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Streaming: Spotify ist "schlecht für neue Musik"

Thom Yorke und Nigel Godrich, der Sänger und der Produzent der britischen Band Radiohead, haben einige Alben aus dem Streamingdienst Spotify entfernt. Der Dienst schade der Kunst, da junge Musiker kaum Chancen hätten, darüber Geld zu verdienen.
/ Werner Pluta
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Thom Yorke (bei einem Auftritt seiner Band Atoms for Peace im Juli 2013): Aufstehen für unsere Musikerkollegen (Bild: Marko Djurica/Reuters)
Thom Yorke (bei einem Auftritt seiner Band Atoms for Peace im Juli 2013): Aufstehen für unsere Musikerkollegen Bild: Marko Djurica/Reuters

Die britischen Musiker Thom Yorke und Nigel Godrich haben einige ihrer gemeinsam aufgenommenen Platten aus den Streamingdiensten Spotify und Rdio entfernt. Sie begründen den Schritt mit der schlechten Bezahlung der Musiker.

Die Nutzer sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Nachwuchskünstler, die sie bei Spotify entdeckten, praktisch kein Geld von dem Streamingdienst bekämen, twitterte Yorke(öffnet im neuen Fenster) . Godrich schrieb,(öffnet im neuen Fenster) , neue Musik werde "beschissen bezahlt". Spotify sei, so resümiert er(öffnet im neuen Fenster) , "schlecht für neue Musik."

Yorke hat deshalb sein Soloalbum The Eraser, das von Godrich produziert wurde, aus dem Streamingdienst genommen. Das Gleiche gilt für die Platten Amok der Band Atoms For Peace, in der Yorke und Godrich spielen, und Ultraista von der gleichnamigen Band, in der Godrich mitwirkt. Yorke ist vor allem als Sänger der britischen Band Radiohead bekannt. Godrich ist Musikproduzent. Er arbeitet unter anderem für Radiohead und Paul McCartney.

Im Würgegriff der Industriefuzzis

Bisher verdiene nicht einmal Spotify viel Geld mit Streaming. Aber darum gehe es nicht, sondern darum, ein ertragreiches Geschäftsmodell zu etablieren, erklärte Godrich(öffnet im neuen Fenster) . Es seien "die gleichen alten Industriefuzzis, die versuchen, das Auslieferungsmodell in ihren Würgegriff zu bekommen."

Streaming nutze dem Backkatalog(öffnet im neuen Fenster) . Wer einen großen Backkatalog habe, etwa die großen Plattenfirmen, könne hier viel Geld verdienen. Die Alben von Pink Floyd, die seit Juni über Spotify erhältlich sind, haben laut Godrich(öffnet im neuen Fenster) Milliarden US-Dollar eingebracht - wenn auch nicht unbedingt der Band selbst. Bei kleinen Plattenfirmen oder jungen Bands hingegen gingen die Lichter aus.

Mit Spotify kein Dark Side Of The Moon

Das Musikgeschäft müsse "für neue Musikproduzenten und Künstler fair gestaltet werden, sonst leidet die Kunst" , sagte Godrich(öffnet im neuen Fenster) . Musik zu produzieren, koste Geld. Manche Platten würden nur am Laptop produziert. Für andere würden aber erfahrene Musiker und Techniker benötigt. Wenn Musikfans 1973 schon Spotify genutzt hätten anstatt Platten zu kaufen, wäre Pink Floyds Erfolgsalbum Dark Side Of The Moon wohl kaum aufgenommen worden, so Godrich weiter. "Es wäre einfach zu teuer gewesen."

Spotify zahlt Musikern 0,4 britische Pence pro Stream, umgerechnet 0,46 Eurocent. Bei einer Million abgerufenen Streams erhalte ein Musiker etwa 3.800 britische Pfund, umgerechnet knapp 4.400 Euro. Die meisten Künstler kämen aber gar nicht auf eine Million Streams, schreibt die britische Tageszeitung The Guardian(öffnet im neuen Fenster) .

Spotify kostet mehr als es bringt

Der Musiker Dan Croll bestätigt auf Twitter(öffnet im neuen Fenster) : "In diesem Quartal hat Spotify mir 2,81 britische Pfund ausbezahlt. Ironischerweise reicht das nicht einmal für den Abobeitrag aus." Crolls Debutsingle "From Nowhere" wurde im vergangenen Jahr von diversen britischen Radiosendern bekanntgemacht.

Yorke und Godrich ist sehr wohl bewusst, dass es sich um " eine kleine, bedeutungslose Revolution(öffnet im neuen Fenster) " handelt. Es geht ihnen damit ausdrücklich auch nicht um sich selbst - beide dürften mit den gemeinsam eingespielten Radiohead-Platten ausgesorgt haben. "Nein, wir stehen für unsere Musikerkollegen auf" , schreibt Yorke(öffnet im neuen Fenster) .


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