Telekom-Chef: "Vectoring schafft Wettbewerb"

Die Telekom schafft ihre eigene Definition von Netzneutralität: möglichst viele neue Dienste. Außerdem solle das Kupferkabel nicht unterschätzt werden - das exklusive Vectoring des Unternehmens schaffe Wettbewerb und verhindere ihn nicht, glaubt Vorstandsmitglied van Damme.

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Niek Jan van Damme - Chef der Telekom Deutschland
Niek Jan van Damme - Chef der Telekom Deutschland (Bild: Telekom)

Die Telekom scheut den Streit mit Netzaktivisten ebenso wenig wie den mit Breitband-Befürwortern. Der Telekom Deutschlandchef Niek Jan van Damme sagte im Gespräch mit der Rheinischen Post, dass Spezialdienste im Internet künftig dazugehörten - und wichtig seien für den Ausbau des Kommunikationsnetzes.

"Es ist gut, dass wir künftig beim Internetverkehr etwas differenzieren können, um manche sensible Dienste erst zu ermöglichen", sagt van Damme im Gespräch mit der Rheinischen Post an diesem Samstag. "Mit einem Zwei-Klassen-System hat das nichts zu tun."

"Um das mal klar und unmissverständlich zu sagen, die Deutsche Telekom steht für Netzneutralität. Aber ein freies und offenes Internet bedeutet auch, dass möglichst viele neue Dienste entstehen können," sagte van Damme. "Also müssen wir für manche Angebote auch die dafür notwendigen technischen Voraussetzungen schaffen. Sonst würden wir die neuen Dienste ja faktisch verhindern - das wäre genau das Gegenteil eines freien Internets", heißt es in dem Interview weiter.

Kritiker bezweifeln jedoch, dass Spezialdienste wirklich notwendig sind. Weder bei autonomen Autos noch bei Streaming-Anwendungen gibt es akuten Bedarf. Aktivisten werfen Internetserviceprovidern wie der Telekom deswegen vor, Spezialdienste nur einführen zu wollen, um ihren eigenen Gewinn zu maximieren.

Auch Glasfaserausbau ist umstritten

Auch zum Streitthema Glasfaserausbau äußert sich van Damme: "Mit einem Netz von 400.000 Kilometern" sei die Telekom "das mit Abstand größte Glasfaserunternehmen in Deutschland". Außerdem sollten Kupferkabel nicht unterschätzt werden - mit der Super-Vectoring-Technologie könnten dort Übertragungsraten von bis zu 250 Mbit/s erreicht werden.

Bis Ende des Jahres 2018 will die Telekom - die richtigen "regulatorischen Rahmenbedingungen vorausgesetzt" - 86 Prozent von Nordrhein-Westfalen mit schnellem Internet versorgen können, sagt van Damme. Damit sind Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s im Downstream und 40 Mbit/s im Upstream gemeint.

Kritiker werfen der Telekom vor, mit der Vectoring-Technologie den Ausbau schneller Glasfaserleitungen zu verhindern. Die Telekom selbst definiert ihre so aufgerüsteten Kupferanschlüsse jedoch als Glasfaseranschluss. Wer einen echten Glasfaseranschluss in einem von der Telekom nicht ausgebauten Gebiet haben will, kann diesen bekommen - muss aber mit mindestens 8000 Euro Kosten plus Tiefbaukosten rechnen.

Vectoring ist auch umstritten, weil nur ein Anbieter in einem Ortsnetz die Technologie anbieten kann. Damit könnte ein neues Monopol geschaffen werden. Auch diese Sorgen bezeichnet van Damme als unbegründet: "Der Zusammenhang ist anders. Wenn wir auf Vectoring verzichten, haben die Kabelnetzfirmen wie Unitymedia in vielen Gebieten ein Monopol auf besonders schnelles Internet. Wenn wir dagegen aufrüsten, können auch andere Telefonfirmen unsere schnellen Anschlüsse anmieten. Wir schaffen also mehr Wettbewerb." Es ist eben alles eine Frage der Definition.

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Ovaron 30. Mai 2016

Die Telekom Garantiert das bei VDSL50 mindestens 27 Mbit ankommen und bietet diesen...

Ibob 30. Mai 2016

Würzburg, Unterfranken, ca. 130k Einwohner, hier im Stadtteil 7300 Laut Telekom wurde...

Ibob 30. Mai 2016

Eben, hatte hier bis vor kurzen 13k die reinkamen, nach dem Vectoring-Ausbau der Telekom...

neocron 30. Mai 2016

in anderen Gebieten wurde VDSL von der Telekom ausgebaut, und nun kommen ploetzlich neue...



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