Systemanalyse: Wie Dtrace auf Linux kommen könnte
Ohne große Ankündigung hat Oracle die Lizenz von Dtrace geändert. Das von Sun übernommene Werkzeug könnte so theoretisch in den Hauptzweig von Linux eingepflegt werden. Besonders wahrscheinlich ist das aber eher nicht.

Schon vor rund einem halben Jahr hat Oracle die Lizenz des Kernel-Moduls für das Analysewerkzeug Dtrace unter die GPLv2 gestellt. Das schreibt der bei Red Hat angestellte Linux-Entwickler Mark Wielaard in seinem Blog. Er zeigt sich dabei ebenso überrascht wie ein Großteil der Community, da diese Änderung ohne große Ankündigung durchgeführt worden ist. Welche Auswirkungen der Lizenzwechsel haben wird, ist derzeit zwar noch nicht absehbar, der Schritt kommt aber wohl zu spät.
Mit der Übernahme von Sun hat Oracle nicht nur die Technik für das Betriebssystem Solaris erhalten, sondern auch daraus hervorgegangene Techniken wie das fortschrittliche Dateisystem ZFS oder eben das Analysewerkzeug Dtrace. Diese standen bisher unter der CDDL und waren damit nicht zur GPLv2 kompatibel, weshalb Dtrace nicht direkt in den Hauptzweig des Linux-Kernel eingepflegt werden konnte, der unter GPLv2 steht. Mit dem Lizenzwechsel ist dies nun zumindest theoretisch doch möglich.
Oracle hat dies für seine Enterprise-Linux-Distribution offenbar bereits umgesetzt, Dtrace also in den dort verwendeten Kernel integriert und pflegt sogar ein Repository des Kernel-Moduls mit Portierungen auf Basis der aktuellen Upstream-Version von Linux.
Dtrace-Integration nicht entschieden
Wielaard beschreibt das Vorgehen von Oracle als "richtig" und bedankt sich auch für diesen Schritt. Der Entwickler, der unter anderem an dem Analysewerkzeug Systemtap arbeitet, gibt aber auch zu bedenken, dass für eine "richtige Integration" viel Arbeit zu tun sei. Darüber hinaus gebe es wohl viele technischen Hürden zu überwinden, die Kollaboration daran könnte nun aber beginnen.
In der Community herrscht aber bei weitem keine Einigkeit zu dem Vorgehen über die mögliche Integration von Dtrace. Der langjährige ehemalige Sun- und Oracle-Angestellte Brendan Gregg, der nun bei Netflix arbeitet, weist etwa darauf hin, dass die Relizenzierung aus seiner Sicht Jahre zu spät komme. So habe der Linux-Kernel mit eBPF inzwischen deutlich mehr Funktionen, als Dtrace sie biete, und der mögliche Wechsel auf Dtrace sei gar ein Rückschritt.
Der Analysespezialist Gregg hat dies bereits im Herbst 2016 in seinem Blog detailliert beschrieben. Der nun unter GPL stehende Code von Dtrace sei also nicht mehr notwendig, das Userspace Frontend dagegen schon, schreibt Gregg. Er gehe davon aus, dass es Ende 2018 eine funktionierende Portierung der Dtrace-Anwendung zum Ausführen der sogenannten D-Skripte geben werde. Diese werde wohl aber bereits bestehende Funktionen wie eBPF sowie die dafür entstandene Compiler-Sammlung BCC als Backend nutzen.
Ob sich Gregg mit dieser Einschätzung durchsetzen wird oder Dtrace vielleicht doch ohne größere Anpassungen in Linux integriert wird, muss sich noch zeigen.
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Wenn seine Lizenz mit so ziemlich jeder Lizenz ob nun Open Source oder Freier Software...