Digitaler Sound erst seit 2010
Es dauerte bis 1980, um den Namen "Marshall" endgültig synonym mit dem Verstärker für harte Rockmusik zu machen. In diesem Jahr kam das Modell "JCM-800" auf den Markt, das durch die spätere "New Wave of British Heavy Metal" bald auf jeder Bühne zu finden war. Der Verstärker mit Master-Volume lieferte - oft in Verbindung mit zusätzlichen Effektgeräten wie Verzerrern - den harten Sound, den Bands wie Iron Maiden und Judas Priest gesucht hatten.
Marshall wird zum Synonym für harten Rock
Den Kult um die Marke "Marshall" beschleunigte auch die Tatsache, dass solche Bands oft auf der Bühne weit mehr Lautsprecher mit dem Schriftzug der Marke aufstellten, als für die Darbietung nötig gewesen wäre. Die typische "Marshall-Wand" bestand damals wie heute aber oft aus leeren Gehäusen, die nicht mit Lautsprechern bestückt waren. Solche "Dummies" können sich Musiker noch heute bei Verleihfirmen für Bühnentechnik mieten.
Im Grunge- und späteren Nu-Metal-Trend der 1990er und 2000er Jahre kam Jim Marshalls Firma aber bald ins Hintertreffen. Erst machte US-Konkurrent Fender mit seinen recht andersartigen Sounds das Geschäft mit Grunge und Alternative Rock, die extremen "Hi Gain"-Verzerrungen für modernen Metal lieferte in dieser Zeit vor allem die Firma Mesa Boogie. Gleichzeitig gab es noch eine viel wesentlichere Bedrohung durch das "Physical Modeling".
Bei dieser Technik wird eine Schaltung, wie die eines Röhrenverstärkers von Marshall, durch DSP-Programme nachgebildet. Mit der US-Firma Line 6 betrat 1996 ein Unternehmen den Markt, das in kleineren, leichteren und wartungsärmeren Verstärkern den klassischen Röhrensound auch noch für kleineres Geld anbot.
Das Unternehmen Marshall weigerte sich lange, auch in seinen Geräten die digitale Nachbildung von Röhren zu verbauen. Vielmehr galt die Ansage, auch mit analogen Schaltungen den Sound anderer Verstärker zu erzielen - und in der Tat klangen die Marshalls der frühen 2000er Jahre oft verdächtig nach US-Vorbildern. Der klassische Marshall-Klang war dabei aber auch immer zu erzielen, die Geräte arbeiteten längst mit mehreren Kanälen, denen sehr unterschiedliche Schaltungen zugrunde lagen. Erst im Januar 2010 kam mit dem Modell JMD-1 der erste Verstärker auf den Markt, der auch mit digitalem Modeling arbeitete. Im Test des Geräts meint Ultimateguitar: "Man müsste Jim fragen, warum seine Firma dafür so lange gebraucht hat". Eine Antwort wird es nun nicht mehr geben.
Auf der seit Bekanntwerden des Todes von Jim Marshall überlasteten Webseite marshallamps.com will das Unternehmen demnächst ein Kondolenzbuch einrichten, eine eigene Seite bei Facebook gibt es schon. Schon zu Lebzeiten hatte die Firma ihrem Gründer ein Denkmal gesetzt, das noch über seine Unterschrift auf den Verstärkern hinausgeht. Unter dem Namen "The Guv´nor" gibt es seit 1989 von Marshall ein Effektpedal - natürlich einen Verzerrer. Umgangssprachlich wird im britischen Englisch auch ein Chef, dessen Autorität niemand in Zweifel stellt, als "Guv´nor" bezeichnet.
Bereits 2003 ist die autorisierte Biografie von Jim Marshall erschienen, die unter anderem die von schwerer Krankheit geprägte Kindheit des Erfinders nachzeichnet. Sie trägt natürlich den Untertitel "The Father of Loud".
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Technikpionier: Jim Marshall ist tot |
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Word! Ansonsten hät ich hier noch was nettes von Turisas: http://www.youtube.com/watch?v...
Vielen Dank für den wichtigen Beitrag - ein recht dicker Fehler hat sich allerdings...
Zumindest die alten :) Finde die nach 93 nicht mehr so prall - der Grund, warum mein...
Eine sehr traurige Nachricht :'( Danke für die geile Amps und den unverwechselbaren...