Straßen und Brücken: Warum US-Bundesstaaten neue Abgaben auf Elektroautos erheben

Elektroautos benötigen keine Brennstoffe, sind deshalb sauber und bringen US-Bundesstaaten um ihre Einnahmen. Deshalb sollen neue Steuern für Elektroautos erhoben werden.
Wie in Deutschland enthält auch der Spritpreis in den USA Steuern. Wird jedoch weniger getankt, gehen den Staaten die Einnahmen verloren, die sie für die Infrastruktur brauchen. Wenn Elektroautos diese nutzen, so die Überlegung, dann sollen sie auch mit für den Unterhalt aufkommen.
Rund die Hälfte aller Bundesstaaten verlangt inzwischen Geld von Elektroautomobilisten - eine unvollständige Liste gibt es bei dem Webangebot Myev.com(öffnet im neuen Fenster) . Manche der Staaten erheben etwa eine Art Zulassungsgebühr zwischen 50 US-Dollar und 200 US-Dollar für Elektroautos.
Oklahoma besteuert Ladestrom
In anderen Bundesstaaten muss eine jährliche Abgabe bezahlt werden, die bis zu rund 200 US-Dollar betragen kann. Oklahoma beispielsweise nimmt 93 US-Dollar. Zusätzlich besteuert der Staat an bestimmten Ladesäulen den Strom mit 3 US-Cent pro Kilowattstunde.
Besonders teuer kann es in Texas werden, wie die US-Autozeitschrift Car And Driver berichtet(öffnet im neuen Fenster) : Dort wurde in diesem Frühjahr ein Gesetzesentwurf eingereicht(öffnet im neuen Fenster) , nach dem für ein Elektroauto jedes Jahr eine Gebühr von 190 US-Dollar bis 240 US-Dollar entrichtet werden muss.
Wer mehr als 9.000 Meilen, knapp 14.500 Kilometer, im Jahr fährt, soll weitere 150 US-Dollar zahlen. Schließlich sollen für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur noch einmal 10 US-Dollar entrichtet werden.
Auch auf Bundesebene wird über Abgaben für Elektroautos diskutiert. Einige republikanische Kongressabgeordnete fordern das, berichtet die Tageszeitung The Detroit News(öffnet im neuen Fenster) . US-Präsident Joe Biden lehnt dies jedoch ab: Biden hatte im Wahlkampf versprochen, für die unteren und mittleren Einkommensklassen keine Steuern zu erhöhen. Ein solche Elektroautoabgabe belaste die Ärmeren mehr als die Reichen, argumentieren die Demokraten.
Die Steuern sind seit Langem nicht gestiegen
Das Problem ist aber: Die Kosten für die Instandhaltung von Straßen und Brücken werden über die Spritsteuer gedeckt. Derzeit werden auf eine US-Gallone Benzin, umgerechnet knapp 3,8 Liter, 18,3 US-Cent Steuern erhoben, auf eine Gallone Diesel 24,3 US-Cent. Diese Sätze haben sich seit fast 30 Jahren nicht verändert, sie wurden nicht einmal der Inflation angepasst.
Der Staat gibt aber längst viel mehr Geld für die Infrastruktur aus, als er über die Kraftstoffsteuer einnimmt. Die Idee, Elektroautos, die ebenfalls Straßen nutzen, an deren Unterhalt zu beteiligen, erscheint also nicht abwegig.
Pikant ist aber, dass die US-Regierung auf der anderen Seite ihre Bürger mit Steuergutschriften dazu bringen will, ihre Verbrenner gegen Elektroautos einzutauschen. Schließlich verfolgt auch die Biden-Regierung Klimaziele.
Tatsächlich zahlen US-Elektoautobesitzer vielfach schon mehr an den Staat als die Fahrer von Verbrennerfahrzeugen: Plug In America, eine Interessensgruppe für Elektrofahrzeuge, hat im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht(öffnet im neuen Fenster) , nach der Verbrennerfahrzeuge in den USA auf eine durchschnittliche Fahrleistung von knapp 11.500 Meilen kommen. Auf den Treibstoff zahlten sie dann mit Schnitt 73 US-Dollar an Steuern. In einer Reihe von US-Bundesstaaten zahlen Elektroauto-Besitzer mehr.



