Vier Personen in einer Konservendose

Auf den Einsatz im Orbit muss sich Gerst minutiös vorbereiten - schließlich kann ihm kein Experte mehr zur Hand gehen, wenn er an Bord nicht mehr weiter weiß. 1800 Stunden lang paukt Gerst Grundwissen zur Raumfahrt: Welche Raumfahrtprogramme gibt es? Wie funktionieren Raketen? Die Antworten spult er inzwischen souverän ab.

Doch um Astronaut zu werden, muss Gerst auch Ingenieur, Elektrotechniker, Materialwissenschaftler und Biowissenschaftler werden. Und das alles in kurzer Zeit. Dazu reist der Deutsche monatelang zwischen Deutschland, Russland, den USA, Kanada und Japan hin und hier. "Eine Ausbildung wie im Schlaraffenland", schwärmt der Raumfahrer. Eine der spektakulärsten Aufgaben, die Gerst im Erdorbit erwartet, sind Außenbordeinsätze. Dafür trainiert er in Köln in einem zehn Meter tiefen Wassertank, um die Schwerelosigkeit zu simulieren. Die Handgriffe sitzen inzwischen. Aber ob der Kopf mitspielt, wird Gerst erst im Weltraum erfahren. "Wenn Sie zum ersten Mal frei im All fliegen", sagt Ausbilder Bolender, "ist das psychologisch schwer zu verarbeiten."

Damit sich Gerst in solchen Situationen auf seine Kollegen verlassen kann, trainiert er mit ihnen regelmäßig, im Team zu arbeiten. Gemeinsam bewältigen sie Aufgaben an Computerbildschirmen, die sich nur lösen lassen, wenn alle klar und schnell kommunizieren. Das Training soll auch Gemeinsinn stiften. "Es wird schwierig, wenn Sie sechs Monate lang mit fünf anderen in einer Konservendose eingesperrt sind", sagt Bolender, "und sie weder lüften noch hinausgehen können, um sich die Beine zu vertreten."

Lernbedingungen wie an der Elite-Uni

Gerst ist solche Bedingungen immerhin schon aus der Antarktis gewohnt, wo er insgesamt ein Jahr lang in einer Forschungsstation lebte. "Wir konnten uns monatelang nicht duschen", sagt er. "Und neue Leute lernten wir nur kennen, wenn welche einflogen." Auf der ISS allerdings muss er sich mit seinen Kollegen auch fließend auf Russisch unterhalten. Auch Sprachkurse sind darum Teil der Astronautenschulung.

Die Lernbedingungen am Astronautenzentrum gleichen denen einer Eliteuniversität. Denn das Europäische Astronautenkorps - so nennt die Esa ihr Raumfahrerteam - besteht derzeit nur aus 14 Männern und Frauen. Davon trainieren in Köln höchstens acht gleichzeitig. Sie werden ausgebildet von 35 Instrukteuren - so heißen hier die Dozenten. Es gibt sogar Mitarbeiter, die sich nur um die Familien der Astronauten kümmern. Die bekommen die Raumfahrer in spe nämlich drei Jahre lang praktisch kaum zu sehen.

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 Sternstunde: Im Raumschiff zur ArbeitAngst hat man nur, wenn man die Kontrolle verliert 
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