Telekom gibt Fehler zu: Man hat zu lange auf das Kupferkabel gesetzt

Der Chef für Kooperationen der Telekom findet erstmals kritische Worte. Er nahm an der Verabschiedung des Wilhelm.tel-Chefs teil, der Tim Höttges einen Schurken genannt hatte.

Artikel veröffentlicht am ,
Thilo Höllen, Senior Vice President (SVP) Breitbandkooperationen der Telekom
Thilo Höllen, Senior Vice President (SVP) Breitbandkooperationen der Telekom (Bild: Deutsche Telekom)

Die Deutsche Telekom habe zu lange auf das Kupferkabel gesetzt. "Das war ein Fehler", sagte Thilo Höllen, Senior Vice President (SVP) Breitbandkooperationen der Telekom, dem Hamburger Abendblatt. Höllen gab die Einschätzung bei der Verabschiedung von Wilhelm.tel-Chef Theo Weirich (67) in den Ruhestand.

Weirich ist eine schillernde Persönlichkeit in der Branche, der die Telekom für ihr Beharren auf Vectoring und den Kurs gegen kommunale Glasfasernetzbetreiber immer wieder pointiert attackiert hat. Er war 24 Jahre bei den Stadtwerken und sitzt im Präsidium des Branchenverbands Buglas.

Timo von Lepel, Chef des kommunalen Kölner Netzbetreibers Netcologne, erinnerte sich im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt an die erste Begegnung Weirichs mit Telekom-Konzernchef Tim Höttges. "Wissen Sie, Herr Höttges, die Frauen lieben Sie", habe Weirich diesen begrüßt. Was dem sofort geschmeichelt habe, bis Weirich nachsetzte mit der Bemerkung: "Frauen lieben alle Schurken." Der Gesichtsausdruck von Höttges sei unvergesslich gewesen, sagte von Lepel.

Weirich: Verkauft unser Netz nicht!

Weirich beschwor seine Nachfolger bei Wilhelm.tel und die Stadtvertretung, das stadteigene Glasfasernetz nicht zu verkaufen: "Diese Daseinsvorsorge darf nicht an irgendwelche Investoren oder Zecken veräußert werden", sagte er. Weirichs Nachfolger als Geschäftsführer wird Arne Mietzner (55), der bereits seit vielen Jahren die Netzplanung für FTTH leitete.  

Eigentlich macht auch die Telekom schon seit Langem FTTH: Der Konzern bot bereits im Jahr 2012 Glasfaser als FTTH mit einer Datenübertragungsrate von 200 MBit/s im Download und 100 MBit/s im Upload an. Jedoch war der führende Netzbetreiber Deutschlands nicht besonders erfolgreich bei der Vermarktung. Deshalb konzentrierte sich der Konzern danach jahrelang weitgehend auf das Vectoring und baute kaum noch Glasfaser bis zum Endkunden.

Vom Telekom-Management wurde immer wieder erklärt, auf lange Jahre brauche niemand höhere Datenraten, als sie durch Vectoring erzeugt werden könnten. Erst im Mai 2018, nach vielen verlorenen Jahren, machte Höttges auf der Hauptversammlung der Telekom erstmals wieder konkrete Zusagen zu FTTH: "Ab 2021 wird die Telekom jedes Jahr rund zwei Millionen Haushalte direkt mit Glasfaser anschließen." Die Anzahl wurde später erhöht. Durch diesen Kurs von Höttges liegt der FTTH-Ausbau der Telekom weit zurück und alternative Betreiber sind hier führend.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Nore Ply 01. Feb 2023 / Themenstart

Bitte entmutige unseren kleinen zornigen Freund nicht. Er möge selbst seinem gerechten...

Faksimile 27. Jan 2023 / Themenstart

Was in vielen Fällen bei den Kunden Hoffnungen geweckt hat, die nie erfüllt werden...

robinx999 27. Jan 2023 / Themenstart

Die kleinen Firmen haben halt oft auch nur wenige Tarife sind aber teuer und haben viel...

/mecki78 27. Jan 2023 / Themenstart

Es war nur unbrauchbar für DSL, weil das nur über Kupfer ging und die Telekom eben kein...

Kommentieren



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Entlassungen bei Techfirmen
Weniger Manager sind besser

Entlassungen sind schlimm, aber die Begründungen dafür etwa von Meta kann ich zum Teil verstehen. Auch die Forderungen nach Rückkehr ins Büro finde ich richtig.
Ein IMHO von Brandur Leach

Entlassungen bei Techfirmen: Weniger Manager sind besser
Artikel
  1. Reddit: Stundenlanger Ausfall, weil niemand mehr den Code kennt
    Reddit
    Stundenlanger Ausfall, weil niemand mehr den Code kennt

    Die Analyse eines schwerwiegenden Ausfalls bei Reddit zeigt, wie kritisch institutionelles Wissen sein kann.

  2. Ausfuhrbilanz 2022: Elektroautoexporte um zwei Drittel gestiegen
    Ausfuhrbilanz 2022
    Elektroautoexporte um zwei Drittel gestiegen

    Eine halbe Million exportierter Autos hat inzwischen schon einen reinen Elektroantrieb.

  3. E-Fuels: EU-Kommission widerspricht Scholz im Verbrennerstreit
    E-Fuels
    EU-Kommission widerspricht Scholz im Verbrennerstreit

    Sollten die Angaben der EU-Kommission im Streit um das Verbrenner-Aus zutreffen, wäre das für die Bundesregierung blamabel.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Ryzen 9 7900X3D 619€ • Crucial SSD 2TB (PS5) 158€ • Neu: Amazon Smart TVs ab 189€ • Nur bis 24.03.: 38GB Allnet-Flat 12,99€ • MindStar: Ryzen 9 5900X 319€ • Nintendo Switch inkl. Spiel & Goodie 288€ • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Spiel 569€ • LG OLED TV -57% [Werbung]
    •  /