Strange Planet: Aliens sind auch nicht anders als wir

Zeichentrickserien für ein eher erwachsenes Publikum gab es früher schon, aber erst mit den Streaming-Diensten hat dieses Entertainment-Segment richtig zugelegt. Die Königsklasse ist natürlich, wenn die Serie für alle Altersgruppen funktioniert. Das mag bei Rick & Morty(öffnet im neuen Fenster) so sein, das von Dan Harmon mit erschaffen wurde. Strange Planet, das Harmon mit Nathan W. Pyle kreiert hat, dürfte eher ältere Zuschauer ansprechen, weil es um die komplexe Normalität des Lebens geht.
Wie alles anfing
Der Cartoonist Nathan W. Pyle hat Strange Planet im Februar 2019 als Webcomic(öffnet im neuen Fenster) erschaffen. Der Mittelpunkt sind Wesen auf einem anderen Planeten, aber keine Außerirdischen. Wir als Beobachter sind die Außerirdischen, die diesen Wesen zusehen.
Es sind blaue Wesen, die ziemlich gleich aussehen und ungewöhnlich sprechen. Ein Beispiel: Sagt eine Figur "Mich verlangt es nach Sternenschaden" , dann heißt das "Ich möchte gern sonnenbaden."
Die Dialoge sind deshalb ein absoluter Spaß - im Cartoon, aber auch in der Fernsehserie. Ein anderes schönes Beispiel findet man in der zweiten Episode, wenn es darum geht, wie die blauen Wesen zu ihren Haustieren kamen. Die ähneln den Tieren auf der Erde, haben aber andere Namen.
Der Comic wurde schnell sehr populär. Millionen lesen den regelmäßig, eine Buchversion tauchte auf zahlreichen Bestsellerlisten auf, so dass Pyle im Jahr 2020 eine Fortsetzung unter dem Titel Stranger Planet brachte.
Erfolgreich sind die kurzen Geschichten der blauen Wesen, weil sie zur Identifikation einladen. Es geht um die üblichen Probleme des Lebens, aber mehr noch um das menschliche Verhalten, das nicht immer zu verstehen ist - aber nachzuvollziehen, da es jedem so oder ähnlich ergeht.
Bewegte Bilder
Die erste Staffel der Serie startet am 9. August 2023 und besteht aus zehn Episoden. Diese haben Laufzeiten von etwa 25 Minuten und erzählen von immer neuen Figuren, was angesichts der Austauschbarkeit nur durch Kleidungsstücke oder Manierismen erkennbar ist.
Die Geschichten sind simpel, die Verhaltensmuster der Figuren nicht. In der ersten Folge geht es um eine erfolgreiche Band, um deren Fans und um eine Flugbegleiterin, die zwei der Fans - ein Paar - bedient.
Optisch für Vorschulkinder, inhaltlich für ein älteres Publikum
So weit, so normal. Aber dann trennt sich die Band, was wiederum das Fan-Paar dazu bringt, die eigene Beziehung infrage zu stellen.
Können sie überhaupt als Paar existieren, wenn es die Band nicht mehr gibt? Verbindet sie irgendetwas anderes? In der Nebenhandlung geht es darum, wie man durchaus unorthodox auf Probleme reagieren kann: zu viel Druck mit einem Urschrei rauslassen! Der Busfahrer weiß das.
In der zweiten Geschichte geht es unter anderem darum, wie die Wesen mit Haustieren interagieren und um die Frage, ob die Haustiere uns überhaupt nur tolerieren, weil wir ständig Futter herankarren.
Über alle Folgen hinweg geht es um das Leben - sei es darum, dem Nachwuchs zu zeigen, dass man sich täglich die Zähne putzt, oder wie man damit zurechtkommt, plötzlich im leeren Nest zu sein.
Das sind im Grunde genommen Ereignisse, die für eine Serie nicht genug Geschichten hergäben, würde man mit echten Menschen drehen. Doch weil diese Nichtigkeiten von blauen Wesen durchgezogen sind, können die Zuschauer einen losgelösten Blick auf das normale Leben werfen - und sich gleichsam verstanden fühlen.
Die Zeichnungen sind ausgesprochen einfach gehalten. Rein optisch sieht die Serie aus, als wäre sie für Vorschulkinder. Die werden vielleicht mit den lustigen Figuren und der farbenfrohen Präsentation Spaß haben, Strange Planet ist aber klar für ein älteres Publikum gedacht.
Das ist bei Dan Harmon(öffnet im neuen Fenster) auch zu erwarten, hat er doch nicht nur Rick and Morty mit erschaffen, sondern auch die super erfolgreiche Sitcom Community.
Harmon und Pyle haben sich bei der Produktion von Strange Planet gut ergänzt. Wenn die Serie für Apple TV+ ordentlich läuft, weiß man ja, was als Nächstes kommt: Stranger Planet.



