Dilettantische Sicherheitsvorkehrungen
So berichtete der belgische IT-Experte Kevin S. ausführlich, wie schnell und einfach er als Praktikant in dem angeblichen Hochsicherheitsbunker anfangen konnte. Nach einem Besuch an der Mosel mit kompletter Bunkerführung und einem weiteren Wochenende durfte der 28-Jährige auf dem Gelände einziehen - samt seinem Poweredge-Server, den er problemlos im Bunker aufstellen konnte.
Irgendwelche Dokumente oder gar ein Führungszeugnis wollten die Chefs nicht sehen. Stattdessen verlangten sie von ihm, einen Account bei Protonmail anzulegen. Die Kommunikation der Bunkermitarbeiter sollte nur verschlüsselt über diesen Mailprovider erfolgen.
Jeden Abend betrunken
In seiner Aussage zeichnete Kevin S. ein bewusst positives Bild des Cyberbunkers. So hätten sich die Betreiber erkundigt, ob er eine Familie oder Haustiere habe, um die sich wegen des Praktikums jemand kümmern müsse. Von irgendwelchen illegalen Aktivitäten oder sogenannten Abuse-Meldungen will er nichts mitbekommen haben. Anderenfalls hätte er ohnehin sofort das Team verlassen, sagte er auf Nachfrage Köhlers.
Ganz aus der Schusslinie nahm er dabei Xennt und den Manager. Xennt sei ein ruhiger, gemütlicher Chef gewesen. Die Atmosphäre beschrieb er als offen, gemütlich und gesellig. Der Koch sei praktisch jeden Abend nach ein paar Bierchen betrunken gewesen, aber ein "netter Betrunkener". Für den Kundenservice soll Admin Tom F. zuständig gewesen sein. Konstantin Z. habe sich eher um die Hardware gekümmert.
Treffen mit Sven Kamphuis
Doch die Aussage des Praktikanten ist in zweifacher Hinsicht nur von eingeschränktem Wert. Denn Kevin S. war nur zwei bis drei Wochen im Bunker, weil er erst kurz vor der Razzia vom September 2019 dort angefangen hatte. Zum anderen hatte er im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben häufigen Kontakt mit dem früheren Geschäftspartner von Xennt, dem Niederländer Sven Olaf Kamphuis alias cb3rob. Kamphuis hat nach eigener Aussage im Jahr 2015 maßgeblich die Infrastruktur aufgebaut und für Xennt eine Art Suchmaschine für das Darknet (Onions.es und Cb3rob.org) entwickelt.
Im Prozess spielt er jedoch keine Rolle und ist auch nicht als Zeuge vorgesehen. Laut Kevin S. schmiedet er jedoch bereits Pläne, wie er den Cyberbunker nach dem Ende des Prozesses und einer möglichen Rückgabe an Xennt besser absichern könne.
Sogar die Adresse, bei der er sich mit Kamphuis in den Niederlanden getroffen hatte, musste der Ex-Praktikant dem Gericht mitteilen. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz wollte sich auf Anfrage von Golem.de nicht dazu äußern, ob diese Adresse überprüft wurde und Kamphuis als Zeuge geladen wird.
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Teilgeständnis angekündigt: Showdown im Cyberbunker-Verfahren | Festplatten wurden nicht zerstört |
Wozu auch legalisieren? Da die in Berlin sitzen, sitzen sie ja jetzt schon an der Quelle.
ich frage mich dann gerade, wie man das verzollen will. "haben sie was zum Verzollen...
Bisher klingt das eher nach Otto Waalkes oder Mensch Markus...