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Surface Studio 2+ im Test: Willkommen auf dem Mond, lieber Preis

Microsofts Surface Studio 2+ verwendet nicht mehr ganz aktuelle CPUs, trotzdem macht es einfach Spaß. Wenn nur der absurde Preis nicht wäre.
/ Oliver Nickel
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Das Surface Studio 2+ sieht äußerlich dem Vorgänger sehr ähnlich. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
Das Surface Studio 2+ sieht äußerlich dem Vorgänger sehr ähnlich. Bild: Oliver Nickel/Golem.de

Unter allen Surface-Geräten, die Microsoft seit dem ersten Surface RT und Surface Pro vorgestellt hat, war das Surface Studio (Test, g+) sicher eines der interessantesten Modelle. Der Hersteller brachte ein All-in-One-Gerät mit ungewöhnlichem Schwenkgelenk und dem Fokus auf Kreative und Medienprofis heraus. Auch Golem.de war von dem Gerät fasziniert. Der hohe Preis und die schon damals etwas veraltete Hardware waren aber auch abschreckend.

Einige Zeit später brachte Microsoft einen Refresh des alten Konzeptes heraus. Die Nachteile blieben bestehen und lange Zeit gab es keine Neuigkeiten bezüglich einer Neuauflage - bis jetzt. Recht überraschend stellte Microsoft 2022 das Surface Studio 2+ vor , samt neuer Hardware und dem bekannten Schwenkgelenk. Bei uns löst das Gerät wieder ein starkes "Haben-wollen-Gefühl" aus: Wir würden das Gerät gern kaufen, vernünftig ist das aber eigentlich nicht. Das liegt erneut an dem Fakt, dass wir für sehr viel Geld zu wenig bekommen.

Surface Studio 2+ - Übersicht
CPU Intel Core i7-11370H (4C/8T, 35 Watt, 3,3 GHz)
GPU Nvidia Geforce RTX 3060 Laptop (6 GByte VRAM)
RAM 32 GByte DDR4
SSD Samsung PM9A1 (NVMe M.2-2280, 1 TByte)
Display 28" (71,1 cm) IPS-Panel (4.500 x 3.000 Pixel @ 60 Hz, 3:2)
Displaywerte Touchscreen, Stift-Digitizer, ~ 440 cd/m² Helligkeit, 85,3% DCI-P3, 97,2% DCI-P3, Schwenkgelenk
Anschlüsse 3x Thunderbolt 4 (USB-C), 2x USB-A (3.2 Gen1), 3,5-mm-Klinke, RJ45 (Gigabit Ethernet)
Maße 250 x 220 x 31,5 mm (Basistation), 637,4 x 438,9 x 12,5 mm (Displayteil)
Zubehör Microsoft Surface Keyboard, Surface Mouse, Surface Pen
Preis 5.590 Euro

Wem das Konzept des Surface Studio bekannt ist, dem wird auch das aktuelle Surface Studio 2+ direkt wieder intuitiv erscheinen. Zentrales Element des All-in-One ist das sehr gut kalibrierte und hochauflösende 28-Zoll-IPS-Display, das an einem Schwenkgelenk befestigt ist und so in eine liegende Position gefahren werden kann. Dann dient es als digitales Stift-Display und bringt die für Photoshop und Co. benötigte Hardware gleich mit.

Ältere Hardware ist beim Studio Tradition

Die steckt Microsoft erneut in das Standfuß-Element mit diversen Anschlüssen für weitere Displays und Peripheriegeräte. Das Interieur setzt sich aus einem Intel Core i7-11370H, 32 GByte DDR4-RAM, 1-Terabyte-SSD und einer Nvidia Geforce RTX 3060 Laptop GPU zusammen. Ja, richtig: Microsoft stellte im Jahr 2022 noch ein Gerät mit einem zwei Jahre alten Prozessor vor. Für die Zielgruppe des Surface Studio 2+ reicht das möglicherweise aus. Angesichts des Preises von mindestens 5.600 Euro(öffnet im neuen Fenster) sehen wir das aber nicht als gute Ausrede an.

