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Statt x86 und ARM: Russland setzt auf Chinas Loongson-CPUs

Russlands Rechenzentren sollen bald mit chinesischer Hardware laufen. Die Portierung einer Linux -Distribution ist bereits in Arbeit.
/ Johannes Hiltscher
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Prozessoren wie dieser sollen künftig Russlands Server betreiben. (Bild: Sina)
Prozessoren wie dieser sollen künftig Russlands Server betreiben. Bild: Sina

Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine kommen russische Unternehmen und staatliche Institutionen nur noch auf Umwegen an Prozessoren mit x86- oder ARM-Architektur. Neben den höheren Kosten ist man in Russland besorgt, dass Prozessoren, die über den Schwarzmarkt nach Russland kommen, manipuliert oder abgeschaltet werden könnten, wie die Wirtschaftszeitung Kommersant im Oktober 2023 berichtete(öffnet im neuen Fenster) .

Ersetzen wollen russische Unternehmen die Architekturen aus den USA und Großbritannien mit der chinesischen Loongarch64 . Als ersten Meilenstein meldete jetzt das Unternehmen Basealt, dass eine erste Testversion der eigenen Linux-Distribution namens Alt Linux verfügbar sei(öffnet im neuen Fenster) (via Tom's Hardware(öffnet im neuen Fenster) ). Damit könnten Unternehmen und Behörden die Loongson-Prozessoren aus China testen. Nach eigenen Angaben arbeitet Basealt seit neun Monaten an der Portierung, die auf der selbst betriebenen Sisyphus-Plattform(öffnet im neuen Fenster) basiere. Eine stabile Version von Alt Linux für Loongson-Prozessoren soll im ersten Quartal 2024 bereitstehen.

Zwei russische Unternehmen wollen parallel auf Basis der Loongson-5000-Prozessoren eigene Server entwerfen: Promobit baut unter dem Namen Bitblaze neben einem Laptop namens Titan BM15 auch Server mit Elbrus-8SV-Chips ; Norsi-Trans, bislang eher auf Telekom-Ausrüstung spezialisiert, will Hardware mit Loongson-CPUs für Rechenzentren bauen.

Möglich wird das, da die kurzzeitigen Exportverbote Chinas für Loongson-CPUs wieder aufgehoben wurden. Laut Kommersant wurden sie lediglich erlassen, um einer Sanktionierung durch die USA zuvorzukommen - was allerdings nichts half(öffnet im neuen Fenster) . Daher habe sich die chinesische Regierung entschlossen, den Export der Prozessoren nach Russland zu erlauben.

Angst vor neuer Abhängigkeit

Zwar fand die Abkehr von den etablierten Herstellern großen Anklang, allerdings sehen einige Industrievertreter bereits neue Abhängigkeiten. Auch die russische Regierung erwartet, dass sich die russische IT-Industrie von "geschlossenen, ausländischen Architekturen" abwende.

Langfristig will Russlands IT-Industrie daher auf eigene Prozessorarchitekturen umsteigen - wie sie etwa Baikal Electronics entwickelte. Allerdings ist das Unternehmen insolvent . Yaroslav Petrichkovich, der Gründer des Halbleiterforschungszentrums Elvees in Moskau, erklärte zudem gegenüber Kommersant, er erwarte nicht, dass russische Unternehmen in naher Zukunft wieder Halbleiter im Ausland fertigen lassen könnten. Und auch die geplante, heimische Produktion scheint noch keine großen Fortschritte gemacht zu haben.


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