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Stephen Wolfram: Mathematica-Gründer will Wissenschaft "neu schreiben"

Trotz herber Kritik an seinen Ideen versucht Stephen Wolfram nun die Grundlagen der gesamten Wissenschaft zu revolutionieren.
/ Sebastian Grüner
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Stephen Wolfram im Jahr 2011 (Bild: Thos Robinson/Getty Images for The Louise Blouin Foundation)
Stephen Wolfram im Jahr 2011 Bild: Thos Robinson/Getty Images for The Louise Blouin Foundation

Der Physiker Stephen Wolfram ist vor allem als Gründer von Wolfram Research bekannt, das die in der Wissenschaft weit verbreitete Software Mathematica und dazugehörige Software wie Cloud-Angebote erstellt. Mit einigen Nebenprojekten versucht Wolfram aber auch seit Langem, neue Grundlagen der Wissenschaft zu etablieren, was immer wieder kritisiert wird. Eine neue Art Forschungsinstitut, das Wolfram Institute, soll nun die Grundlagen der Wissenschaft "prinzipiell neu schreiben" , wie Wolfram in einem Blogeintrag mitteilt(öffnet im neuen Fenster) .

Vor allem in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden die Tätigkeiten Wolframs - neben dem Geschäft mit Mathematica - durch das Buch A New Kind of Science, (dt. etwa: Eine neue Art der Wissenschaft). Darin beschäftigt sich Wolfram vor allem mit einer Theorie zellulärer Automaten. Das Buch avancierte zum populärwissenschaftlichen Bestseller. Der Inhalt wurde jedoch von der wissenschaftlichen Gemeinschaft immer wieder kritisiert und kaum beachtet.

Ähnliches gilt für das von Wolfram initiierte Wolfram Physics Project. Darin versucht er gemeinsam mit einigen Mitstreitern, eine Theorie zu entwickeln, die Relativität, Gravitation und Quantenmechanik vereint. Grundlage sollen vor allem neuartige Berechnungsregeln sein, aus denen nicht nur bestehende Grundsätze abgeleitet, sondern auch neue etabliert werden können. Von Wissenschaftlern wird an dem Ansatz unter anderem kritisiert(öffnet im neuen Fenster) , dass zumindest bisher damit noch keinerlei experimentell überprüfbare Vorhersagen getroffen werden können.

Das scheint Wolfram selbst aber nicht von seinem schon vor langer Zeit eingeschlagenen Pfad abzubringen. Nicht nur, dass Wolfram überzeugt von seinem Weg an der etablierten Wissenschaft vorbei ist: Dieser soll nun über das Wolfram Institute noch weiter ausgebaut werden. Das damit verbundene Ziel bezeichnet Wolfram selbst als "sehr ehrgeizig" und schreibt: "Wir wollen unser neues Paradigma nutzen, um die Grundlagen mehrerer wichtiger Wissenschaftsbereiche grundlegend neu zu schreiben."

Philanthropisches Forschungsinstitut

Wolfram gibt sich schon jetzt überzeugt von seinem Projekt: "Es steht außer Frage, dass die Wissenschaft, die wir am Wolfram Institute betreiben werden, zu Dingen von großem Wert für die Welt führen wird. Aber es wird kein kurzfristiger kommerzieller Wert sein." Geld erwirtschaften und echte Kunden gewinnen soll das Institut nicht, vielmehr seien die Kunden "die Welt als Ganzes und die Zukunft" .

Finanziert wird das bisher laut Wolframs Angaben durch ihn selbst. Dabei soll es aber nicht bleiben. Dazu heißt es: "Wenn wir das Wolfram Institute richtig starten, brauchen wir eine größere Unterstützung. Wir zählen auf ein Netzwerk von Menschen und Organisationen, die diese Unterstützung leisten."

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Das Institut soll sich aus mehreren Forschern und Fellows zusammensetzen und an konkreten von Wolfram geleiteten und ausgesuchten Projekten arbeiten. Unterstützt werden soll die Forschung dabei von Schülern und Studenten aller Ausbildungsstufen. Die Forschung selbst soll offen umgesetzt werden, etwa über Livestreams. Erstellte Werkzeuge sollen ebenfalls offengelegt werden.

Der Autor meint dazu:

Immer wieder gibt es sehr intelligente Jugendliche, die mit dem institutionellen System der Wissenschaft nicht zurechtkommen. Ebenso gibt es immer wieder Wissenschaftler, die sich in ihren Theorien mehr oder weniger verrennen und nichts anderes als eine Revolution versprechen, die dann aber doch nicht kommt. Ganz ähnlich bewegt sich auch Stephen Wolfram seit Beginn seiner Karriere neben der etablierten Wissenschaft - immerhin noch als exzellenter Geschäftsmann.

Entsprechend unwahrscheinlich ist es dann aber doch, dass Wolfram das bisher von der Wissenschaftscommunity missachtete Genie ist, das wirklich in der Lage ist, die wissenschaftlichen Grundlagen zu revolutionieren. Das Wolfram Institute erscheint dabei als nicht viel mehr als ein Projekt aus Eitelkeit, das für einige vielleicht spannend und anziehend wirkt, letztlich wohl aber nichts von dem liefern wird, was es verspricht.


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