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Telekom-Überbau in München: Branche fordert Bundesnetzagentur zum Handeln auf

Die Ankündigung der Telekom, das Netz von M-net in der Münchner Innenstadt zu überbauen, löst starke Reaktionen aus. Anga und Breko rufen nach dem Regulierer.
/ Achim Sawall
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M-Net-Chef Nelson Killius auf dem Branchentreff Anga Com 2023 (Bild: Anga)
M-Net-Chef Nelson Killius auf dem Branchentreff Anga Com 2023 Bild: Anga

Anga-Geschäftsführerin Andrea Huber hat nach der Überbau-Ankündigung der Telekom in München kritisiert, dass man seit April auf die zugesagte vertiefende Analyse der Doppelausbau-Monitoringstelle der Bundesnetzagentur warte. Der Zwischenbericht, der Sorgen der Telekom-Wettbewerber bestätigt habe, habe schon im April vorgelegen.

Auf die Ergebnisse der Analyse "warten wir seitdem. Von politischer Seite ist bis heute nichts geschehen. Dafür setzt die Telekom ihre Überbau-Aktivitäten fort - jetzt in München, der am besten mit Glasfaser erschlossenen Großstadt in Deutschland" , erklärte die scheidende Anga-Geschäftsführerin am 16. August 2024.

Huber betonte: "Es ist höchste Zeit, endlich klare Regeln zu schaffen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen, wenn wir beim Glasfaserausbau sinnvoll, effizient und im fairen Wettbewerb vorankommen wollen."

Telekom wollte offenbar Einigung

Die Telekom erklärte Golem.de, dass sie in München wie in Regensburg einen FTTH-Ausbau gemeinsam mit den Stadtwerken gewollt habe. "Das war allerdings leider nicht möglich" , sagte eine Sprecherin. Laut Brancheninsidern sind FTTB-Betreiber wie M-net oder Netcologne in Köln, wo die Telekom ebenfalls überbaut, beim Ausbau zu FTTH sehr gebremst aktiv, weil man dazu mit vielen Haushalten verhandeln muss. Bis zu 90 Prozent der Glasfaserhauhalte in München sind mit FTTB versorgt, wo im Download und Upload zusammen maximal 1 GBit/s möglich sind. 1 GBit/s schaffe laut Insidern tatsächlich nur ein Bruchteil dieser Anschlüsse.

Laut Breko-Geschäftsführer Stephan Albers erreicht(öffnet im neuen Fenster) der Doppelausbau der Telekom eine neue Dimension: "Während viele Großstädte in Deutschland und Bayern noch auf die Ersterschließung warten, baut das marktbeherrschende Unternehmen lieber dort aus, wo bereits zwei Drittel der Bevölkerung Zugang zum Glasfasernetz hat."

Die Telekom und M-net kündigten im Juni 2021 gemeinsam an, dass die Telekom das FTTH/B-Netz von M-net mitvermarkten und in nicht ausgebauten Gebieten ein eigenes Glasfasernetz für 500 Millionen Euro errichten werde, zu denen wiederum M-net einen Open-Access-Zugang erhalte. Doch seitens der Telekom laufe die Zusammenarbeit sehr schleppend an, war aus Branchenkreisen zu erfahren .

M-net und Telekom sind Open-Access-Partner

M-net ist der Netzbetreiber der Stadtwerke in großen bayerischen Metropolen. Der gemeinsame Glasfaserausbau mit den Stadtwerken läuft bereits seit dem Jahr 2010 und 70 Prozent der Münchner Haushalte sind mit Fiber-To-The-Building-Topologie versorgt.

In den kommenden acht bis zehn Jahren wird das Netz bis in die Wohnungen (FTTH) erweitert werden . Dieser Ausbau läuft bereits.

Laut Albers wird durch den Überbau der Telekom der flächendeckende Glasfaserausbau ausgebremst. "Die Telekom bindet Bauressourcen, die woanders dringender benötigt werden, schadet der Umwelt mehr als nötig und belastet die Münchnerinnen und Münchner, deren Bürgersteige und Straßen ein zweites Mal aufgerissen werden" , betonte der Breko-Geschäftsführer.

Der Doppelausbau-Zwischenbericht der Monitoringstelle der Bundesnetzagentur zeige: Die Telekom habe sich bei der Mehrzahl der gemeldeten Doppelausbau-Fälle nur auf besonders lukrative Kernbereiche beschränkt. "Das trifft in München nun erneut zu."

Der Breko fordere erneut ein Ende des Doppelausbaus und Lösungen über Open-Access-Vereinbarungen. Bundesregierung und Bundesnetzagentur stünden in der Pflicht, Maßnahmen gegen das volkswirtschaftlich widersinnige Verhalten der Telekom zu ergreifen.

Telekom: Strategischer Überbau ein Popanz

Telekom-Sprecher Henrik Schmitz erklärte: "Mit seinem Statement in Sachen FTTH-Ausbau in München beweist der BREKO-Geschäftsführer, dass ihm wenig an Fakten und viel an Stimmungsmache gelegen ist. Die Telekom baut eben nicht den 'lukrativen Ortskern' von München aus, sondern bereits seit drei Jahren in den Außenbezirken. Wir bauen also flächendeckend; auch anderswo in Bayern."

Der zusätzliche Ausbau in München Innenstadt erfolge nun, nachdem eine dort angestrebte Kooperation nicht möglich war. Kooperation seien von der Telekom auch mit verschiedenen BREKO-Unternehmen erfolgreich geschlossen worden und würden praktiziert. "Aktuell gibt es eine weitere Kooperation mit den Stadtwerken in Regensburg (Bayern). Hinzu kommt, dass München eben nicht zu 70 Prozent mit FTTH versorgt ist, sondern zu großen Teilen mit FTTB. Auf den FTTH-Ausbau kommt es aber an" , erklärte Schmitz. Die Monitoringstelle der Bundesnetzagentur habe wohl eher gezeigt, dass der behauptete 'strategische Überbau' ein "Popanz der Wettbewerber ist, mit dem sie ihre Monopolmodelle absichern wollen" .

Die Bundesnetzagentur hatte im April die Rolle der Telekom beim Überbau von Glasfaser anderer Betreiber kritisiert . Die Behörde stellte fest, dass "die Telekom - verglichen mit anderen doppelt ausbauenden Netzbetreibern - häufiger kurzfristig auf den Vertriebsstart eines zuerst aktiven Wettbewerbers reagiert oder nur lukrative Kerngebiete erschließt" . Zugleich halten sich laut Bundesnetzagentur die Fälle, in denen die Telekom oder ein Konkurrent als doppelt ausbauende Unternehmen bezeichnet wurden, rein zahlenmäßig die Waage.


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