Telekom: Münzzahlung in Telefonzellen wird bundesweit deaktiviert

Die Deutsche Telekom hat Informationen über die Abschaltung aller Telefonzellen "im Wesentlichen" bestätigt. Eine Sprecherin sagte Golem.de auf Anfrage: "Der Bedarf an öffentlichen Telefonen ist seit Jahren stark rückläufig. Öffentliche Telefonstellen werden dementsprechend bereits seit Jahren einvernehmlich mit den Kommunen und Gemeinden zurückgebaut."
Dazu werde am 21. November 2022 zunächst die Münzzahlung bundesweit deaktiviert. Ab Ende Januar werde dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den öffentlichen Telefonen eingestellt.
Die Stuttgarter Nachrichten berichteten zuvor unter Berufung auf Schreiben der Telekom an die Rathäuser und kommunalen Verbände, dass bis Februar 2023 alle Telefonzellen abgeschaltet werden.
"Mehr als 90 Prozent der ehemals über 160.000 öffentlichen Telefone wurden in den letzten Jahren bereits abgebaut, weil sie niemand mehr genutzt hat. Verblieben sind noch rund 12.000 öffentliche Telefone(öffnet im neuen Fenster) , die nun ebenfalls abgeschaltet werden" , betonte die Sprecherin.
Ein Drittel der Zellen seit Monaten ungenutzt
Wann Standorte abgebaut würden, werde man den betroffenen Kommunen rechtzeitig vorab mitteilen, sagte sie. Rund ein Viertel der Standorte werde ohne öffentliche Telefonfunktion als Small Cells für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks weiter genutzt.
Die Gründe für den Abbau der öffentlichen Telefone sind vielschichtig: Mit dem Mobilfunk habe jeder seine "persönliche Telefonzelle" dabei, sagte die Sprecherin. Die Nutzung der öffentlichen Telefonie gehe somit gegen null. "Der Hauptgrund für die Einstellung des Services ist daher die Unwirtschaftlichkeit. So wurde an rund einem Drittel der öffentlichen Telefone - 3.800 Standorte - im letzten Jahr kein einziges Gespräch geführt."
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Im Schnitt mache ein öffentliches Telefon bei der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz pro Monat. Das stehe in keinem Verhältnis zu den Unterhaltskosten, die den Umsatz um ein Vielfaches überstiegen: Betriebskosten, Standmiete und Reinigung sowie auch immer wieder die Kosten für die Beseitigung von Schäden, oft durch Vandalismus und Diebstahl.
"Darüber hinaus gestaltet sich die Beschaffung von Ersatzteilen immer schwieriger. Neuere Entwicklungen bei externen Zulieferern erschweren zunehmend die Instandhaltung. Ersatzteile für öffentliche Telefone werden kaum noch produziert und sind teilweise gar nicht mehr erhältlich" , erklärte die Sprecherin.
Zudem würden die geplanten Rückbaumaßnahmen erheblich Energie einsparen. Im Schnitt benötige ein öffentliches Telefon je nach Ausstattung zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr. Mit der Abschaltung der ungenutzten Technik ließen sich zwischen 6 und 15 Millionen Kilowattstunden jährlich einsparen.
Eine Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone besteht seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) Ende 2021 nicht mehr.



