Erfahrungen bei Reisen
Grundsätzlich passt sich Tado an die Nutzer an. Verlassen sie das Zuhause, schalten die Heizkörper im Balance-Modus ein paar Grad herunter. In unserem Fall von 21 auf 19 Grad, was realistisch den Einstellungen für 20 beziehungsweise 18 Grad in der Raummitte entspricht. Unser Offset beträgt nämlich 2 Grad, was in der App auch so eingestellt ist.
Sind die Nutzer etwa 100 Kilometer entfernt, wird Tado radikaler und versetzt die Heizkörper im Prinzip in den Frostschutzmodus. Die Wohnung kann auf 10 Grad heruntergekühlt werden. In vielen Bauten heißt das, dass die Heizung praktisch aus ist, denn die Nachbarn heizen ja auch und die Dämmung hält die Wärme recht gut. Diese Werte basieren auf dem Dezember, da wir im Januar nicht weit genug weg waren.
Festgestellt haben wir das bei einem kurzen Wochenendtrip nach Helsinki. Bei unserer Ankunft am Flughafen Tegel zeigte das System noch 19 Grad als Zieltemperatur. Da wir nicht direkt flogen, schauten wir in Frankfurt am Main noch einmal nach. Und siehe da: Die Zieltemperatur lag bei 10 Grad. Während unserer Zeit in Helsinki wurde diese Temperatur nicht weiter gesenkt. Es zeigte sich aber, dass der Bau nicht so schnell auskühlt, wie wir dachten. Am vierten Tag zeigte die Messung 14 Grad an und das bei Werten um den Gefrierpunkt.
Der Nachbar heizt mit
Dass die Wohnung nicht kälter wurde, lag zum einen an heizenden Nachbarn, zum anderen daran, dass die Nachbarräume herkömmlich mit programmierten Honeywell-Geräten beheizt wurden, die die Reise nicht erkennen konnten. Der Grund lag aber darin, dass wir Tado nicht so recht vertrauen wollten. Im Winter in eine ausgekühlte Altbauwohnung zu kommen, ist mehr als lästig, weil die Aufwärmphase mitunter Tage dauert. Deswegen ist es, je nach Bau, auch nicht sinnvoll, die Heizungen bei Abwesenheit komplett abzuschalten, weil dann bei Ankunft übertrieben geheizt werden muss. Wer das manuell macht, vergisst die zu hohen Einstellungen nach dem Aufheizen womöglich.
Bei unserem Rückflug waren wir dann gespannt. Wir haben mit einer intelligenten Programmierung gerechnet und freuten uns schon auf tolle Ergebnisse - die dann ausblieben. Eigentlich müsste das System erkannt haben, dass wir uns auf dem Weg nach Helsinki mit extremer Geschwindigkeit wegbewegten. Es wäre also logisch, dass der Heimweg ähnlich ablaufen würde. Beim Rückflug ging es wieder über Frankfurt. Dort angekommen, prüften wir, ob sich etwas tat - leider nicht. Erst bei der Landung auf dem Flughafen Tegel drehten die Heizkörper hoch. Wohl dem, der nach einem Flug nicht vergisst, den Flugmodus wieder einzuschalten.
Nun liegt Tegel direkt in der Stadt und die meisten Einwohner würden dem System 30 bis 90 Minuten Vorlaufzeit geben. Da wir nicht auf Koffer warten mussten, waren es bei uns nur 45 Minuten. Nicht genug Zeit, um die Temperatur von 14 Grad auf 17 Grad - also theoretisch effektiv von 13 auf 16 - zu erhöhen. Bei der Ankunft ging also das Frieren erst einmal los. Und die Heizkörper versuchten zudem nur grob, den Raum aufzuheizen. Dass die Raummitte gerade in einer solchen Situation deutlich kühler als die Messung an den Thermostaten ist, sollte einleuchten. Und hier zeigt sich auch ein prinzipielles Problem des derzeitigen Startersets: Die baulichen Gegebenheiten müssen berücksichtigt werden und das geht ohne Extrasensor nicht.
Insgesamt vermuten wir, dass das Ergebnis in einem gut gedämmten Neubau besser gewesen wäre. Wir waren jedenfalls froh, dass der Winter bisher recht mild ist. In unserer Testwohnung haben die Heizkörper bei maximalem Wert Probleme, wenn die Temperatur draußen auf -20 Grad Celsius oder tiefer fällt. In dem Fall dauert das Wiederaufheizen mehrere Tage, in diesem Dezember nur einen halben Tag.
Wer auf Reisen ist, der sollte vor seiner Rückkehr lieber per Hand mit der App die Heizung hochfahren und dabei das Wetter und auch die baulichen Gegebenheiten mitbedenken. Schließlich kennt der Bewohner seine eigene Wohnung recht gut. Es sei zudem anzumerken, dass diese Möglichkeit mit manuell programmierten, nicht vernetzten Thermostaten, freilich nicht geht. Allenfalls ein fixes Rückkehrdatum ist bei einigen Systemen möglich, die aber Verspätungen oder gar Verfrühungen nicht berücksichtigen können. Und mit manuellen Reglern kann der Anwender eh wenig regeln. Aus dieser Perspektive ist Tados Angebot ein enormer Komfortgewinn, vor allem weil Tado auch die Wetterberichte bei den Berechnungen berücksichtigt.
In unserer Honeywell-Zeit haben wir jedenfalls früher die manuelle Methode gewählt und die Heizkörper auf 15 bis 16 Grad in den Eco-Mode gesetzt, mit entsprechenden Frierphasen bei der Rückkehr nach einem Winterauslandseinsatz.
Lieber beim Reisen online bleiben
Unser zweites Praxisszenario war der vergangene 33. Chaos Communication Congress, der zum vorerst letzten Mal im CCH in Hamburg stattfand. Hier funktionierte das System besser, da es unterbrechungsfrei wusste, wie weit wir ungefähr entfernt vom Heim waren. Bei der Rückkehr gab es dementsprechend keine Probleme. Auffallend war, dass es offenbar eine Grenze gibt, bei der die Heizkörper auf den 10-Grad-Modus gestellt werden und die liegt bei ungefähr 100 Kilometern.
Bei Bahnreisen funktioniert das System also sehr gut und heizt die Wohnung rechtzeitig auf. Bei Flugreisen und nahem Flughafen reicht die Zeit mitunter nicht, der Anwender sollte also manuell eingreifen, sobald die Ankunftszeit bekannt ist. Wir hoffen aber, dass Tado an den Algorithmen noch etwas feilt. Denn basierend auf den von uns gelieferten Daten, wäre eine klügere Anpassung denkbar. Tado müsste eigentlich eine besonders schnell zurückgelegte Distanz erkennen und bei der Rückkehr anders bewerten. Problematisch wäre nur der direkte Rückflug.
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