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Telekom-Chef: Ersatz von Huawei-Software für dreistelligen Millionenbetrag

Die Telekom rechnet mit hohen Kosten, um selbst eine Software zu schreiben, die alle Antennen steuert und konfiguriert. Doch man hat damit begonnen.
/ Achim Sawall
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Telekom-Chef Tim Höttges am 8. August 2024 (Bild: Deutsche Telekom/Screenshot Golem.de)
Telekom-Chef Tim Höttges am 8. August 2024 Bild: Deutsche Telekom/Screenshot Golem.de

Die Deutschen Telekom wird für die Entwicklung eigener Software für die Steuerung ihrer 5G-Antennen einen dreistelligen Millionenbetrag ausgeben. Das sagte Konzernchef Tim Höttges am 8. August 2024 in einer Fragerunde mit Journalisten(öffnet im neuen Fenster) zur Einigung zwischen Regierungsvertretern und Netzbetreibern zum Umgang mit chinesischen Ausrüstern im Juli 2024. "Allein für die Software ist es ein dreistelliger Millionenbetrag, würde ich sagen."

Das Verbot, das Ende 2029 in Kraft tritt, wird nur die "kritischen Funktionen der 5G-Netzmanagementsysteme" , also der Software, betreffen. Laut einer Quelle bei Huawei müsste dies nicht einmal das gesamte Elementmanagementsystem (EMS) abdecken, hat Golem.de zuvor berichtet. Jedoch muss keine einzige Antenne ausgetauscht werden und es gibt weitgehende Rechtssicherheit, auch in den nächsten Jahren Huawei-Antennen weiter verbauen zu können.

"Es gibt jetzt Planungssicherheit und wir haben eine Vereinbarung mit der Regierung" , sagte Höttges. Die Umsetzung erfordere eine "Anzahl neuer Fähigkeiten bei der Telekom" , was "viele Herausforderungen" bedeute.

Software, die alle Antennen steuert und konfiguriert

Das Verbot von chinesischer Technologie im Kern des Netzwerks habe die Telekom "in den letzten Jahren bereits implementiert. Im IP-Aggregationsnetzwerk und im Core nutzen wir keine Huawei-Technik. Das ist der einfachste Teil." erklärte Höttges. Technik von ZTE setze die Telekom sowieso nicht ein.

"Bis 2029 müssen wir eine Software entwickeln, die alle Antennen steuert und konfiguriert" , sagte er. Eine solche Software könne man weder in Europa noch in den USA kaufen. Die Telekom habe mit der Entwicklung dieser Software bereits begonnen. Belege für Sicherheitslücken in der Software hat die Bundesregierung nie vorgelegt.

"Die Software gibt es einfach nicht. Die ist sehr integriert in die Wortschöpfung der Antennenhersteller. Wir wollen letztlich diese Software kontrollieren. Wir wollen Unabhängigkeit in unserer Infrastruktur" betonte Höttges. Man wolle sich aber anschauen, welche Software verfügbar ist, "es sind immer Teile davon" .

Langfristiges Ziel: Mehr Open RAN, aber ...

Die langfristige Netzstrategie sei laut Höttges "Open RAN und Souveränität" . Bis zum Jahr 2026 wolle man 3.000 mobile Antennen mit dem Standard im Einsatz haben. Nach bisherigen Aussagen der Telekom ist Open RAN noch weit davon entfernt, den Standards des Marktführers Telekom zu genügen.

Selbst in Mobilfunknetzen auf dem Land gebe es mit Open RAN noch Probleme mit der Energieeffizienz und der Performance der Antennen, erklärte ein Telekom-Manager im April 2022.

Im April 2023 hatte Telekom Vice President Franz Seiser im Gespräch mit Golem.de eingeräumt , nie echte Vergleichszahlen zur Energieeffizienz und Datenrate für ihren ersten Einsatz von Open RAN im Live-Netz in Neubrandenburg genannt zu haben. Grund sei, dass es sich um ein "anderes Spektrum und Bandbreite gehandelt hat. Das zu erklären, wäre viel zu kompliziert gewesen" , sagte er.

Das Ziel der Telekom sei, im Jahr 2025 Open RAN ohne Kopfzerbrechen einsetzen zu können. Doch wenn Open RAN für den Kunden nicht die gleiche Nutzererfahrung biete wie die bestehende Technik, werde man sie nicht verwenden, habe Seiser als Auflage von seinem Chief Technology Officer bekommen. Neubrandenburg habe gezeigt: "Das ist nicht skalierbar, wir müssen besser werden. Wir können nicht jedes Mal ganz neu anfangen und überlegen, warum irgendwas nicht mehr funktioniert, wenn wir eine neue Software einsetzen."

Er wolle, die Baseband Software per Mouseklick sofort ändern können, ohne über die Hardware nachdenken zu müssen. "Aber so etwas existiert noch nicht" , sagte Seiser. Welche Baseband Software man am Server einsetzen kann, sei leider weiterhin "extrem limitiert. Ich möchte aber keine neuen Abhängigkeiten. Ich will Flexibilität." Am wichtigsten sei das Erreichen von End-to-End-Integration. "Das ist wohl der dickste Brocken" , dies zu erleichtern und zu automatisieren, seien die Kernpunkte, sagte Seiser.


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