Vor allem übernimmt Microsoft einige Designmakel des Vorgängers. Sämtliche Anschlüsse befinden sich weiterhin auf der Rückseite. Ein Wechselmedium einzustecken, ist weiterhin nur umständlich möglich. Das Surface Studio 2+ hat wenigstens modernere Anschlüsse zu bieten. Es sind drei Thunderbolt-4-Buchsen (USB-C) mit DP Alternate Mode nutzbar. Dazu kommen zwei USB-A-Ports (3.2 Gen1), eine 3,5-mm-Klinke und ein Gigabit-Ethernet-Port (RJ45). Der PC kann allerdings auch über WLAN nach Wi-Fi 6 in ein Netzwerk eingebunden werden.

Die Thunderbolt-Anschlüsse allein machen das Surface Pro 2+ im Büroalltag flexibler, da hier etwa drei externe Displays mit 4K60 angeschlossen werden können. Wie bei den Vorgängern werden zudem eine kabellose Tastatur und Maus mitgeliefert. Gleiches gilt für den Surface Pen. Es handelt sich um das gleiche Zubehör, das auch beim Vorgänger integriert war.

Das Modern Keyboard (Test, g+) erinnert an Apples Magic Keyboard und tippt sich ähnlich angenehm. Die flachen Tasten und das schlanke Profil sind zudem ergonomisch und leise. Die Surface Mouse ist aber das komplette Gegenteil. Sie fühlt sich in der Hand wie ein scharfkantiger Stein an und ist alles andere als angenehm zu nutzen.

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Sehr gut kalibriertes 3:2-Display

Es ist gut, dass Microsoft zudem den älteren und magnetisch verstaubaren Surface Pen beilegt. Er haftet dank seiner gummierten Spitze besser auf dem Glaspanel des Surface Studio 2+. Zeichnen und Malen kommt daher dem Zeichnen auf Papier wesentlich näher, während wir etwa auf dem Surface Pro 9 (Test) mit Slim Pen mehr auf dem Display rutschen und Linien so meist weniger gut gelingen.

Natürlich spielt hier auch das erstklassige Display eine wichtige Rolle. Es misst 28 Zoll, was für einen Büromonitor normal groß erscheint. Schwenken wir das Panel aber näher zu uns heran, wird das Display zu einer riesigen Zeichenfläche mit mehr als genug Platz für diverse Photoshop-Tools und Onlinereferenzen.

Dazu kommt, dass der spiegelnde Bildschirm mit einer Auflösung von 4.500 x 3.000 Pixeln und dem fürs Zeichnen sehr gut geeigneten 3:2-Format in dieser Form auf dem Markt nur hier zu haben ist. In unseren Messungen deckt es zusätzlich 97,2 Prozent des DCI-P3-Farbraumes, 85,3 Prozent des Adobe-RGB-Raumes und 99,9 Prozent SRGB ab. Die wenigen fehlenden Prozent kommen ausschließlich bei roten Farbspektren zum Tragen. Über neun Messzonen verteilt leuchtet der Bildschirm mit durchschnittlich 440 cd/m². Maximal sind es 476 cd/m² - mehr als genug für den gedachten Einsatzzweck in gut ausgeleuchteten Büros.

Microsoft hat also eines der besten Displays für kreative Profis. Doch rechtfertigt das die schon recht alte Hardware nur bedingt.

Microsoft und die alte Mobil-CPU

Wir würden so weit gehen zu behaupten: Microsoft bringt eine neue Variante des Surface Studio nur heraus, weil das neue Windows 11 die in der zweiten Generation genutzte CPU nicht mehr offiziell unterstützt. Deshalb hatte der Konzern bisher eine merkwürdige Ausnahme gemacht, wenn es um die speziell im Surface Pro 2 genutzte Kaby-Lake-CPU ging (Intel Core i7-7820HQ).

Das ist beim Surface Studio 2+ nicht mehr notwendig, auch wenn der Core i7-11370H der schon im Januar 2021 vorgestellten Tiger-Lake-H35-Serie nicht mehr der jüngste Prozessor ist. Das Mobil-SoC verwendet vier Kerne und acht Threads und taktet mit 3,3 GHz. Der Chip kann zudem laut Intel auf 35 Watt zugreifen.

Reicht aus für Photoshop

Die legt Microsoft aber auf merklich mehr fest. Während wir Benchmarks laufen lassen, erreicht das SoC etwa 45 Watt und einen Kerntakt von 4 GHz. Interessant: Das System kann diese erhöhten Werte auch dauerhaft halten, da die Kühllösung effizient genug arbeitet. Unter Last hören wir die Lüfter zwar. Allerdings sind sie zu keinem Zeitpunkt penetrant oder zu laut. Interessant: Microsoft entscheidet sich für ein Dual-Lüfter-Setup, um GPU und CPU zu kühlen.

