Telco-Ausrüstung: Was ein Verkauf von Nokia an Samsung bedeuten würde

Ein Verkauf von Nokia an den südkoreanischen Konzern Samsung Electronics wäre keine große Überraschung. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Übernahme durch Samsung auch stattfinden wird. Anfang 2020 berichtete die Nachrichtenagentiur Bloomberg, dass Nokia strategische Optionen prüfe , die von potenziellen Verkäufen von Unternehmensteilen bis zu Fusionen mit Konkurrenten reichen. Ein Sprecher des Telekommunikationsausrüsters am Hauptsitz im finnischen Espoo hat seinerzeit eine Stellungnahme abgelehnt, den Bericht aber nicht dementiert.
Seitdem sind mehr als vier Jahre vergangen, die Situation hat sich geändert. Es gab mehrere Wellen von Massenentlassungen. Im März 2021 kündigte Nokia an , bis zu 10.000 Arbeitsplätze abzubauen. Im Oktober 2023 erklärte der neue Konzernchef, bis Ende 2026 rund 14.000 Arbeitsplätze zu vernichten , nachdem der Gewinn im dritten Quartal eingebrochen war. Der finnische Konzern hatte zu der Zeit 86.000 Beschäftigte.
Ende vergangener Woche berichtete Bloomberg(öffnet im neuen Fenster) unter Berufung auf ungenannte Quellen, dass Nokia das Interesse potenzieller Käufer geweckt hätte, darunter Samsung Electronics. Dessen grösster Unternehmensbereich Mobilfunknetzwerke werde mit zehn Milliarden US-Dollar bewertet.
Samsung ist ähnlich finanzstark wie Huawei
Samsung, der weltweit größte Hersteller von Speicherchips, Smartphones und Fernsehgeräten, bekundet laut dem Bericht Interesse an der Übernahme einiger Nokia-Vermögenswerte, um die Position im Bereich Radio Access Network (RAN) auszubauen. Nokia erwäge einen Verkauf, eine Ausgliederung oder eine Fusion mit dem Konkurrenten. Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium und es gebe keine Garantie, dass ein Vertrag zustande komme, hieß es in dem Bericht.
Nokia versichterte(öffnet im neuen Fenster) , dass es "kein Insiderprojekt" für einen solchen Verkauf gebe, und man den strategischen Vermögenswerten und einem Erfolg des Mobilfunkgeschäfts verpflichtet bleibe. Man konzentriere sich darauf sicherzustellen, dass das Geschäft gut aufgestellt sei, um die Kunden zu versorgen, in das Portfolio zu investieren und Wert für die Aktionäre zu schaffen.
Samsung hat selbst einen Bereich Mobilfunkausrüstung, der auch in Deutschland aktiv ist. Anders wie Ericsson oder Huawei hat man jedoch nur Teilbereiche, mit denen man die Netzbetreiber versorgen kann. Dies sind Fixed Wieless Access und Open RAN.
"Telefónica bietet leistungsstarken Mobilfunk anstelle von Festnetzanschlüssen an, Stichwort Fixed-Mobile-Substitution" , sagte Deutschland-Chef Markus Haas am 20. Mai 2020. In Hamburg hatte der Betreiber Fixed Wireless Access mit 5G getestet , wobei Samsung-Technik aus dem Bereich der Millimeterwellen (26 GHz) über die letzte Meile zum Einsatz kam. Der Testlauf führte nicht zu einem Produkt.
O2 Telefónica und Samsung Electronics nahmen zuletzt im Mai 2024 einen Open-RAN-Antennenstandort im Livenetz in Betrieb. Dieser funkt im bayerischen Landsberg am Lech mit 4G und 5G. Im Oktober 2023 begannen die Tests für das Projekt.
Samsung bietet für die ersten Implementierungen 4G- und 5G-vRAN-3.0 sowie Open RAN Radio Units, die auf den Frequenzbändern 700 MHz, 800 MHz, 1,8 GHz, 2,1 GHz, 2,6 GHz und 3,6 GHz funken. Dazu zählen auch 64T64R Massive MIMO-Antennen. Samsungs vRAN 3.0 soll die Energieeffizienz verbessern. Keine Angaben wurden zur Energieeffizienz und zum Datendurchsatz im Vergleich zu herkömmlichen RAN gemacht. Wie die Deutsche Telekom beschränkt Telefónica den Einsatz von Open RAN auf ländliche oder dünn besiedelte Gebiete.
Huawei ist vor allem durch seine Finanzkraft überlegen, die es dem chinesischen Konzern erlaubt, mehr als die Konkurrenten in die Entwicklung von überlegener Technik für Mobilfunk und Festnetz zu investieren. Mit Samsung als neuem Eigner würde sich das schlagartig ändern. Samsung würde zudem über ein komplettes Produktportfolio von Netzwerkkern bis RAN verfügen. Doch bis der Vorsprung von Huawei aufgeholt ist, würden noch viele Jahre vergehen.
Huawei kann Gewinn stark steigern
Huawei gelang es im ersten Halbjahr 2024(öffnet im neuen Fenster) , den Nettogewinn um 18 Prozent auf 54,9 Milliarden Yuan (7,70 Milliarden US-Dollar) zu steigern - dank starker Smartphone-Verkäufe und robustem Wachstum im Autogeschäft. Der Umsatz wuchs um 34 Prozent auf 417,5 Milliarden Yuan (58,65 Milliarden US-Dollar).
Im zweiten Quartal 2024 war Huawei nach Angaben des Marktforschungsunternehmens International Data Corp (IDC) mit einem Marktanteil von 18,1 Prozent der zweitgrößte Smartphone-Verkäufer in China, dem größten Smartphone-Markt der Welt. Das Privatunternehmen Huawei veröffentlicht im Laufe dieses Jahres ungeprüfte Finanzdaten und jedes Frühjahr einen ausführlichen geprüften Jahresbericht. Für das erste Halbjahr wurden keine nach Geschäftsbereichen aufgeschlüsselten Angaben vorgelegt.
Von Nokia blieben durch einen Verkauf des Kerngeschäfts an Samsung der Festnetzbereich und weitere kleinere Teile übrig, doch die Großaktionäre könnten vom Verkauf profitieren.



