Statt Universaldienst: Funk und Satellit, bis der Gigabitausbau geschafft ist

Der frühere Verkehrsminister hatte den Satellitenvoucher gewollt, sei aber ausgebremst worden, sagte VATM-Chef Grützner im Gespräch mit Golem.de.

Artikel veröffentlicht am ,
Glasfaserausbau für Deutschland, aber wie weiter?
Glasfaserausbau für Deutschland, aber wie weiter? (Bild: Deutsche Telekom)

Statt eines Universaldienstes und dem Recht auf schnelles Internet seien ehrliche Übergangslösungen mit Funk oder Satellit notwendig, bis der Gigabitausbau die Haushalte erreicht hat. Das sagte Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) am 2. Februar 2022 im Gespräch mit Golem.de. "Die Diskussion um das 'Recht auf schnelles Internet' ist absolut nicht zielführend und eine Erfindung der alten Regierung aus der Not heraus, als man erkannte, keines der gegebenen Versorgungsversprechen einhalten zu können." Statt einer realistischen, schnellen, unbürokratischen, aber vor allem ehrlichen Übergangslösung via Funk und Satellit wie in anderen Ländern sei ein Rechtsanspruch herbeigezaubert worden.

Der Glasfaserausbau könne nicht überall gleichzeitig stattfinden, schon gar nicht für einzelne Häuser am Ende fast jeder Kupferleitung. Die neue Bundesregierung habe nicht den Fehler gemacht, sich auf ein Zeitziel für einen 100-prozentigen Glasfaserausbau festzulegen, da nun ohnehin alle am Anschlag ausbauen würden. "Aber man muss nun sehen, ob die neue Regierung es zulässt, dass der alte Rechtsanspruch der Vorgängerregierung den Glasfaserausbau verlangsamt", sagte Grützner.  

Die einzig realistische Lösung für die möglichst kurze Zeit bis zur vollständigen Gigabit-Versorgung sei Mobilfunk oder Satellit. Dieser Weg würde in Frankreich gefördert und in der Schweiz als Grundversorgung anerkannt. "Eine schnelle pragmatische Lösung, den Satellitenvoucher für die Betroffenen, hatte zuletzt sogar der ehemalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer umsetzen wollen. Er wurde dann von Teilen der alten Regierung ausgebremst", betonte der Verbandschef. Diese Übergangslösung werde aber schneller und besser sein als der diskutierte Rechtsanspruch. Die kleinteilige Diskussion zur Minimalversorgung dürfe nicht dazu führen, dass die Betroffenen in der Praxis erst einmal nichts bekämen und gleichzeitig für Tausende der Glasfaserausbau durch punktuelle und individuelle Ausbaumaßnahmen ausgebremst werde.

"Alle Bürgermeister mit mehreren betroffenen oder kleinen Ortsteilen haben seit Jahren einen Anspruch auf Gigabit-Ausbau und die hierfür entsprechende Förderung. Die Fördergelder sind in Milliardenhöhe vorhanden. Sie werden nicht abgerufen", stellte Grützner fest.

Universaldienst mit 10 MBit/s

Gegenwärtig unterbieten sich VZBV (Verbraucherzentrale Bundesverband) und Bundesnetzagentur gegenseitig bei den Datenraten für den Universaldienst. Die Bundesnetzagentur will 10 MBit/s und der VZBV hat seine Erwartungen von 50 auf 30 MBit/s reduziert.

Der VATM, in dem große Netzbetreiber wie Vodafone und Telefónica vertreten sind, würde sich gerne mit dem VZBV und der Bundesregierung zusammensetzen, um eine Lösung zu finden, "die optimal für die Bürgerinnen und Bürger ist und nicht um das Minimum streitet, das ein Gesetz oder Brüssel zulässt", sagte Grützner. Wenn das die neue Bundesregierung verstehe und der VZBV mitziehe, dann ginge es "nach vorne - zu Gigabit. Und nicht zurück zu 10 oder 30 Megabit."

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


w203 09. Feb 2022

Komisch, in der Stellungnahme zum Universaldienst schreibt der VATM (und andere...

TheBlueFire 06. Feb 2022

Hier muss keiner getreten werden, die Deutschen müssen anfangen dankbar und freundlich zu...

senf.dazu 03. Feb 2022

Einerseits sind's noch Mio von Haushalten die noch nicht mal so eine Minimalanforderung...

DAASS1 03. Feb 2022

In der alten Regierung von der SPD gebremst, in der neuen plötzlich im Koalitionsvertrag...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Landkreis Lüneburg
Anwohner mit Ponys protestieren gegen Telekom-Sendemast

Ein 40 Meter hoher Funkmast lässt Bewohner im Großraum Lüneburg um ihr Leben fürchten. Besonders den Ponyhof sieht man durch 5G bedroht.

Landkreis Lüneburg: Anwohner mit Ponys protestieren gegen Telekom-Sendemast
Artikel
  1. Sparkassen: 15 Millionen Girocards erhalten Onlinefunktion
    Sparkassen
    15 Millionen Girocards erhalten Onlinefunktion

    Bis zum Jahresende wollen die Sparkassen rund ein Drittel der EC-Karten austauschen; sie erhalten Funktionen von Mastercard oder Visa.

  2. Klima: Werden alte Solarpanele zur Umweltkatastrophe?
    Klima
    Werden alte Solarpanele zur Umweltkatastrophe?

    Solarmodule sollen das Klima retten. Doch deren Lebensdauer soll gerade mal 25 Jahre betragen. Irgendwann müssen alle entsorgt und ersetzt werden.

  3. KI-Texte erkennen: Wer hat's geschrieben, Mensch oder Maschine?
    KI-Texte erkennen
    Wer hat's geschrieben, Mensch oder Maschine?

    Modelle wie ChatGPT sind so gut, dass sich KI- und Menschen-Texte kaum unterscheiden lassen. Forscher arbeiten nun an Verfahren, die sich nicht täuschen lassen.
    Ein Deep Dive von Andreas Meier

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5 inkl. GoW Ragnarök oder CoD MW2 549€ • MSI RTX 4070 Ti 999€ • Gigabyte 43" 4K UHD 144 Hz 717€ • Amazon FireTV Smart-TVs bis -32% • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 285€, PowerColor RX 7900 XTX Hellhound 989€ • SanDisk Ultra NVMe 1TB 39,99€ • Samsung 980 1TB 45€ [Werbung]
    •  /