Stromnetzbetreiber: "Es wird keinen Blackout geben"

Die Energiewirtschaft rechnet nicht mit flächendeckenden Stromausfällen im kommenden Winter. "Es wird aus unserer Sicht keinen Blackout geben" , sagte Claudia Rathfux von Stromnetz Berlin am 14. September 2022 vor Journalisten. Derzeit untersuche der Stromnetzbetreiber einen möglichen massenhaften Einsatz von Heizlüftern. "Wir sind weit davon entfernt, in irgendeiner Form ein Blackoutszenario zu sehen" , sagte Rathfux.
Da Russland infolge des Ukrainekriegs deutlich weniger Gas nach Deutschland liefert, befürchten offenbar viele Verbraucher, dass ihnen nicht genügend Brennstoff für den Winter zur Verfügung steht oder die Raumtemperaturen zu stark sinken. So soll der Verkauf von elektrischen Heizgeräten wie Lüftern, Radiotoren und Konvektoren(öffnet im neuen Fenster) stark gestiegen sein.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte daher zuletzt vor Stromausfällen. "Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben" , sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Welt am Sonntag(öffnet im neuen Fenster) . Er warnte vor einer "Überlastung des Stromnetzes - etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen" . Auch feindliche Hackerangriffe seien ein realistisches Szenario.
Elektrisches Heizen viel zu teuer
Rathfux räumte in diesem Zusammenhang ein: "Das Stromnetz ist nicht für eine stromgeführte Wärmeversorgung ausgelegt. Das ist ziemlich eindeutig" . Es sollte daher vermieden werden, dass das Netz durch zu viele Heizlüfter nicht sachgemäß genutzt wird.
Ähnlich äußerte sich am vergangenen Wochenende der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. "Heizlüfter zu nutzen, ist selbst bei den sehr hohen Gaspreisen teurer als Heizen mit Gas" , sagte er dem Tagesspiegel (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) und warnte: "Wenn zu viele Menschen gleichzeitig mit Heizlüftern heizen, kann das die Stromnetze lokal an ihre Belastungsgrenzen und darüber hinaus bringen."
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schloss sich der Position Müllers an. Die Sorge der Energiewirtschaft sei, "dass das viel zu teuer wird, dann können Sie gleich den Backofen auflassen, das ist keine gute Wärmeoption" , sagte Geschäftsführerin Kerstin Andreae. Im Gegenzug müsse vermittelt werden, dass die Gasversorgung der privaten Haushalte gesichert sei. Andreae appellierte an die Verbraucher: "Bitte keinen Heizlüfter kaufen, um die Wohnung warm zu bekommen."
Ladeinfrastruktur wird weiter ausgebaut
Keinen Einfluss auf die Versorgungssicherheit soll jedoch der Ausbau der Elektromobilität haben. "Die Blackoutfrage im Bereich der Elektromobilität hatten wir eigentlich abgeräumt. Bis die jetzigen Entwicklungen kamen" , sagte Rathfux. Im Grundsatz gelte immer noch: "Wir schließen nichts ans Netz an, was das Netz nicht verträgt."
Momentan gebe es eine stark preisgetriebene Diskussion. "Das hat aber nichts damit zu tun, dass man keine Ladeinfrastruktur mehr ans Netz bringt oder kein Elektroauto mehr laden sollte" , sagte Rathfux. Wenn eine Ladestelle so genutzt werde, wie sie genutzt werden soll, "dann ist das auch für das Netz verträglich" . Dabei verwies Stromnetz Berlin auf die Möglichkeit, solche Verbraucher netzdienlich steuern zu können. Das sei auch unabhängig von der aktuellen Diskussion sinnvoll.
BDEW fordert Gesetz zur Wallbox-Abschaltung
In diesem Zusammenhang forderte Andreae die Bundesregierung auf, die umstrittenen Pläne zur sogenannten Spitzenglättung umzusetzen. Anfang 2021 hatte die damalige Bundesregierung den Vorschlag für ein Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz (SteuVerG) wieder zurückgezogen . Das Gesetz hätte es den Netzbetreibern ermöglicht, in großem Umfang in die Anschlüsse der Verbraucher eingreifen.
Diese präventive netzdienliche Steuerung müsste im Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnGW) geregelt werden(öffnet im neuen Fenster) , was mit dem SteuVerG geplant gewesen war. Andreae sagte nun: "Der 14a muss kommen. Wir brauchen den 14a für die Aussteuerung." Die Diskussion aus der vergangenen Legislaturperiode sei "Gottseidank wieder auf der Tagesordnung" . Das sei für die Netzbetreiber sehr wichtig.



