Mit dem Knie lenkt es sich besser
Eine lange Baustelle bei Hannover sorgte an jenem Tag dafür, dass wir den zweiten Supercharger auf dem Weg nach Brüssel etwa vier Stunden später als geplant erreichten. Aus der insgesamt achtstündigen Fahrt würden also mindestens zwölf werden. Ein Berufskraftfahrer hätte die erlaubte Lenkzeit damit schon deutlich überschritten. Statt eines Jägerschnitzels im Autohof erscheint ein Nickerchen auf den bequemen Ledersitzen eher angeraten. Doch was ist das? Das beim Fahren superleise Elektroauto brummt richtig laut, wenn die Akkus mit 100 kW Leistung ihren Strom tanken. Dank Ohrstöpseln wird der 40-minütige Ladestopp doch noch erholsam.
Doch nicht nur die Zwangspausen an den Superchargern sorgen dafür, dass man solch lange Fahrten mit einem Tesla gut durchstehen kann. Der sogenannte Autopilot, eine Kombination aus Abstandsregeltempomat und Lenkassistent, erleichtert die Fahrt ungemein. Trotz aller Kritik. Gerade auf längeren Strecken mit wenig Lkw-Verkehr nimmt der Tesla dem Fahrer damit das Fahren fast komplett ab. Stop-and-go-Verkehr im Stau erledigt der Wagen ebenfalls von selbst. Das unterscheidet sich dann nur noch wenig von den hochautomatisierten Fahrzeugen, die Golem.de im vergangenen Jahr getestet hat.
Die Freihanderkennung nervt
Wenn da nicht die sogenannte Freihanderkennung wäre. Denn mit der Einführung der Version 8.0 des Autopiloten sind die Zeiten vorbei, in denen der Tesla auf der Autobahn praktisch ohne Griff ans Lenkrad gefahren werden konnte - was zurecht als sehr gefährlich und illegal kritisiert wurde. Nun mahnt das System bei normalem Autobahnverkehr etwa nach zwei Minuten den Fahrer, das Lenkrad festzuhalten. Das ist immerhin noch deutlich später als bei der Mercedes E-Klasse, die ebenfalls über einen sogenannten Lenkpiloten verfügt. Der Mercedes leitet bei höheren Geschwindigkeiten schon nach einer Minute ohne Berührung des Lenkrads eine Zwangsbremsung ein.
Allerdings funktioniert bei Daimler die Lenkradkontrolle deutlich besser. Dort reicht eine leichte Berührung des Lenkrads, der Tesla dagegen möchte gerne eine spürbare Lenkbewegung als Bestätigung, dass der Fahrer die Kontrolle über das Auto hat. Zu heftig darf sie aber auch wieder nicht sein. Denn der Lenkassistent kann durch eine kurze Bewegung des Lenkrads auch deaktiviert werden. "Selbst im geringen Maß", wie es in der Bedienungsanleitung heißt. Fällt die Bestätigung ein bisschen zu stark aus, schaltet sich der Lenkassistent daher automatisch ab. Und zwar kommentarlos.
Spurwechselassistent mit Tücken
Während der Fahrer glaubt, den Lenkassistenten bestätigt zu haben, hat er ihn in Wirklichkeit deaktiviert. Das passierte uns mehrfach. Am Ende gingen wir dazu über, das Lenkrad kurz mit dem Knie zu bewegen. Die Wahrscheinlichkeit, die Funktion damit zu deaktivieren, war deutlich geringer als bei einer Bestätigung mit der Hand. Ignoriert der Fahrer mehrfach die Warnhinweise, leitet der Tesla eine Zwangsbremsung ein. Zudem bleibt der Autopilot bis zur nächsten Fahrpause gesperrt.
Ähnlich problematisch verhält sich der Spurwechselassistent. Dieser wird gestartet, wenn der Fahrer bei aktiviertem Lenkassistenten den Blinker betätigt. Auch hier verlangt der Tesla eine Bewegung des Lenkrads, um einen Überholvorgang einzuleiten. Dabei geschah es ebenfalls häufig, dass durch die vermeintliche Bestätigung des Spurwechselassistenten unabsichtlich der Lenkassistent deaktiviert wurde. Wenigstens warnt das System in diesem Fall den Fahrer, dass sich die Funktion abgeschaltet hat. Auch hier ist die E-Klasse komfortabler: Wenn man länger als zwei Sekunden den Blinker betätigt, wechselt der Mercedes im Geschwindigkeitsbereich zwischen 80 und 180 km/h von selbst die Fahrbahn. Ohne weitere Bestätigung.
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