Internet schafft neue Vermarktungsmöglichkeiten

Zugleich schreibt er, dass die höheren Einkommen entstünden, weil "das Internet eine Möglichkeit für Kreative ist, ihre Werke direkt ohne Zwischenhändler anzubieten". Das konnten Künstler allerdings schon spätestens seit 2003 tun, als das Netzwerk Myspace online ging, oder 2005 mit dem Start der Videoplattform Youtube. Ohnehin ist es unzulässig, aus einer Korrelation von Faktoren darauf zu schließen, dass der eine die Ursache für den anderen sei - in diesem Fall also die neuen Vermarktungsmöglichkeiten der Grund für das (vermeintlich) gestiegene Einkommen.

Die KSK kann sich die Ursache für den Anstieg der gemeldeten Einkommen seit dem Jahr 2007 nach eigener Aussage nicht erklären. Allerdings ist die Kasse seit 2007 gesetzlich dazu verpflichtet, rund fünf Prozent der Versicherten stichprobenartig daraufhin zu kontrollieren, ob sie ihre Einkommen nicht zu gering angeben, etwa um dadurch Beiträge zu sparen. Im schlimmsten Fall droht dann ein Bußgeld. Das könnte dazu geführt haben, dass die Musiker höhere Einkommen gemeldet haben.

Weitreichende Schlussfolgerungen, magere Fakten

Hufgard kommt zu dem Fazit: "Das Internet ist ganz eindeutig nicht der Untergang der Kreativen. Es gab zwar Anpassungsschwierigkeiten, diese haben aber vor allem Rechteverwerter getroffen, die sehr träge auf den sich ändernden Markt reagiert haben. Die Auswirkungen auf die Situation der Künstler waren im Gegenteil dazu mehrheitlich positiv." Diese weitreichende Schlussfolgerung wird aber durch die von ihm präsentierten Fakten nicht bestätigt. Es ist lediglich erkennbar, dass das durchschnittliche Einkommen von Kreativen allgemein sehr niedrig ist, und dass es in besagtem Zeitraum nicht zu massiven Einbußen bei den der KSK gemeldeten Einkommen gekommen ist.

Völlig offen bleiben in der Betrachtung die Gründe für die Einkommensveränderungen der Musiker. An die Künstlersozialkasse melden die Musiker das sogenannte Arbeitseinkommen, also die Differenz zwischen Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben. Betriebseinnahmen sind Einnahmen, die "unmittelbar mit der selbstständigen künstlerischen oder publizistischen Tätigkeit zusammenhängen (zum Beispiel Honorare, Tantiemen, Gagen)", also auch "alle urheberrechtlichen Vergütungen, auch solche, die über Verwertungsgesellschaften bezogen werden (Gema, GVL, Verwertungsgesellschaft Wort, Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst etc.)."

Somit wäre beispielsweise denkbar, dass Musiker aus Plattenverträgen und Gema-Einkünften ein geringeres Einkommen beziehen als 1995, etwa weil die Umsätze mit Tonträgern stark gesunken sind, diese Verluste aber durch Musikunterricht und Auftragskompositionen für Werbung ausgleichen konnten. Allein aus der Höhe der bei der KSK gemeldeten Einkünfte können keine Schlüsse gezogen werden, wie sich die Verbreitung des Internets im Detail auf die Zusammensetzung dieser Einkünfte ausgewirkt hat.

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 Studie: Bringt das Internet Musikern mehr Geld?
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benji83 21. Mär 2012

Ist das nicht das Thema welchem sich die Studie widmet? Die Musiker gewinnen im Schnitt...

plattenboss 21. Mär 2012

Eine selten dämliche Untersuchung. Wenn ich als Urheberrechtsexperte so etwas...

samy 20. Mär 2012

Interessant hat aber überhaupt nichts mit der Studie der Piraten zu tun... Oder ich kenne...

Freepascal 20. Mär 2012

Was hier völlig fehlt, ist die investierte Zeit, daher ist die Angabe recht bedeutungslos.



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