Wenn es in Zeiten von EU-Digitalkommissar Günther Oettinger und Bundeskanzlerin Angela Merkel um das schnelle Internet und den Mobilfunkstandard 5G ging, musste meist das autonome Fahren als Paradebeispiel herhalten . Nun werden die Visionen von damals Realität. Auf dem Gelände des früheren Flughafens Berlin-Tegel haben wir uns fahrerlos über einen Testparcours chauffieren lassen und mit Vay-Chef Thomas von der Ohe über die Pläne des Telefahranbieters gesprochen.
Möglich macht das eine neue gesetzliche Regelung , die zum 1. Dezember 2025 in Kraft treten soll. Die Straßenverkehr-Fernlenk-Verordnung (StVFernLV) regelt die Zulassung und Nutzung ferngesteuerter Autos auf deutschen Straßen. Vay-CEO von der Ohe hat schon erste Einsatzorte im Blick. "Wir haben hier mit Berlin und Hamburg zwei Städte, die wir sehr gut kennen" , sagte er im Gespräch mit Golem.
Inzwischen kann Vay von den Erfahrungen in Las Vegas profitieren. Dort startete der Dienst zunächst mit 20 Fahrzeugen. "Da gehen wir jetzt auf 100 hoch und dann noch mehr im nächsten Jahr" , sagte von der Ohe. So ähnlich könne man auch in Berlin oder Hamburg vorgehen.
Für einen solchen Dienst wären anfänglich nur wenige Telefahrer erforderlich. Laut von der Ohe liegt das Verhältnis zwischen Telefahrern und Fahrzeugen bei 1 zu 10 oder 1 zu 15. Dadurch sei es möglich, den Dienst günstiger als Robotaxi-Unternehmen wie Waymo oder als Mitfahrdienste wie Uber oder Lyft anzubieten.
Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind die Telefahrzeuge von Vay nicht mit teuren Laserscannern ausgerüstet. Das reduziert die Kosten im Vergleich zu den aufwendig ausgestatteten Waymo-Autos. Zudem nutzt Vay einen umgebauten elektrischen Kia Niro. Er verfügt lediglich über zusätzliche Kameras und eine optimierte Mobilfunkverbindung. Und natürlich über entsprechende Aktuatoren für Bremse, Fahrpedal und Lenkrad. Vay muss darüber hinaus nicht hunderte Entwickler beschäftigen, die autonome Fahrsoftware programmieren und KI-Modelle für etliche Millionen US-Dollar trainieren.
Bild 1/22: Vay Technology testet seine ferngelenkten Autos auf dem früheren Berliner Flughafen Tegel. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 2/22: In Las Vegas wird der Car-Sharing-Dienst seit 2024 schon angeboten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 3/22: Wenn die Mobilfunkverbindung abbricht, muss das Auto einen sofortigen Nothalt einleiten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 4/22: Damit das nicht passiert, verfügt der modifizierte Kia eNiro über eine besonders zuverlässige Mobilfunkverbindung. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 5/22: Zwei zusätzliche Kameras sind an der A-Säule montiert. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 6/22: Auf dem Dach ist eine weitere Kamera angebracht. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 7/22: Im Fahrzeuginnern gibt es bis auf den Nothalteknopf kaum Änderungen, denn die Kunden müssen selbst fahren. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 8/22: In der Steuerzentrale könnten fünf Telefahrer arbeiten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 9/22: Jeder Arbeitsplatz verfügt über die erforderlichen Bedienelemente zum Fahren sowie drei große Monitore. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 10/22: Auf den Monitoren sind die Aufnahmen von sechs Kameras zu sehen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 11/22: Rechts gibt es einen zusätzlichen Monitor für die Aufgabenplanung sowie einen USB-Anschluss für ein Hardware-Token. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 12/22: Der Rechner verarbeitet die ein- und ausgehenden Signale für die Steuerung. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 13/22: Die wichtigste Regel für die Fahrer: Safety First. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 14/22: In der App wird angezeigt, wie lange das Fahrzeug bis zum Standort des Kunden unterwegs ist. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 15/22: Man kann eine Fahrt komplett beenden oder einen Zwischenstopp einlegen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 16/22: Das Fahrzeug lässt sich nur in einem definierten Bereich abgeben. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 17/22: Die zwölfminütige Fahrt hätte 4,89 Euro gekostet: 35 Cent pro Minute. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 18/22: Vay nutzt zusammen mit anderen Start-ups den früheren Frachtbereich des Flughafens. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 19/22: Dort befindet sich die Urban Tech Republic. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 20/22: Noch erinnert viel an die frühere Nutzung der Hallen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 21/22: Der Flughafen Tegel wurde im November 2020 stillgelegt. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Bild 22/22: Auf den Start- und Landebahnen könnten keine Flugzeuge mehr abheben. (Foto: Friedhelm Greis/Golem)
Zum anderen ist Vay nur ein Carsharing-Dienst. Der Kunde fährt selbst, so dass die Telefahrer nur die Fahrten zwischen den Nutzern übernehmen müssen.