Steuerung per Zeitschaltuhr möglich
Das nächste Problem: Bis zum Jahr 2029 dürfen die Netzbetreiber eine sogenannte statische Steuerung vornehmen. Auf Basis zu erwartender Lastspitzen könnten große Verbraucher beispielsweise mit Hilfe von Zeitschaltuhren gesteuert werden. Damit ließe sich verhindern, dass nach Feierabend sämtliche Wallboxen in einem Netzstrang gleichzeitig eingeschaltet würden. Doch auch hier würde es keinerlei zeitliche Einschränkung geben.
Eine solche Lösung dürfte aber recht häufig zum Einsatz kommen. Denn die Netzbetreiber sind noch kaum in der Lage, die Verbraucher flexibel nach Netzlast zu steuern. Dazu müssten sie zum einen die aktuelle Belastung der Verteilnetze kennen, zum anderen mit den Wallboxen über sogenannte Smart-Meter-Gateways kommunizieren können. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Noch kein Netzbetreiber kann dynamisch steuern
So musste die Bundesregierung in ihrer Antwort (PDF) auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion im Januar 2023 einräumen: "In der Niederspannung ist derzeit keiner der abgefragten Verteilnetzbetreiber in der Lage, Netze dynamisch im Sinne des Eckpunktepapiers der Bundesnetzagentur zu steuern."
Das klingt ernüchternd und hängt auch damit zusammen, dass die Vorgängerregierungen jahrelang den Rollout der vernetzten Stromzähler vermasselt haben. Zwar will die Ampelkoalition die Auslieferung der Gateways mit einem neuen Gesetz beschleunigen. Doch selbst dann dürfte es noch Jahre dauern, bis diese bei den Kunden installiert sind.
Übergangsweise könnten die Wallboxen dann mit Rundsteuerempfänger geregelt werden. Doch wenn dieser nicht in der Lage ist, die Leistung zu drosseln, müssen die Kunden eine vollständige Abschaltung akzeptieren. Aus der Drosselangst würde dann wieder eine Abschaltangst werden.
Zeitvariable Netzentgelte als Alternative
Kein Wunder, dass Verbraucherschützer, Autoindustrie und Wärmepumpenhersteller gegen die Pläne protestieren. Sie lehnen die Möglichkeit der Netzbetreiber "strikt" ab, Wallboxen oder Wärmepumpen zeitlich unbegrenzt abzuregeln.
Die Kritik ist völlig nachvollziehbar. Schon die vom früheren Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgesehene "Spitzenglättung" von zwei Stunden pro Tag erschien uns überzogen.
Die Verbände empfehlen stattdessen "ein präventives Instrument, insbesondere durch zeitvariable Netzentgelte oder Flexibilitätsentgelte". Das heißt: Das Laden außerhalb der Lastspitzen wäre deutlich günstiger, so dass die Kunden nach Möglichkeit ihr Auto nachts auflüden. Aber auch hier sind in den meisten Fällen vernetzte Stromzähler erforderlich, um solche variablen Tarife nutzen zu können.
Nicht ganz zu Unrecht kritisiert daher die Stromwirtschaft die Pläne der Regierung, dass künftig "jeder Kunde auf Antrag zeitnah ein intelligentes Messsystem eingebaut bekommen kann". Denn es wird befürchtet, dass die Kapazitäten für den Rollout nicht ausreichen, um zunächst Verbraucher wie Wallboxen anzuschließen, die über die Systeme gesteuert werden könnten.
Ob die Netzagentur noch auf sämtliche Kritikpunkte eingehen wird, ist derzeit unklar.
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Es geht nicht um einen Worst-Case. Es geht darum, das die Anforderungen halt...
Minimalladeleistung sind 6A Pro Phase, sprich 1380kWh pro Phase. Je nach Auto hast du...
Schau dir mal Tibber an. Ist zwar ein Dynamischer Tarif, aber i.d.r. nachts deutlich...
LOL :-) die würden im Fall der Rationierung komplett deaktiviert werden. Davon abgesehen...
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