Tachyum Prodigy: Ein slowakisches Luftschloss mit 20 Exaflops
Der erste Wunderkind-Prozessor verzögert sich weiter, aber Tachyum verspricht bereits neue Wunder. Der Nachfolger soll die größten Supercomputer in den Schatten stellen. Wir glauben nicht daran.

"Von Tachyum entworfene Supercomputer verschieben die Leistungsgrenzen im High-Performance-Computing", sagt Radoslav Danilak, Gründer und CEO des Unternehmens, zuversichtlich. Anlass ist, dass Tachyum "ein Design für einen Supercomputer mit 20 Exaflops / 10 KI-Zettaflops enthüllt". Den Supercomputer gibt es allerdings nur auf dem Papier.
- Tachyum Prodigy: Ein slowakisches Luftschloss mit 20 Exaflops
- Reine Rechenleistung sagt gar nichts
Dabei handelt es sich um denselben Entwurf, den Tachyum 2022 zu einer Ausschreibung des US-Energieministeriums (Department of Energy, DoE) eingereicht haben will. Er basiert auf der zweiten Generation des von Tachyum entwickelten Prodigy-Chips und soll für die versprochenen 20 Exaflops bei doppelter Genauigkeit (FP64) und 10 Zettaflops mit 8-Bit-Datentypen (FP8/Int8) lediglich 60 MW elektrische Leistung und 6.000 Quadratfuß (knapp 560 Quadratmeter) Grundfläche benötigen.
Die Sache hat nur einen Haken: Tachyum hat bislang nicht einmal vom ersten Prodigy-Prozessor fertige Chips. Ursprünglich sollte der 2020 auf den Markt kommen. Immer wieder steht Tachyum kurz vor dem Tape-out, also der Fertigung der ersten Chips. Noch Mitte 2022 wurden möglichen Kunden die ersten Muster für Ende 2022 in Aussicht gestellt. Auch den Vorverkauf eines Testsystems hatte man bereits gestartet, ohne auch nur einen fertigen Chip zu haben. Noch immer arbeitet Tachyum mit seinem FPGA-Prototyp.
Mit Millionen finanziert – und noch immer kein Chip
Schuld an den Verschiebungen sind indes andere: 2022 machte Tachyum Cadence für die letzte Verzögerung verantwortlich. Das Unternehmen habe bei der Lieferung von Funktionsblöcken (IP-Cores) betrogen. Bemerkt habe Tachyum dies allerdings erst zu einem Zeitpunkt, an dem ein Tape-out im selben Jahr bereits ausgeschlossen gewesen sei.
Derweil sammelt Tachyum fröhlich weiter Geld ein. Erst sollte 2019 mit den 25 Millionen US-Dollar aus der Serie-A-Finanzierung der Chip fertig werden, zwei Jahre später versprach Tachyum dasselbe nach der Serie-B-Finanzierung. Anfang 2023 soll dann die dritte Finanzierungsrunde gelaufen sein. Im Rahmen des IPCEI-Programms will Tachyum für Prodigy 2 eine Förderung von 26,4 Millionen Euro bekommen. Wörtlich soll damit eine "Finanzierungslücke" geschlossen werden.
Eines kann Tachyum noch besser als Geld sammeln und Prozessoren entwickeln: Pressemitteilungen schreiben. Die erscheinen im Wochentakt, allerdings sind die Entwickler offenbar etwas vergesslich: Ende Januar 2023 starteten sie erfolgreich UEFI auf dem FPGA-Prototyp – Ende 2020 hatten sie das schon einmal geschafft.
Ob Tachyum eines Tages tatsächlich einen Prozessor liefert, halten wir mittlerweile für fragwürdig. Sollte er doch kommen, dürfte seine Leistung enttäuschen. Das hat technische Gründe.
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Reine Rechenleistung sagt gar nichts |
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2000 Euro... weil sie beim Firmenfest die Würstchen verkauft haben
Prima Sache., Besser, als das Geld für sinnlose Sozialromantik zu verschwenden.
Ansich ist VLIW grundsätzlich kein schlechter Ansatz, bietet er doch die Möglichkeit...
. Wäre aber ein Traum Q2 mit negativem Ping zu spielen.
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