Staupilot: Wie deutsche Hersteller beim autonomen Fahren rumeiern
Vom kommenden Jahr an dürfen erstmals selbstfahrende Autos in Deutschland unterwegs sein. Doch kein Hersteller verspricht ein konkretes Produkt.

Das Fahren auf der Autobahn könnte im nächsten Jahr deutlich entspannter werden. Nach jahrelangen Verhandlungen auf internationaler Ebene stehen endlich die Zulassungskriterien für selbstfahrende Autos der Automatisierungsstufe 3 fest. Doch wer erwartet hat, dass die Autohersteller nun entsprechende Funktionen wie einen Staupiloten ankündigen würden, wird enttäuscht.
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Selbst der Ingolstädter Audi-Konzern, der schon 2017 sein Topmodell A8 automatisiert im Stau fahren lassen wollte, hat keine konkreten Pläne mehr für Level 3. Auf Anfrage von Golem.de eiern die deutschen Hersteller herum wie ein schlecht programmierter Spurhalteassistent auf der Autobahn.
Dabei waren es vor allem die deutschen Oberklassehersteller wie Audi, die die Bundesregierung schon vor fünf Jahren zu einer gesetzlichen Regelung für das sogenannte hochautomatisierte Fahren drängten. Der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ließ sich im April 2015 öffentlichkeitswirksam von einem selbstfahrenden Audi A7 über die Autobahn 9 bei Ingolstadt chauffieren.
Schwierige Tests im Realverkehr
Schon im März 2017 änderte der Bundestag das Straßenverkehrsgesetz, um Autofahrern ausdrücklich Nebentätigkeiten zu erlauben, wenn das Fahrzeug im Autopilotmodus fährt. Wenige Monate später, im Juli 2017, präsentierte Audi mit großem Pomp in Barcelona den neuen A8 mit Staupilot. Doch eine Zulassung war nicht möglich, weil die erforderlichen UN-ECE-Regelungen noch diskutiert wurden.
Dass eine Zulassung des Staupiloten nicht nur an den fehlenden Regelungen scheitern würde, zeichnete sich jedoch schon ein Jahr später ab. "Es gibt leider keinen Stau-on-Demand, weshalb das Testing im realen Straßenverkehr zeitaufwendig ist", sagte ein Audi-Experte Golem.de. Das System hatte damals immer noch keine interne Freigabe.
Absage Ende April
Die endgültige Absage erfolgte im April 2020. Der Staupilot werde in seiner ursprünglich geplanten Funktion in der aktuellen Modellgeneration des A8 nicht mehr auf die Straße kommen, sagte Audi-Entwicklungschef Hans-Joachim Rothenspieler dem Fachblatt Automotive News Europe.
Auf Anfrage von Golem.de erläuterte Audi-Sprecher Christian Hartmann Details für die Entscheidung. Ausschlaggebend war demnach unter anderem, dass die aktuelle Version des A8 nur noch eine geringe "Restlaufzeit" hat. Das heißt: Der Aufwand, die neuen Kriterien möglicherweise mit verbesserter Hard- und Software in das Modell einzubauen, dürften sich nicht mehr lohnen. Hartmann verweist zudem auf die "Abhängigkeiten zwischen Technik, Kunde und Rahmenbedingungen", insbesondere auf das "Wechselspiel zwischen Erkenntnissen aus Erprobung/Absicherung sowie den diversen nach wie vor auf Länderebene unvollständigen gesetzlichen und individuellen Regelungen". Mit anderen Worten: Trotz UN-ECE-Regelung ist weiterhin ziemlich kompliziert, für alle internationalen Märkte ein funktionierendes System entwickeln zu können.
Hartmann fügte hinzu: "Wir glauben nach wie vor an die Technologie des automatisierten Fahrens, wissen heute aber so gut wie kaum ein anderer um die entscheidenden technologischen Schlüsselfaktoren. Bei Innovationen und im Zuge von Pionierarbeit muss man Unwägbarkeiten akzeptieren."
Zu diesen Unwägbarkeiten hat Audi jedoch in nicht geringem Umfang selbst beigetragen. Vor allem der Dieselskandal hat Audi und den VW-Konzern viel Geld und Renommee gekostet. Neben der Elektrifizierung der Flotte geriet das Thema autonomes Fahren nicht nur im VW-Konzern in den Hintergrund.
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Stolpersteine und Erfolgsfaktoren |
Muss dich enttäuschen, Shadowing ist Marketing. Aber es scheint zu funktionieren und es...
Das versteh ich nicht warum das so sein sollte. Wenn mich mein Auto zur Arbeit fährt...
Da wirfst du verschiedene Dinge durcheinander. Die Probleme, die in der Luftfahrt auf...
Nein, sowas auch. Ist Dir aufgefallen dass sich meine Nachfrage auf die Aussage von...
Man müsste heute schon einen weltweiten Standard setzen. Alle Autos müssten miteinander...