Dilettantische Sicherheitsvorkehrungen

So berichtete der belgische IT-Experte Kevin S. ausführlich, wie schnell und einfach er als Praktikant in dem angeblichen Hochsicherheitsbunker anfangen konnte. Nach einem Besuch an der Mosel mit kompletter Bunkerführung und einem weiteren Wochenende durfte der 28-Jährige auf dem Gelände einziehen - samt seinem Poweredge-Server, den er problemlos im Bunker aufstellen konnte.

Irgendwelche Dokumente oder gar ein Führungszeugnis wollten die Chefs nicht sehen. Stattdessen verlangten sie von ihm, einen Account bei Protonmail anzulegen. Die Kommunikation der Bunkermitarbeiter sollte nur verschlüsselt über diesen Mailprovider erfolgen.

Jeden Abend betrunken

In seiner Aussage zeichnete Kevin S. ein bewusst positives Bild des Cyberbunkers. So hätten sich die Betreiber erkundigt, ob er eine Familie oder Haustiere habe, um die sich wegen des Praktikums jemand kümmern müsse. Von irgendwelchen illegalen Aktivitäten oder sogenannten Abuse-Meldungen will er nichts mitbekommen haben. Anderenfalls hätte er ohnehin sofort das Team verlassen, sagte er auf Nachfrage Köhlers.

  • Der Cyberbunker liegt oberhalb von Traben-Trarbach auf dem Mont Royal. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Auf dem Gelände des früheren Amtes für Wehrgeophysik befinden sich noch zwei weitere Gebäude. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Das Gelände hat eine Gesamtfläche von 13 Hektar. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Eingang befindet sich (links oben im Bild) hinter dem Antennenmast. Gegenüber haben sich Speditionen angesiedelt. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Zum Zeitpunkt des Verkaufs war die Liegenschaft noch deutlich besser gepflegt. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Der Altbau wurde 1938/39 als Rohbau einer Luftwaffenschule errichtet, jedoch erst Mitte der 1970er Jahre fertiggestellt. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • In der Mitte des Bildes sind die grünen Türme des Bunkers zu erkennnen. Im Hintergrund ist der Tower des Flugplatzes zu sehen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Am Eingang erinnert noch viel an den früherern Besitzer des Geländes, die Bundeswehr. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Rechts neben dem Eingang befindet sich die frühere Wache. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Gegensprechanlage ist herausgerissen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Seit September 2019 ist das komplette Gelände beschlagnahmt, ein Verkauf ist nicht möglich. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Adresse des Cyberbunkers lautet: Über den Weinbergen 1. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die kleinen Rottweiler-Welpen wurden zu Wachhunden ausgebildet. (Foto: Privat/Golem.de)
  • Am 25. September 2019 stürmten Hunderte Beamte das Gelände. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Im 1. Untergeschoss, der sogenannten gelben Sole, befanden sich die Büros des Cyberbunkers. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Das Rechenzentrum versprach "bulletproof hosting" unter allen Bedingungen. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Die 100 bis 200 Arbeitsplätze, die der niederländische Eigentümer versprochen hatte, wurden nie geschaffen. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Im Bunker gab es auch gemütliche Ecken. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Im 2. Untergeschoss befand sich der Serverraum. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Bei der Razzia wurden mehr als 400 Server sichergestellt. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Die Versorgungstechnik im Bunker sollte den Betrieb auch im Ernstfall sicherstellen. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung gab es Batterien. Anschließend sprangen die Dieselaggregate an. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
  • Auch im Innern des Bunkers erinnert noch viel an den früheren Betreiber. (Foto: LKA Rheinland-Pfalz)
Der Cyberbunker liegt oberhalb von Traben-Trarbach auf dem Mont Royal. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)

Ganz aus der Schusslinie nahm er dabei Xennt und den Manager. Xennt sei ein ruhiger, gemütlicher Chef gewesen. Die Atmosphäre beschrieb er als offen, gemütlich und gesellig. Der Koch sei praktisch jeden Abend nach ein paar Bierchen betrunken gewesen, aber ein "netter Betrunkener". Für den Kundenservice soll Admin Tom F. zuständig gewesen sein. Konstantin Z. habe sich eher um die Hardware gekümmert.

Treffen mit Sven Kamphuis

Doch die Aussage des Praktikanten ist in zweifacher Hinsicht nur von eingeschränktem Wert. Denn Kevin S. war nur zwei bis drei Wochen im Bunker, weil er erst kurz vor der Razzia vom September 2019 dort angefangen hatte. Zum anderen hatte er im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben häufigen Kontakt mit dem früheren Geschäftspartner von Xennt, dem Niederländer Sven Olaf Kamphuis alias cb3rob. Kamphuis hat nach eigener Aussage im Jahr 2015 maßgeblich die Infrastruktur aufgebaut und für Xennt eine Art Suchmaschine für das Darknet (Onions.es und Cb3rob.org) entwickelt.

Im Prozess spielt er jedoch keine Rolle und ist auch nicht als Zeuge vorgesehen. Laut Kevin S. schmiedet er jedoch bereits Pläne, wie er den Cyberbunker nach dem Ende des Prozesses und einer möglichen Rückgabe an Xennt besser absichern könne.

Sogar die Adresse, bei der er sich mit Kamphuis in den Niederlanden getroffen hatte, musste der Ex-Praktikant dem Gericht mitteilen. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz wollte sich auf Anfrage von Golem.de nicht dazu äußern, ob diese Adresse überprüft wurde und Kamphuis als Zeuge geladen wird.

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 Teilgeständnis angekündigt: Showdown im Cyberbunker-VerfahrenFestplatten wurden nicht zerstört 
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Bluejanis 22. Jul 2021

Wozu auch legalisieren? Da die in Berlin sitzen, sitzen sie ja jetzt schon an der Quelle.

Fakula 16. Jul 2021

ich frage mich dann gerade, wie man das verzollen will. "haben sie was zum Verzollen...

TrollNo1 15. Jul 2021

Bisher klingt das eher nach Otto Waalkes oder Mensch Markus...



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