Streit um Regulierung: "Oldtimer Koax" laut Telekom von Vodafone schlecht gepflegt

Die Deutsche Telekom hat die Planungen der Europäischen Kommission verteidigt, die die Regulierung für ehemalige staatliche Monopolisten lockern will. "Die EU-Kommission kommt zu dem Schluss, dass der Rechtsrahmen an die veränderten Marktbegebenheiten - hoher Wettbewerb - anzupassen ist. Die bisherige Ex-ante-Regulierung sollte einem Ex-post-Ansatz und dem allgemeinen Wettbewerbsrecht folgen, da der bisherige Ex-ante-Regulierungsrahmen keine Anreize für Investitionen geschaffen hat" , sagte Telekom-Sprecher Henrik Schmitz Golem.de.
Der Großteil der Branche sehe diesen Schritt positiv. "Es ist bedauerlich, dass einzelne Unternehmen hier ihre Partikularinteressen verfolgen, denn dies schadet der gesamten Branche" , betonte Schmitz weiter.
Zu den Unterzeichnern eines Brandbriefs an die Europäische Kommission für die Beibehaltung der Regulierung gehören die Konzernleitungen von 1&1, Vodafone Group, Iliad Group, Colt, CK Hutchison (Three) und Eurofiber. Das Streichen einer "klaren Vermutung für regulatorisches Eingreifen" als Voraussetzung für die Regulierungsbehörde "würde sämtliche alternativen Anbieter schutzlos machen" , erklärten auch die deutschen Telco-Verbände VATM und Breko.
Will Vodafone den Glasfaserausbau bremsen?
Laut Schmitz sei es dagegen "entlarvend, dass die Initiative von zwei Unternehmen ausging, die deutlich zu wenig in moderne Infrastruktur investieren. 1&1 löst Versprechen im Mobilfunk nicht ein. Vodafone hat es noch nicht einmal hinbekommen, sein altes Kupfer-Koax ordentlich mit Glasfaser aufzurüsten." Vom Vodafone-Joint-Venture OXG und deren Glasfaserausbau habe man "nicht mehr viel gehört. Ankündigungen werden nach unten korrigiert" .
Laut dem Telekom-Sprecher forderten Unternehmen, die fast nichts zu modernen Glasfaserinfrastrukturen beitragen, den Status quo beizubehalten. "Wenn man schon selbst wenig tut, wäre es mindestens angezeigt, nicht die zu behindern, die nach vorn investieren" . Vodafone habe "seinen 'Oldtimer Koax' schlecht gepflegt. Jetzt wollen sie andere bremsen, um noch mithalten zu können" , so Schmitz wörtlich.
Koaxialkabel und Telekom-Klingeldraht
Tatsächlich besteht das Kabelnetz auch in großen Teilen aus Kupfer, weshalb man von Hybrid-Fibre-Coax-Netzen (HFC) spricht. Die Zuleitungen zu den Haushalten werden über Koaxialkabel realisiert, dies sind aber bessere Kupferkabel als die der Telekom. Koaxialkabel sind dicker, haben eine dickere Isolierung und eine bessere Abschirmung. Koaxialnetze können daher mit den Kabelnetzstandards 3.1 und 4.0 sehr viel höhere Datenraten als das Vectoring im Kupfernetz der Telekom bieten, wo bei 250 MBit/s meist der Höchstwert erreicht ist. Allerdings müssen sich alle Kabelnetzkunden die Kapazität in einem Node teilen.
Koax gut oder schlecht gepflegt
Was immer gerne unerwähnt bleibt: Die Telekom hat über ihre österreichische Landestocher Magenta Telekom selbst ein großes Koaxialnetz in Betrieb, das durch Zukäufe noch erweitert wurde.
Schmitz erklärte: "Das Koax in Österreich ist ein gutes Beispiel. Denn das wurde gut gepflegt. Dort hängen deutlich weniger Kunden an einem Glasfasernode als in Deutschland. Etwa um den Faktor vier weniger. In Österreich hat man ordentlich investiert, in Deutschland nicht." Zudem werde über das Joint Venture Alpen Glasfaser(öffnet im neuen Fenster) in den Ausbau investiert.
"Wir investieren mit der OXG bis zu 7 Milliarden Euro, um bis zu 7 Millionen neue Glasfaseranschlüsse für Deutschland zu bauen, und haben mit dem Ausbau bereits in zahlreichen Städten und Gemeinden gestartet. Zeitgleich haben wir das größte Gigabitnetz der Republik mit immer mehr Glasfaser und zusätzlichen Segmenten noch besser und stabiler gemacht" , sagte Vodafone-Sprecher Tobias Mohler. OXG will die Summe bis 2030 investieren.



