Streit über Snowden-Einladung: NSA-Ausschussvorsitzender tritt überraschend zurück
Nicht einmal eine Woche im Amt: Der Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses ist zurückgetreten. Grund sind Differenzen mit der Opposition über eine Vernehmung Snowdens.

Der Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses, Clemens Binninger, ist nach nur sechs Tagen im Amt von seinem Posten zurückgetreten. Dies teilte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin in einer persönlichen Erklärung mit. Als Grund gab er an, dass eine von ihm gewünschte "sachdienliche Zusammenarbeit aller Fraktionen nicht möglich sein wird". Das habe sich schon in der konstituierenden Sitzung am vergangenen Donnerstag herausgestellt. Sein Nachfolger solle der bisherige Unions-Obmann im Ausschuss, Patrick Sensburg (CDU), werden, teilte die Unionsfraktion umgehend mit. Als Obmann folge Roderich Kiesewetter (CDU), der neu in den Untersuchungsausschuss aufrückt.
Binninger warf der Opposition von Grünen und Linke vor, ausschließlich die Vernehmung von Edward Snowden in den Mittelpunkt des Ausschusses stellen zu wollen. "Zum einen ist der Untersuchungsauftrag viel breiter und differenzierter angelegt, zum anderen bin ich unverändert skeptisch, ob uns Snowden - aufgrund seiner eigenen öffentlichen Einlassungen - als Zeuge überhaupt weiterhelfen kann", schreibt Binninger. Zudem sieht er in der "einseitigen Fixierung" auf Snowden auch die Gefahr von Aufgabenkonflikten mit seinem Amt als Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr). Daher werde er sich nun auf die Arbeit im Innenausschuss des Bundestages und im PKGr konzentrieren.
Ströbele vermutet Druck aus dem Kanzleramt
Die Opposition spekulierte unterdessen über andere Gründe für den Rücktritt. "Ich vermute, dass auf die Fraktionen von SPD und CDU sowie den Vorsitzenden des Ausschusses vom Kanzleramt Druck ausgeübt worden ist, um die Vernehmung und Aufklärung durch Edward Snowden im Ausschuss zu verhindern", sagte der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele, der als stellvertretendes Mitglied dem Ausschuss angehört.
Die Linke-Politikerin Martina Renner bedauerte auf Facebook den Rücktritt Binningers, "weil wir ihn im NSU-Komplex als engagierten Aufklärer kennen gelernt haben und schätzen". Doch offensichtlich seien CDU/CSU "trotz der seit einem Jahr laufenden Debatte noch nicht so weit zu akzeptieren, dass Edward Snowden ein wichtiger Zeuge ist, der im Bundestagsuntersuchungsausschuss persönlich vernommen werden muss". Der Untersuchungsausschuss müsse sich "von den Vorgaben der deutschen Geheimdienste und Außenpolitik lösen, wenn er seinen Aufgaben gerecht werden will".
Die Bundestagsfraktionen hatten sich nach monatelangen Verhandlungen auf einen gemeinsamen Untersuchungsauftrag geeinigt und am 20. März den Ausschuss eingesetzt. Drei Themenkomplexe mit 31 Fragen nennt der fünfseitige Antrag.
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Du meinst, dass den Russen bedingungslos geglaubt wird? Teilweise werden ja die Beweise...
Dass eine Befragung von Edward Snowden im Untersuchungsausschuss nicht sehr viel bringt...
naja so wirklich positiv kann man den rücktritt jetzt auch nicht sehen, da die cdu dann...
Die anderen waren es, nicht wir. Toll. Wer das "Theater" aber auch nur ansatzweise...