Angst hat man nur, wenn man die Kontrolle verliert

Trotz des harten Programms ist in den vergangenen drei Jahrzehnten nur ein Kandidat abgesprungen. Denn die Aspiranten wissen schon vorher genau, was auf sie zukommt. Und sie sind bereit, Risiken einzugehen. So simuliert das Team in Köln auch Notfälle im All. "Im Notfall wissen wir genau, welche Schritte wir zu tun haben", sagt Gerst. "Angst bekommt man nur, wenn man die Kontrolle verliert"

Im schlimmsten Fall - einem Druckverlust in der Raumstation - muss das Team binnen drei Minuten in eine kleine Raumkapsel steigen, die Luken dicht machen und zurück zur Erde fliegen. Drei Mann sitzen darin fast so eng wie auf der Rückbank eines Fiat Panda. "Man sitzt drei Stunden in einer Embryo-Haltung", sagt Gerst. Beim Flug zerren so starke Kräfte an den Körpern der Astronauten, dass sie ihre Arme nicht mehr heben können. Der Pilot muss darum eine Steuerungseinheit auf den Schoss nehmen.

Nach der Landung auf dem Wasser müssen die Astronauten schnell aus ihrem Raumanzug schlüpfen und eine Schwimmweste anziehen, damit sie nicht im Meer versinken. Auch das trainiert Gerst: "Bei 35 Grad in einer winzigen Kapsel einen Raumanzug ausziehen - das muss man erst mal schaffen."

Viele Stunden verbringt Gerst auch damit, die Steuerung eines Roboterarms zu lernen, der außen an der Raumstation befestigt ist. Damit können die Astronauten Reparaturen durchführen oder neue Bauteile anbringen. Zu den weiteren Hausmeisteraufgaben im All, die die Raumfahrer blind können müssen, gehören der Wechsel von Filtern im Belüftungssystem, der Austausch kaputter Ventile, das Andocken neuer Weltraum-Module.

Bei alldem müssen die Astronauten topfit bleiben. An Bord der ISS reichen zwei Stunden Sport am Tag gerade aus, um so wenig Knochen- und Muskelmasse wie möglich zu verlieren. Doch so viel Zeit bleibt selten. Darum steht schon vor einem Langzeiteinsatz ein rigides Trainingsprogramm auf dem Stundenplan. "Wir wollen die Astronauten so fit wie möglich auf die ISS bringen", sagt Trainingschef Bolender. "In der Schwerelosigkeit können sie schließlich auch keine Gewichte stemmen."

Reich werden Astronauten übrigens nicht: Ihre Gehälter richten sich nach deren Gehaltsstufen von Ingenieuren und Wissenschaftlern. Dabei wird Gerst, wenn er im Februar 2014 zur ISS aufbricht, wohl die weiteste Dienstfahrt der Welt bestreiten. Einer seiner Vorgänger, der deutsche Astronaut Ulf Merbold, hat einmal versucht, den Raketenflug per Kilometerpauschale abzurechnen. Was natürlich ein Scherz war. Der Antrag wurde dann auch abgelehnt.

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