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Strategische Bomber: Ukraine greift russische Luftwaffe mit Drohnen an

Der ukrainische Geheimdienst hat einen Angriff mit kleinen Drohnen auf russische strategische Bomber in Sibirien durchgeführt.
/ Michael Linden
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Russische Tu-95 unter Beschuss (Bild: SBU)
Russische Tu-95 unter Beschuss Bild: SBU

Die Ukraine scheint eine ihrer bislang ehrgeizigsten Militäroperationen durchgeführt zu haben, bei der sie mit einem ausgeklügelten Drohnensystem strategische Bomber der russischen Luftwaffe auf mehreren sibirischen Luftwaffenstützpunkten angegriffen hat.

Die koordinierten Angriffe sollen mehr als 40 Flugzeuge beschädigt haben, die Tausende von Kilometern vom ukrainischen Territorium entfernt stationiert waren. Die Operation richtete sich gegen vier wichtige russische Luftwaffenstützpunkte: Belaya, Diaghilevo, Olenya und Ivanovo, wie die Kyiv Post berichtete(öffnet im neuen Fenster) . Der angegriffene Luftwaffenstützpunkt Belaya in der Oblast Irkutsk liegt mehr als 4.000 km von der ukrainischen Grenze entfernt. Der Angriff soll um 16:00 Uhr erfolgt sein.

Die Operation mit dem Codenamen Spinnennetz umfasste die Verbringung von Drohnen in speziell konstruierten Tiny Houses, die mit Lastwagen zum Randbereich von vier verschiedenen russischen Militäranlagen transportiert wurden, wie der britische Guardian berichtete(öffnet im neuen Fenster) . Teilweise wurden auch Drohnen in Lkw-Anhängern versteckt, deren Dächer sich öffneten, um die Drohnen freizulassen. Die Steuerung dürfte über Satellit oder Mobilfunk erfolgt sein, Genaueres wurde bislang nicht veröffentlicht.

Mehr als 18 Monate Planungszeit

Nach Angaben ukrainischer Sicherheitskreise soll die Planungsphase mehr als 18 Monate gedauert haben, wobei die Drohnen zunächst in russisches Gebiet geschmuggelt und später für den koordinierten Angriff positioniert wurden.

Videoaufnahmen aus verschiedenen russischen Militäranlagen zeigen Flugzeuge in Flammen, allerdings steht eine unabhängige Überprüfung des Ausmaßes der Schäden noch aus. Zu den angegriffenen Flugzeugen gehörten Berichten zufolge strategische Bomber vom Typ Tu-95(öffnet im neuen Fenster) und Tu-22(öffnet im neuen Fenster) , die Russland in der Regel für Langstreckenraketenangriffe auf ukrainische Ballungsräume einsetzt. Die Flugzeuge werden nicht mehr gebaut, auch ihre Reparatur gestaltet sich schwer, weil teils bestehende Flugzeuge dafür ausgeschlachtet werden müssen.

Die Tu-95 wurde ursprünglich für den Transport von Atombomben entwickelt und startet heute Marschflugkörper. Die Tupolev Tu-22 war der erste Überschallbomber, der in der Sowjetunion in Serie ging. Die von Tupolev hergestellte Tu-22 wurde in den 1960er Jahren bei der Langstreckenluftwaffe und der sowjetischen Marinefliegertruppe in Dienst gestellt.

Der ukrainische Geheimdienst SBU gibt an(öffnet im neuen Fenster) , dass die betroffenen Flugzeuge einen Wert von etwa 7 Milliarden US-Dollar hätten. Sollte sich dies bestätigen, wäre es die schwerste Drohnenoperation der Ukraine seit Beginn des Konflikts im Februar 2022.

Komplexe Operation über mehrere Zeitzonen hinweg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte die Operation und ihre lange Vorbereitungszeit am Sonntagabend(öffnet im neuen Fenster) und bezeichnete sie als "völlig einzigartig" . Ihm zufolge waren 117 Drohnen an den koordinierten Angriffen beteiligt, deren Operatoren in drei russischen Zeitzonen arbeiteten.

Selenskyj fügte hinzu: "Das Interessanteste daran, und das kann nun öffentlich gesagt werden, ist, dass sich das Büro unserer Operation auf russischem Territorium direkt neben dem Hauptquartier des FSB in einer der Regionen befand."


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