SpaceX fehlt das Starship schon jetzt
Die Grundlage für den Erfolg von SpaceX ist die Falcon 9. Aber diese ist grundlegend eine Einwegrakete, mit einigen Anpassungen zur Wiederverwendung, aber keineswegs optimal. Beispielsweise rußen die kerosinbetriebenen Triebwerke stark und müssen nach jeder Mission gesäubert und gewartet werden. Die zweite Stufe ist zu klein für eine optimale Nutzlast. Die Rakete ist zu dünn und nutzt deshalb bei Wiedereintritt zu wenig Oberfläche zum Bremsen, weshalb sich die Rakete zu stark aufheizt. Beim deshalb nötigen Bremsmanöver wird viel Treibstoff unnötig verbrannt. Wiederverwendbare Raketen könnten also besser und wirtschaftlicher als die Falcon 9 sein.
Der Wechsel von der Falcon 9 zum Starship ist ein großer Schritt – möglicherweise zu groß. Denn SpaceX braucht inzwischen dringend eine bessere Rakete als die Falcon 9 zum Aufbau der neuen Starlink-2.0-Konstellation, für die das Starship vorgesehen war. Stattdessen wurde eine verkleinerte Variante der Satelliten entwickelt, die dennoch so schwer sind, dass nur jeweils 21 mit einer Falcon 9 gestartet werden können. Das ist sehr wenig für eine Konstellation mit 7.500 genehmigten und fast 30.000 zunächst geplanten Satelliten. Zumal das geplante Ziel von zwei Flügen einer Falcon 9 in 24 Stunden nie erreicht wurde.
SpaceX braucht das Starship so bald wie möglich für das kommerzielle Geschäft, nicht für Flüge zum Mond und zum Mars. