
Geschwindigkeitsautomatik funktioniert nicht überall
Zu empfehlen ist das nicht. Verkehrsinseln kennt das System offenbar gar nicht. Auf einer nicht unbedingt engen Straße mit Gegenverkehr erlebten wir mit aktiviertem Autopiloten eine Schrecksekunde. Beim Passieren eines parkenden Lkw machte es einmal laut Klack. Dann baumelte der Außenspiegel neben der Beifahrerscheibe. Warum das passierte, ist schwer nachzuvollziehen (siehe Video). Die Sensoren dürften den parkenden Lkw wohl kaum übersehen haben. Aber der Sicherheitsabstand war nicht groß genug, um das Touchieren zu verhindern. Das hat im Grunde aber nichts damit zu tun, ob das Auto in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs ist.
Im Widerspruch zu Teslas Warnung, den Lenkassistenten nur auf Autobahnen zu benutzen, steht zudem dessen automatische Geschwindigkeitsbeschränkung. Diese funktioniert seltsamerweise nur "in Wohngebieten, auf Straßen ohne Mittelleitplanke oder auf Straßen ohne begrenzten Zugang", wie es in der Anleitung heißt. Dann reduziert und erhöht das Auto automatisch seine Geschwindigkeit, wenn ein Tempolimit erkannt wird. In der Mercedes E-Klasse funktioniert der sogenannte Geschwindigkeitslimit-Pilot hingegen auch zuverlässig auf der Autobahn. Der Tesla ignoriert zudem Tempolimits, wenn sie durch Zusatzschilder zeitlich eingeschränkt werden.
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