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Streit um Black Widow: Johansson verlangt von Disney 80 Millionen US-Dollar

Disney hätte ein Verfahren vor Gericht rund um Black Widow verhindern können, hat aber auf die Angebote von Johansson nicht reagiert.
/ Ingo Pakalski
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Scarlett Johansson im Streit mit Disney. (Bild: Mike Blake/Reuters)
Scarlett Johansson im Streit mit Disney. Bild: Mike Blake/Reuters

Im Streit zwischen der US-Schauspielerin Scarlett Johansson und dem US-Hollywoodstudio Disney sind neue Details bekanntgeworden. Johanssons Anwälte verlangen von Disney 80 Millionen US-Dollar(öffnet im neuen Fenster) , berichtet das Wall Street Journal mit Verweis auf Personen, die mit den Streitigkeiten vertraut sind. Bisher war nur bekannt, dass Johansson Einnahmeausfälle geltend macht, weil Black Widow parallel zum Kinostart auch als Stream bei Disney+ gestartet ist. Johansson hatte im Juli 2021 Klage gegen Disney eingereicht .

Bevor es zu der Klage kam, sollen Johanssons Anwälte versucht haben, sich mit Disney zu einigen. Bereits im März 2021 kontaktierten die Anwälte das Filmstudio und verlangten für ihre Klientin eine Summe von 80 Millionen US-Dollar. Johansson spielt in Black Widow die Hauptrolle und fungiert als Executive Producer - wie fünf weitere Personen. Kurz davor hatte Disney bekanntgegeben, dass Black Widow im Juli 2021 parallel zum Kinostart als sogenannter VIP-Titel bei Disney+ starten wird.

Die Summe von 80 Millionen US-Dollar beruhte darauf, dass der Film an den Kinokassen weltweit unter normalen Bedingungen 1,2 Milliarden US-Dollar verdienen würde. Als Basis dient die Beteiligung am Umsatz des Films, die Johansson nach deren Angaben zusteht. Diese Summe würde die reguläre Gage von 20 Millionen US-Dollar ergänzen. Die erwarteten Einnahmen sind auf dem Niveau anderer Marvel-Blockbuster wie Captain Marvel oder Black Panther angesetzt.

Black Widow brachte Disney bisher 370 Millionen US-Dollar

Tatsächlich hat Disney mit Black Widow bisher 370 Millionen US-Dollar eingenommen und damit zählt er zu den Marvel-Filmen mit dem schwächsten Einspielergebnis. Johansson macht für den geringen Umsatz Disneys Entscheidung verantwortlich, den Film parallel zum Kinostart auch auf Disney+ als VIP-Titel zu veröffentlichen. Wer den Film daheim sehen will, muss zusätzlich zu den Abogebühren von Disney+ eine Leihgebühr bezahlen, die in Deutschland bei 22 Euro liegt.

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Disney sieht hingegen die anhaltende Coronapandemie als Grund für die geringeren Einnahmen, weil Kinos in vielen Ländern nicht so wie vor der Pandemie betrieben werden können. Der Bericht zitiert Disney-Angestellte, dass es für das Unternehmen eine schwere Entscheidung gewesen sei, Black Widow in der Coronapandemie in die Kinos zu bringen. Zuvor wurde der Kinostart mehrfach verschoben.

Eine weitere Verschiebung hätte aber auch Folgen für andere Marvel-Veröffentlichungen gehabt und daher habe sich Disney für diesen Schritt entschieden. Wäre Black Widow nicht im Kino gelaufen, hätten geplante Marvel-Serien verschoben werden müssen, heißt es. Einige Serien aus dem Marvel-Universum ergänzen entsprechende Kinofilme und daher hängen diese eng miteinander zusammen.

Disney hat nie auf Angebote von Johansson reagiert

Disney soll nie ein Gegenangebot gemacht haben. Der Grund sei, dass bei Disney unklar gewesen sei, wer die Verhandlungen dazu führen sollte. Alle Anfragen der Anwälte seien unbeantwortet geblieben, heißt es im Bericht. So kam es dazu, dass Johansson nach dem Start von Black Widows Klage gegen Disney eingereicht hat.

Der Streit zwischen Johansson und Disney hat auch Auswirkungen auf Marvel Entertainment, der Disney-Abteilung, die für Black Widow und andere Marvel-Verfilmungen verantwortlich ist. Marvels Chief Creative Officer Kevin Feige soll versucht haben, Disneys Plan zu vereiteln, Black Widow parallel zum Kinostart auf Disney+ als Stream bereitzustellen. Dadurch werde Black Widow in seinem Ansehen degradiert, wobei sich Feige darüber ärgern soll, dass das ausgerechnet bei einem der wenigen Marvel-Filme mit weiblicher Beteiligung passiert ist.

Bei einer Aktionärsversammlung im März 2019 hatte der frühere Disney-CEO Robert Iger angekündigt, dass Black Widow unmittelbar nach einem Kinostart auch bei Disney+ starten werde. Daraufhin wollte Johanssons Team von Disney eine Garantie, dass der Marvel-Film einen normalen Kinostart erlebt, heißt es in der Klage.

Marvel hatte Johansson eine Neuverhandlung der Gage versprochen

Nach Angaben der Anwälte von Johansson schrieb der Chefjustiziar von Marvel, Dave Galluzzi, dass "es zu 100 Prozent unser Plan ist, Black Widow in einer typischen Breitwandversion zu zeigen" . Sollte sich das ändern, so schrieb er, "müssten wir das mit Ihnen besprechen und zu einer Übereinkunft kommen, da der Vertrag auf einer Reihe von (sehr großen) Einspielergebnissen basiert." Genau das soll aber nicht passiert sein.

Bei anderen Hollywoodstudios soll es hingegen entsprechende Nachverhandlungen gegeben haben. So soll Warner über 200 Millionen US-Dollar in neuen Verträgen an Schauspieler und Regisseure bezahlt haben, wenn ihre Gagen an Umsatzbeteiligungen gekoppelt sind. Die Neuverhandlungen wurden durchgeführt, nachdem das Unternehmen beschlossen hatte, alle Filme in diesem Jahr parallel zum Kinostart ohne Aufpreis im Abo von HBO Max zu veröffentlichen .

Verhandlungen um neuen Marvel-Film stocken

Disney sieht die Klage als unbegründet an und hat Johansson vorgeworfen, dass sie die globalen Auswirkungen der Coronapandemie einfach ausblende. Disney setzt derzeit alles auf Vergleichsverhandlungen, um einen Prozess zu verhindern .

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Der Rechtsstreit zwischen Johansson und Disney hat bereits Auswirkungen auf künftige Projekte, berichtet das Magazin weiter. Die Brüder Joe und Anthony Russo sollen bei Verhandlungen über die Regie eines weiteren Marvel-Films nicht weiterkommen. Für sie sei zu unklar, wie ein nächster Film von ihnen vertrieben werde und wie sie dafür bezahlt werden. Die Russo-Brüder waren für Avengers: Endgame(öffnet im neuen Fenster) verantwortlich, dem bisher umsatzstärksten Film überhaupt - vor der Coronapandemie.


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