Steam Deck: Van-Gogh-SoC ist nichts für den Desktop
Das SoC des Steam Deck klingt verlockend für sparsame Rechner. Mikro-Benchmarks zeigen aber, dass es dafür nicht optimiert ist.

Maximal 15 Watt Leistungsaufnahme, eine RDNA-2-Einheit, dazu LPDDR5-Speicher mit hoher Bandbreite und genug Leistung für viele Spiele: Das Van Gogh getaufte System on Chip (SoC) des Steam Deck klingt nach einer tollen Alternative für sparsame Desktop-Rechner. Der würde allerdings, wie das Blog Chips and Cheese anhand umfangreicher Mikro-Benchmarks schlussfolgert, wenig Spaß machen.
Der Grund dafür sind einige Besonderheiten, mit denen das SoC als mobile Spieleplattform optimiert wurde. Während bei einem Desktop-Rechner der Schwerpunkt auf den Prozessorkernen liegt, ist das Steam Deck stark auf hohe Grafikleistung angewiesen. Das zeigt schon die Wahl der jeweiligen Komponenten: Während die Prozessorkerne AMDs Zen-2-Generation entstammen, kommt bei der Grafikeinheit RDNA-2-Technik zum Einsatz. Bei den eigenen APUs kombinierte AMD noch Zen-3-Kerne mit der älteren Vega-Grafik.
Das sind aber nur die auffälligsten Punkte, die Benchmarks enthüllen Optimierungen im Zusammenspiel der einzelnen Komponenten. Regelrecht schockierend lesen sich die Ergebnisse der Speicher-Benchmarks: Die CPU-Kerne können mit gerade einmal 25 GByte/s aus dem LPDDR5-Speicher lesen, auf dem Papier hat der eine Bandbreite von 88 GByte/s. In dieser Größenordnung liegt DDR4-2133-Speicher.
GPU wird bevorzugt
Die geringe für die CPU-Kerne gemessene Speicherbandbreite ist jedoch offensichtlich eine bewusste Begrenzung. Denn die GPU liest mit 71,9 GByte/s aus dem geteilten Speicher, die Bandbreite liegt zwei Drittel höher als bei einem Ryzen 7 4700H mit DDR4-Speicher.
Die hohe Speicherbandbreite kompensiert dabei den fehlenden Infinity-Cache, stattdessen steht der GPU ein mit 1 MByte verhältnismäßig großer L2-Cache zur Verfügung. Die hohe Speicherbandbreite kommt auch der Kommunikation zwischen CPU und GPU zugute, Shader etwa laden deutlich schneller als beim Ryzen 4700H. In einem Aspekt zeigt sich der verbaute LPDDR5-RAM jedoch unrühmlich: Die Zugriffslatenz ist mehr als doppelt so hoch wie bei DDR4-Speicher.
CPU-Kerne takten träge hoch
Eine weitere Kuriosität findet sich beim Taktverhalten der Prozessorkerne: Um von 2 GHz auf den Maximaltakt von 3,5 GHz zu kommen, benötigt das SoC rund 600 Millisekunden – zuvor wartet es erst einmal rund 300 ms, bevor es überhaupt höher taktet. Dabei wird der Takt langsam und linear erhöht.
Es scheint sich um eine Optimierung zu handeln, die häufige Änderungen der Taktfrequenz verhindern soll. Bei Spielen ist das vertretbar, bei typischen Desktop-Anwendungen wie einem Browser hingegen mit häufigen kurzen Lastspitzen kann das zu trägem Verhalten führen.
Das alles zeigt: Das SoC des Steam Deck ist stark auf seinen konkreten Einsatz optimiert, wer es für etwas anderes benutzt, muss mit schlechten Ergebnissen rechnen. Beim engen Verwandten Mendocino dürfte AMD auf die Optimierungen des Steam Deck verzichtet haben, zumal dessen GPU auf ein Viertel des Van Goghs geschrumpft ist.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Valve nannte mal das da noch was hängen bleibt. Also im schlimmsten Fall eine Nullsumme...
Schön gesagt. Vor 20 Jahren habe ich auch noch was auf Benchmarks gegeben. Inzwischen...
...und nicht am SoC selbst.
Yup seh ich auch so.
Kommentieren