Streiks, Umweltproteste: Amazon erstellt Security Reports über Gewerkschaftsaktionen

Amazons Global Security Operations weiß offenbar immer, wo bei dem Unternehmen Flugblätter verteilt werden oder zu Streiks oder Umweltprotesten aufgerufen wird.

Artikel veröffentlicht am ,
Die Streikbewegung bei Amazon Deutschland hat einen langen Atem.
Die Streikbewegung bei Amazon Deutschland hat einen langen Atem. (Bild: Verdi)

Amazon erstellt regelmäßig detaillierte Berichte über gewerkschaftliche Aktivitäten und Organisierung an seinen Standorten sowie über Proteste gegen Umweltzerstörung. Das berichtet das Vice-Magazin Motherboard unter Berufung auf interne E-Mails von Amazon Europe. Beschäftigte der Amazon Global Security Operations erhalten demnach offenbar regelmäßig Berichte über Streiks und Proteste.

So wurde in einer E-Mail über einen Ausstand am 28. Februar 2020 in einem Warenlager in Leipzig berichtet, an dem 339 Amazon-Beschäftigte teilgenommen hätten. Das entspricht einer erwarteten Beteiligung von 46,37 Prozent, Mitarbeiter in Führungspositionen waren nicht darunter.

Auch über eine einstündige Flugblattaktion von zwei Lagerarbeitern und Mitgliedern des Gewerkschaftsbunds CGT vor einem Drehkreuz an einem Amazon-Standort im französischen Amiens wurde berichtet. Die E-Mail enthält sowohl den genauen Zeitpunkt der Aktion als auch die Zeit, zu der dies an Amazon gemeldet wurde, aber keine Namen der Arbeiter. "Die Verteilung der Flugblätter endete und die Aktivisten verließen den Standort, ohne dass es Auswirkungen auf den Betrieb gab", heißt es in der E-Mail.

Ein Team im Global Security Operation Center von Amazon, dem laut LinkedIn ehemalige Analysten des Militärgeheimdienstes angehören, verfolgt laut dem Bericht genau die Gewerkschaftsaktivitäten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Polen, Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei, mit Angaben dazu, wo der Organisierungsgrad am stärksten sei und die Amazona-Arbeiter beeinflussen könnte.

Amazon dementiert Bespitzelung in sozialen Netzwerken

Eine Quelle mit Kenntnis dieser Aktivitäten des Konzerns teilte Motherboard mit, dass Amazon Spezialisten zur Erstellung von Social-Media-Konten einsetze, um Organisierung zu beobachten. Diese Konten seien unter falschen Namen und ohne Fotos erstellt. "Wenn dieses Team Leute verfolgte, benutzten sie gefälschte Konten in sozialen Medien", sagte die Quelle. Ein Sprecher von Amazon erklärte Motherboard, solche Praktiken verstießen gegen die Unternehmensrichtlinien.

Die Kategorie "Betriebsumfeld" der Risikobewertung von Amazon umfasst Aktivitäten von Gewerkschaften sowie Proteste und Demonstrationen, zivilen Ungehorsam und Unruhen in Gebieten, in denen Amazon Lagerhäuser hat oder plant. Dazu gehören auch Proteste der Schülerbewegung Fridays For Future und von Greenpeace. Zu dem Sicherheitsbereich von Amazon gehört auch der Schutz vor Diebstahl durch Beschäftigte.

"Die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht an erster Stelle. Deshalb bewerten wir wie jedes verantwortungsvoll handelnde Unternehmen Risiken für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder für unsere Standorte durch externe Aktivitäten. Wir haben oder hatten gleichwohl nie eine Beobachtung der Aktivitäten unserer Teams durch operative Mitarbeiter vor Ort", sagte Amazon-Deutschland-Sprecher Stephan Eichenseher.

Amazon hatte in Stellenanzeigen Personal für den Bereich gesucht und diese entfernt, nachdem öffentlich darüber berichtet wurde.

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Captain 25. Nov 2020

Und was bringt dich zu der Überzeugung, das verdi grundsätzlich unglaubwürdig ist? Kann...

Jakelandiar 24. Nov 2020

Verstehe den Artikel auch nicht. Das sind normale Infos die wohl jede Firma erhebt.

gelöscht 24. Nov 2020

Solche Dinge muss man genau erfassen ... Mal abgesehen davon, dass das vermutlich jede...



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