Super-Cookie Trustpid: Vertrauen wäre gut, Datenschutz noch besser
Rechtlich fußt das neue Verfahren auf der Einwilligung der Kunden, dass ihr Surfverhalten auf diese Weise erfasst und ausgewertet wird. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) setzt für solche Vorgänge die freiwillige und informierte Einwilligung voraus.
Doch in was genau sie einwilligen sollen, ist unklar, da technische Details weitgehend im Ungefähren bleiben. Beispielsweise ist Telekommunikationsbetreibern auch die Geräte-Nummer, die IMEI, bekannt - doch welche Rolle sie im Trustpid-Projekt spielt, ist nicht klar. Auch ist nicht klar, was genau passiert, wenn ein Kunde seine Einwilligung wieder zurückzieht.
Branchenbeobachter erwarten, dass die Telekombetreiber Anreize über neue Tarife setzen, die mehr Datenvolumen versprechen beziehungsweise günstiger sind, um von möglichst vielen Kunden die Einwilligung zu erhalten.
Unterminiert Trustpid das Vertrauen in die Telekommunikation?
Der Datenschutz- und Trackingexperte Wolfie Christl hält das Vorhaben "für einen Missbrauch der besonderen Vertrauensposition, die Telekom- und Internetzugangsanbieter inne haben - unabhängig von der rechtlichen Bewertung." Er stört sich daran, dass "dieser tiefe Eingriff in die Rechte und Freiheiten von Millionen offenbar mit diesen sinnlosen, manipulativen und nervigen Pseudo-Einwilligungen legitimiert werden" soll. Das sei "perfide und unverschämt".
Das Projekt unterminiere das Vertrauen in Datenschutz und generell in digitale Kommunikationstechnologie, kritisiert der Privacy-Experte. Deshalb solle es "unverzüglich gestoppt" werden. Christl hofft, die zuständigen deutschen Datenschutzbehörden "koordinieren sich und schieben dem Vorhaben schnell einen Riegel vor".
Die Aufsichtsbehörde im Beratungsprozess
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber verwahrt sich gegen das Branchengerücht, er habe dem Verfahren zugestimmt. Auf Anfrage von Golem.de betont er, dass er das Projekt Trustpid bislang nicht abschließend bewertet und ihm daher auch nicht zugestimmt habe. Im Herbst 2021 sei ihm das Projekt vorgestellt worden, auch die entsprechende Datenschutzfolgeabschätzung liege ihm vor.
Es sei vereinbart worden, dass der Bundesdatenschutzbeauftragte sich beratend in das Projekt einbringen werde. "Dies werden wir nun aktiv einfordern", sagte ein Sprecher Golem.de. Die Datenschutzerklärung zu Trustpid ist vom Dezember 2021. Demnach wurden seither keine Anforderungen des Bundesdatenschutzbeauftragten mehr umgesetzt.
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Super-Cookie Trustpid: Vertrauen wäre gut, Datenschutz noch besser | Skepsis bei Einwilligungsverfahren |
Wenn es der DSGVO und allen Gesetzen entspricht, ein dauerhaftes OPT out ermöglicht wird...
Du bist sicher vor Seitenaufrufen, das System an sich trackt dich weit VOR deinen Ma...
Das ist tatsächlich auch genauso meine Interpretation des Kopplungsverbots....
Klar, aber das wird man nicht so vermarkten ;)