Surface-Geräte im Vergleich (2023)
Test Surface Studio 2+ (Intel Core i7-11370H, Geforce RTX 3060 Laptop) Surface Pro 9 (Microsoft SQ3, Adreno-GPU Surface Laptop 5 (Intel Core i7-1255U, Intel Iris Xe)
Cinebench R23 (Multi-Core, 10 Min.) 6.820 cb 3.575 cb 7.673 cb
Shadow of the Tomb Raider (FHD, High Details) 94 fps 12 fps 20 fps
CS:GO (FHD, Medium Details; 2x MSAA) 181 fps 32 fps 52,3 fps
Crystaldiskmark (Sequenziell R/W) 6.232/4.957 MByte/s 2.417/1.523 MByte/s 3.562/2.457 MByte/s
Akkulaufzeit - 10:07 Std./11:16 Std. (60 Hz) 8:51 Std.

Im zehnminütigen Durchlauf im Multicore-Benchmark Cinebench R23 siedelt sich das SoC deshalb auch im oberen Spektrum von Tiger-Lake H35 an. Wir messen 6.820 Punkte, was für 2020 und 2021 noch ein guter Wert gewesen wäre. Aktuelle Alder-Lake-SoCs mit geringeren 15 Watt Leistungsbudget wie etwa der Core i7-1255U im Surface Laptop 5 erreichen im gleichen Szenario allerdings 7.673 Punkte. Apples M2, der vermutlich auch in kommenden All-in-Ones genutzt wird, kommt sogar auf 8.723 Punkte.

Der Nachteil des Surface Pro 2+ ist dabei die weniger effiziente Prozessorarchitektur und der Fakt, dass Intel-SoCs durch das Hybrid-Design mittlerweile viel mehr Kerne und Threads verwenden. Dabei sollte gesagt werden, dass wir in praktischen Anwendungen wie Photoshop keine Probleme mit der Leistung hatten. Selbst in hohen Auflösungen von 4.000 x 4.000 Pixeln konnten wir unsere Werkstücke mittels Gesten und Stifteingabe bearbeiten.

Die integrierte Nvidia-GPU kann zudem dabei helfen, wenn es um Rendering-Aufgaben geht. Der Vergleichbarkeit halber haben wir das Surface Laptop 2+ in den beiden Games Counter-Strike: Global Offensive und Shadow of the Tomb Raider - jeweils in 1.920 x 1.080 Pixeln - getestet.

Die Geforce RTX 3060 Laptop schafft im mehr fordernden Tomb-Raider-Spiel auf hohen Details absolut gut spielbare 94 fps. Das liegt in etwa auf dem Niveau der Desktop-Grafikkarten Geforce RTX 2060 oder Geforce RTX 3050.

In CS:GO wirkt sich die CPU-Leistung etwas mehr auf die Fps aus. Hier werden bei mittleren Details, 2x MSAA und Full-HD-Auflösung nur noch 181 fps im Schnitt erreicht. Das P95-Perzentil ist mit 330,4 fps wesentlich höher. Es kommt allerdings in 0,3 Prozent der Fälle zu Framedrops bis auf knapp 60 fps. Eine Geforce RTX 3050 Desktop erreicht im gleichen Benchmark (sehr hohe statt mittlere Details, de_dust2) mindestens 240 fps.

Es ist also klar: Für die meisten Aufgaben ist das Surface Studio 2+ relativ gut gerüstet. Allerdings schränkt Microsoft dessen praktischen Nutzen reichlich ein. Mit der etwas älteren Vierkern-CPU ist es zum Beispiel wesentlich schwieriger, Videos zu rendern, virtuelle Maschinen aufzusetzen oder Programme zu kompilieren. Klar: Das Gerät ist dafür auch nicht unbedingt ausgelegt. Dann sollte es aber auch nicht so enorm teuer sein.

