Streit im Bundestag: Verfassungsschutz stellt Snowden als russischen Agenten dar
Nach Ansicht von Verfassungsschutzpräsident Maaßen könnte Whistleblower Snowden ein Agent der russischen Geheimdienste sein. Nicht nur mit diesen Anschuldigungen macht er sich beim NSA-Ausschuss unbeliebt. Snowden selbst kontert mit einem ungewöhnlichen Tweet.

Der derzeitige Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, hat mit Äußerungen über den US-Whistleblower Edward Snowden für Verwunderung und Empörung im Bundestag gesorgt. "Snowden hat die NSA ausgeplündert, wie kein zweiter die NSA ausgeplündert hat", sagte der 53-Jährige vor dem NSA-Untersuchungsausschuss in Berlin. Es gebe "eine hohe Plausibilität", dass Snowden von den russischen Geheimdiensten SWR oder FSB angeworben worden sei oder als "nützlicher Idealist" geführt werde. Allerdings räumte er auf Nachfrage ein: "Wir haben keine Belege dafür, dass er ein Agent des russischen Geheimdienstes ist."
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Mit Snowden hätte der SWR nach vielen Niederlagen in den vergangenen Jahren wieder einen Erfolg erzielt, erläuterte Maaßen. Als Überläufer oder Doppelagent hätte es aber nur eine kurze Zeit lang Aufmerksamkeit gegeben. Das sei hingegen anders, wenn Snowden als Idealist oder Whistleblower wahrgenommen werde. Maaßen begründete seine Überlegungen mit "durchaus erfolgreichen Desinformationskampagnen" der russischen Geheimdienste, die derzeit in Europa registriert würden. Es liege nahe, wenn Snowden sich jahrelang in Russland aufhalte, dass dies auch auf aktive Maßnahmen russischer Geheimdienste zurückzuführen sei.
Snowden war 2013 auf seiner Flucht aus den USA in Moskau gestrandet und hält sich seitdem in Russland auf, weil ihm kein anderes Land bislang Asyl gewährt hat. Auf die Debatte im Bundestag reagierte er mit einem Tweet auf Deutsch: "Ob Maaßen Agent des SVR oder FSB ist, kann derzeit nicht belegt werden. ¯\_(ツ)_/¯"
Angriff auf Untersuchungsausschüsse
Ebenso wie seine Mitarbeiter in vorangegangenen Vernehmungen geht auch der Behördenchef davon aus, dass der Verfassungsschutz bei der technischen Spionageabwehr kaum Möglichkeiten zur Aufklärung hat. "Spionageabwehr ist weitgehend Prävention", sagte Maaßen. Das liege vor allem daran, dass deutsche Behörden keinen Zutritt zu ausländischen Botschaften hätten. Mit Blick auf die zentrale Lage ausländischer Botschaften in Berlin sagte er: "Das Diplomatenviertel sollte nicht im Regierungsviertel sein." Botschaften sollten eigentlich "in deutlicher Distanz" von Kerngebäuden von Regierung und Parlament angesiedelt sein.
Maaßen appellierte daher an die Politiker, möglichst nur verschlüsselt per Telefon zu kommunizieren. Dies werde häufig aus Bequemlichkeit nicht gemacht. So habe ihm ein Chef eines europäischen Geheimdienstes gesagt, dass deutsche Spitzenpolitiker "in meine strategische Fernmeldeaufklärung hineinlaufen". Die Abhöraktion gegen das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "plausibel", könne aber nicht nachgewiesen werden.
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Reicht eine Handynummer zum Drohnenangriff? |
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Im fraglichen Moment, also wenn man den Handybesitzer mit einer Drone töten will, wird...
Das nennt sich Frustration und nicht Herabblicken. Klare...
Und Ostpreußen damit Bayern nicht mehr das rückständigste Bauerngebiet in der...
"Ich kenne diesen Snowden gar nicht. Das hat man mir so in den Mund gelegt. Ich freue...