Stromversorgung: Der Einfluss der Niederlande auf den deutschen Netzausbau
Der niederländische Mutterkonzern plant große Umstrukturierungen beim deutschen Netzbetreiber Tennet. Das könnte gravierende Folgen für die Energiewende haben.

Wenn Peter Altmaier auf den Ausbau der Stromnetze zu sprechen kommt, wird er sehr deutlich. "Wir brauchen mehr Stromnetze, und zwar zügig", wiederholt der Minister gebetsmühlenartig. "Wir wollen zum einen die Kapazitätsreserven in den bestehenden Netzen mit modernen Technologien heben und zum anderen dafür sorgen, dass die Stromnetze schneller ausgebaut werden", so lautet Altmaiers Mantra.
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Altmaier hat den schnellen Ausbau der Netze zum vordringlichen Ziel erklärt. Seit seinem Amtsantritt als Bundeswirtschaftsminister im vergangenen Jahr widmet er dem Thema größte Aufmerksamkeit. Auf der Haben-Seite kann er eine Novellierung des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes verbuchen; außerdem haben seine Leute und er in ungezählten Gesprächen versucht, bei strittigen Projekten den Interessenausgleich zwischen Netzbetreibern, Ländern, Bundesnetzagentur und Gegnern einzelner Vorhaben herzustellen.
Neue Hürden
Doch Fortschritte beim Netzausbau könnten an neuen Hürden scheitern: Der Ehrgeiz eines maßgeblichen Players, die Energiewende in Deutschland voranzutreiben, scheint deutlich gebremst zu sein. Die Rede ist vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO mit Sitz in Bayreuth.
Interne Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, verdeutlichen, dass die niederländische Muttergesellschaft Tennet Holding B.V. aus Arnheim die deutsche Tochter in einer großangelegten Umstrukturierung unter Kuratel stellen will. In Mitarbeiterkreisen wird bereits von einer "feindlichen Übernahme" gesprochen.
Der Einfluss deutscher Manager werde systematisch beschnitten, in der Holding hätten die Niederländer das Sagen. Tatsächlich ist dort von vier Vorstandsposten nur einer mit einem Deutschen besetzt. Das steht in krassem Missverhältnis zu den wirtschaftlichen Realitäten: Mehr als 70 Prozent des Ergebnisbeitrages kommen von der deutschen Tochter.
Nach Informationen des Handelsblatts aus dem Umfeld des Unternehmens ist geplant, künftig wesentliche Funktionen im niederländischen Arnheim zu konzentrieren. Ab einer bestimmten Hierarchieebene wird demnach künftig von deutschen Managern verlangt, ein bis zwei Wochen pro Monat in Arnheim zu arbeiten. Damit solle erreicht werden, dass deutsche Manager an diesen Stellen nicht mehr interessiert sind. Es geht darum, deutsches Personal "abzuschütteln".
Entscheidend ist aus Sicht der Kritiker, dass die Finanzbereiche künftig ausschließlich von Niederländern aus Arnheim heraus geleitet werden. Sie behaupten, Ziel der Umstrukturierungen sei es, künftig alle bislang länderspezifisch aufgebauten Strukturen länderübergreifend zu organisieren, "so dass der deutsche Teil vollständig in die Niederlande integriert ist". Es sei absehbar, dass von 22 Geschäftsbereichen künftig nur noch fünf von Deutschen geleitet würden.
In einem offenen Brief an die Belegschaft der deutschen Tochter und an Otto Jager, den Geschäftsführer der deutschen Tochter und CFO der Holding, kritisiert der deutsche Betriebsrat, man sei mit den Umstrukturierungsplänen "absolut nicht einverstanden". Man habe "die Befürchtung, dass Arbeitsplätze in erheblichem Umfang in Deutschland verloren gehen und die Arbeitsbedingungen zum Nachteil der Beschäftigten verändert werden", heißt es in dem Brief.
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Erforderliche Investitionen |
Stromtrassen dürfen nicht bebaut werden.
Dickes +1
Grundsätzlich besteht natürlich die Möglich via Enteignung die netze zu verstaatlichen...
ein Blackout stattfindet. Aber die Politik reagiert äh. lamentiert ja. ;-)