Reparierbarkeit ist ein starkes Plus

Der SSD können wir eine sehr gute Leistung bescheinigen. Das wundert wenig, verbaut Microsoft hier erneut eine PM9A1 von Samsung mit 1 TByte Speicherkapazität. Die NVMe-SSD rechnet mit 6.232 MByte/s im sequentiellen Lesen und 4.957 MByte/s im sequentiellen Schreiben, sollte also für die meisten Anwendungen ausreichen.

Während die 32 GByte DDR4-RAM auf dem Mainboard verlötet sind, lässt sich die Samsung-SSD auch jederzeit ausbauen. Generell ist Microsoft hier sehr vorbildlich und hat ein relativ leicht zu öffnendes Gerät entwickelt, dessen am meisten verschleißende Komponenten einfach austauschbar sind.

Dazu zählen neben der SSD die Kühleinheit samt Lüfter, die Lautsprecher und das Mainboard samt SoC, RAM und Anschlüssen. Selbst das integrierte Netzteil und das Displaymodul lassen sich einfach ausbauen. Microsoft bietet sogar eigene Tutorials und Anleitungen(öffnet im neuen Fenster) an, wie sich das Surface Studio 2+ auseinanderbauen lässt - auch das ist vorbildlich.

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Im Displaymodul befindet sich übrigens eine integrierte Webcam, die wir für Videokonferenzen benutzen können. Für eine Webcam ist die Videoqualität sogar relativ gut und Pixelartefakte sind (auch unter eher schlechten Lichtverhältnissen) kaum erkennbar. Es sollte also nicht an der Kamera liegen, dass unser Gesicht im Meeting pixelig aussieht.

Die Lautsprecher befinden sich hingegen in der Basisstation. Sie können als Backup genutzt werden, haben aber vor allem bei tiefen Frequenzen ihre Schwächen. Es ist also gut, dass wir eine 3,5-mm-Klinke für externe Speaker oder Kopfhörer nutzen können.

Zusammengefasst können wir das Surface Studio 2+ nur mögen. Das Konzept ist einfach zu interessant, um ignoriert zu werden. Nur schade, dass Microsoft die inneren Werte vernachlässigt und dafür noch einen Luxusaufschlag verlangt.

Surface Studio 2+ - Verfügbarkeit und Fazit

Microsoft verkauft das Surface Studio 2+ aktuell nur in einer Konfiguration. Mit Core i7-11370H, 32 Gbyte RAM, 1-TByte-SSD und Geforce RTX 3060 Laptop liegt der Preis bei absurden 5.600 Euro. Selbst, wenn wir das mitgelieferte Zubehör im Wert von etwa 250 Euro einberechnen, ist das einfach kein gutes Angebot.

Fazit

Durch den hohen Preis wird klar: Microsoft will mit dem Surface Studio 2+ einmal mehr kreative Profis ansprechen, bei denen Geld keine Rolle spielt. Denn das Konzept an sich geht wieder voll auf.

Es macht einfach Spaß, das Studio 2+ im Stift-Display-Modus zu nutzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Der mitgelieferte Surface Pen ist dafür ein großartiges Tool. Durch das exzellent kalibrierte Display, die hohe Auflösung und das 3:2-Format bedient das Gerät eine Nische, in der es keine vergleichbaren Produkte gibt.

Es ist deshalb doppelt schade, dass Microsoft hier einen zwei Jahre alten Intel-Chip verbaut. Der Core i7-11370H ist für seine Generation und sein verfügbares Leistungsbudget von 45 Watt enorm leistungsfähig. Allerdings sind selbst Notebooks mit aktuellen AMD-, Intel- oder Apple-Chips mittlerweile merklich schneller.

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Ein Trostpflaster ist die Nvidia Geforce RTX 3060 Laptop, die in Games gute Leistungswerte hat. Außerdem kann die GPU bei Rendering-Aufgaben unterstützen - sofern das Intel-SoC mitspielt. Zumindest sind die 32 GByte RAM relativ zukunftssicher.

Das gilt auch für die generell gute Reparierbarkeit und die austauschbare SSD. Microsoft verfolgt hier einen erfreulich transparenten Ansatz und bietet sogar Anleitungen an, wie sich das Gerät auseinanderbauen lässt.

Wir sind im Allgemeinen glücklich darüber, dass der Konzern die Surface-Studio-Serie nicht auslaufen lässt. Für die nächste Generation würden wir uns aber halbwegs aktuelle Hardware zu einem realistischen Preis wünschen. Wie wäre es mit 3.000 Euro?


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