Tarifstreit im Advent: Amazon-Belegschaft weitet Streiks aus
Schon zum dritten Mal streiken Amazon-Mitarbeiter im Vorweihnachtsgeschäft, heute auch in Leipzig. Sie fordern den Tarifvertrag für Einzelhandel - doch der Logistikkonzern hält dagegen.

Die Amazon-Mitarbeiter haben ihre Streiks kurz vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts fortgesetzt. Am Standort Leipzig wurde die Frühschicht am Mittwoch spontan von Verdi aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Rund 250 der über 700 Mitarbeiter folgten dem Appell nach Angaben von Verdi-Streikleiter Jörg Lauenroth-Mago.
"Im Weihnachtsgeschäft werden wieder hohe Umsätze erwartet, während sich die Mitarbeiter von Amazon für sich und ihre Familien kaum etwas leisten können", schreibt Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke. "Da muss für die Beschäftigten mehr drin sein." Verdi fordert höhere Stundenlöhne und Urlaubsgeld. Mit den Streiks protestieren die Amazon-Mitarbeiter auch gegen eine Kürzung beim Urlaub: Statt 29 Tagen seien nun in der Niederlassung nur noch 28 Tage vorgesehen, sagte Lauenroth-Mago.
Die von Amazon gezahlten 400 Euro Weihnachtsgeld, die nur Angestellte erhalten, die mindestens seit 30. Juni des laufenden Jahres beschäftigt sind, reichen der Gewerkschaft ebenfalls nicht aus. Der Einzel- und Versandhandelstarif sieht Urlaubsgeld in Höhe von bis zu 1.075 Euro und 1.050 Euro Weihnachtsgeld vor.
Allerdings streiten die Gewerkschaft und Amazon seit Jahren darüber, welcher Tarifvertrag für die Amazon-Mitarbeiter überhaupt gilt. Verdi fordert seit 2013 einen Tarifvertrag zu den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels, Amazon hält dagegen, dass für seine sogenannten Fullfilment-Center Tarife für die Logistikbranche gelten müssten - und der Konzern für diese Branche überdurchschnittlich gut zahle. Konkret bekommen Angestellte in Leipzig im ersten Jahr 10 Euro Stundenlohn, danach erhöhen sich die Bezüge jährlich auf bis zu 11,67 Euro. Bonuszahlungen und Aktienpakete sollen zusätzliche Anreize bieten.
Gewerkschaft fordert Zuverlässigkeit
Solche flexiblen Leistungen seien aber jederzeit rücknehmbar, kritisiert die Gewerkschaft. Man wünsche sich Zuverlässigkeit und eine berechenbare Grundlage für den Monatslohn jedes Mitarbeiters.
Auch die Spätschicht in Leipzig ist am Mittwoch zum spontanen Streiken aufgerufen, Verdi erwartet eine ähnlich hohe Beteiligung wie am Morgen. In Deutschland wird derzeit an den Amazon-Standorten Leipzig, Bad Hersfeld, Rheinberg und Werne gestreikt. Der Konzern stellt momentan für das Weihnachtsgeschäft rund 10.000 Saisonarbeitskräfte ein.
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Das deutsche Recht kennt kein Streikrecht, sondern die Strafbarkeit des Streiks als...
Sehr gut. Dann bekommt jeder Lagerarbeiter der bei einem Versandhaus und nicht bei der...
Man muss sich die Begründung mal auf der Zunge zergehen lassen. Ver.di möchte keinen...
mag sein, ja. interessiert mich aber nur herzlich wenig. wenn ich prime habe und mir...