Telefónica Deutschland: Keiner der Glasfaserinvestoren verdient bislang Geld

Weil noch zu wenige Haushalte Glasfaser buchen, ist damit nach Aussagen der Branche derzeit noch kein Geld zu verdienen. Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas sagte Table.Today(öffnet im neuen Fenster) : "Bislang hat noch keiner, der in Glasfaser in Deutschland investiert hat, einen Euro verdient."
Laut einer Markteinschätzung(öffnet im neuen Fenster) der Management- und Technologieberatung Sopra Steria vom Januar 2025 sanken durch Überkapazitäten bei den Baufirmen die Preise pro Anschluss. Durch Neuverhandlungen ließen sich die Preise um 20 bis 50 Prozent reduzieren. Durch Preissenkungen für einen Glasfaseranschluss - von der Planung bis zur Kundeninstallation - sänken die Kosten auf weniger als 1.000 Euro pro Anschluss.
Glasfaser kann sich noch gar nicht amortisiert haben
Für die Glasfaseranbieter ist diese Entwicklung attraktiv. "Die Margen für Glasfaseranschlüsse steigen, zudem amortisieren sich die Investitionen deutlich schneller" , sagte Karl-Heinz Kohne, Account Manager Fibre im Geschäftsbereich Telecommunications, Media & Technology bei Sopra Steria. Andere Insider gehen davon aus, dass sich der Bau von Glasfasernetzen in Deutschland in einem Zeitraum von rund 20 Jahren amortisiert. "Investitionen in Glasfaser amortisieren sich nach unserer Schätzung nach circa 23 Jahren. Vor allem die derzeit sehr niedrige Homes-Activated-Quote treibt die Kosten in die Höhe. Sobald die Glasfaserunternehmen es schaffen, mehr Kunden auf das Netz zu bekommen oder die Auslastung zu erhöhen, geht die Amortisationszeit signifikant herunter" , sagte Karl-Heinz Kohne, Account Manager Fibre im Geschäftsbereich Telecommunications, Media & Technology bei Sopra Steria.
Eine verpflichtende Kupferabschaltung sei nicht die Lösung. Haas betonte: "Ich denke, es ist schon richtig, eine Technologie nicht gegen den Willen der Kunden und Kundinnen einzuführen." Telefónica Deutschland baut selbst keine Glasfaser aus, die spanische Konzernmutter ist aber an dem Glasfasernetzbetreiber UGG (Unsere Grüne Glasfaser) beteiligt. Telefónica Deutschland vermarktet die Vectoring- und FTTH-Netze anderer Betreiber, besonders der Deutschen Telekom.
UGG: Glasfaser-Joint Venture der Telefónica macht eine Pause
UGG macht nach mehreren Übernahmen in diesem Jahr eine Pause mit der Neuvermarktung, um den Ausbau in verschiedenen Gebieten abzuschließen. Die Wirtschaftswoche hatte berichtet, das gesamte Expansionsteam des Netzbetreibers sei entlassen worden. Das Unternehmen ist ein Glasfaser-Joint-Venture der spanischen Telefónica Group und der deutschen Allianz Versicherung. Allianz-Sprecherin Pia Gröger sagte Golem.de am 5. Juni 2025: "Bedingt durch die aktuelle wirtschaftliche Lage, höhere Kosten sowie den partiellen Überbau" liege der Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Fertigstellung begonnener Projekte sowie der Aktivierung bereits angeschlossener Haushalte.
Laut einer Studie des Marketingprofessors Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg für den Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) lag die Glasfaserausbauquote (Homes passed) Ende 2024 bei 48,8 Prozent (22,5 Millionen) - ein Plus von 9,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der angeschlossenen Haushalte (Homes Connected) stieg auf 24,5 Prozent (11,3 Millionen) - ein Wachstum von 4,1 Prozentpunkten gegenüber 2,5 Prozentpunkten im Jahr 2023. Tatsächlich müssen viele Nutzer oft noch lange Zeit auf den Anschluss warten, auch wenn die Glasfaser bereits in ihrer Straße liegt. Derzeit nutzen laut Table.Today 26 Prozent die Zugänge, das sind 5,9 Millionen Anschlüsse (Stand: April 2025).
Eine deutliche Mehrheit der deutschen Privathaushalte (59 Prozent) beklagt, dass der Glasfaserausbau langsam oder gar nicht vorankomme. Das geht aus einer Civey-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) hervor, die am 2. April 2025 auf den Fiberdays in Frankfurt vorgestellt wurde. Nur drei Prozent der Befragten sind der Meinung, es gehe schnell vorwärts.



