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Telekom-Chef Tim Höttges: "M-net hat uns vier Jahre an der Nase herumgeführt"

Durch die Stadtwerke und M-net sind bereits 70 Prozent der Münchner Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Die Telekom legt dar, warum sie das nun überbaut.
/ Achim Sawall
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Telekom überbaut in München: Die Gründe dafür waren bisher nicht deutlich. (Bild: Deutsche Telekom)
Telekom überbaut in München: Die Gründe dafür waren bisher nicht deutlich. Bild: Deutsche Telekom

Telekom-Chef Tim Höttges hat auf dem Kapitalmarkttag des Konzerns seine Sicht auf den Streit mit dem Netzbetreiber M-net in München offengelegt(öffnet im neuen Fenster) . Der lokale Netzbetreiber habe die Telekom vier Jahre lang hintergangen, "an der Nase herumgeführt" , um den Glasfaserausbau der Telekom in der Münchener Innenstadt zu verhindern, erklärte Höttges am 10. Oktober 2024.

"Ich war persönlich vor vier Jahren mit meinem Kollegen Srini Gopalan und anderen in München und wir haben damals mit der M-net und den Stadtwerken vereinbart, dass die M-net die Gebiete 1 und 2 München-Stadt mit Glasfaser ausbaut und wir die Gebiete 3 und 4 ausbauen. Das ist der Speckgürtel, um München herum" , sagte Höttges.

Man habe verabredet, erklärte Höttges, dass M-net Zugang auf die Telekom-Infrastruktur im außerstädtischen Bereich Münchens bekomme, während die Telekom auf Wholesale-Basis reziprok den Zugang auf das M-net-Netz im Stadtkernbereich erhalte. Die Vereinbarung wurde getroffen, obwohl M-net nur FTTB (Fiber To The Building) und kein FTTH (Fiber To The Home) ausbaue, sagte Höttges.

Höttges: "M-net hatte nie Interesse, uns ihre Infrastruktur zur Verfügung zu stellen"

"Dann haben wir vier Jahr verhandelt mit der M-net, um dann zu lernen, dass die nie ein Interesse hatten, uns ihre Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Sehr geschickt gemacht von der M-net, uns vier Jahre da rauszuhalten. Ich habe Respekt davor, wie die uns an der Nase herumgeführt haben" , betonte Höttges.

Tatsächlich hatten die Telekom und M-net im Juni 2021 gemeinsam angekündigt , dass die Telekom das FTTH/B-Netz von M-net mitvermarkten und in nicht ausgebauten Gebieten ein eigenes Glasfasernetz für 500 Millionen Euro errichten wolle, zu denen wiederum M-net einen Open-Access-Zugang erhalte. M-net ist der Netzbetreiber der Stadtwerke in großen bayerischen Metropolen. Der gemeinsame Glasfaserausbau mit den Stadtwerken läuft bereits seit dem Jahr 2010. Der größte Teil des M-net-Netzes in München ist nur FTTB (Fiber To The Building).

Die Telekom erklärte dann im August 2024 , ihren Glasfaserausbau im Stadtgebiet München auf das Zentrum zu erweitern und damit das Netz von M-Net zu überbauen, für insgesamt rund 674.000 Haushalte und Unternehmen bis Ende 2032.

M-net-Sprecher Hannes Lindhuber sagte Golem.de auf Anfrage: "Eine solche Äußerung entspricht nicht den Tatsachen und geht völlig an der Realität vorbei." An die Zusage vom Juni 2021 "haben wir uns seitens M-net selbstverständlich gehalten und die entsprechende Kooperation umgesetzt: 2022 wurde die entsprechende Wholesale-Vereinbarung mit der Telekom unterzeichnet und die technische Realisierung gestartet. Die technische Implementierung wurde 2024 abgeschlossen, nachdem sich diese aufgrund der besonderen Anforderungen der Telekom - zuletzt die Einführung der neuen Pro-Bandbreiten - verzögert hatte. Seit 26. September können Kunden bei der Telekom diese Bandbreiten buchen, und die ersten Telekom-Kunden über das FTTH-Glasfasernetz von M-net wurden bereits einen Werktag später aktiv geschaltet."

Höttges habe auch selbst von einem reziproken Zugang gesprochen. Die Realität ist laut Lindhuber: "Heute, drei Jahre später, hat die Telekom in München Zugriff auf das Netz von M-net in München - wir aber nicht auf das Netz der Telekom." Und wenn die Telekom jetzt auch passiven Zugang wolle, müsse man die Frage stellen, ob sie denn selbst auch bereit sei, Wettbewerbern passiven Zugang zu gewähren.


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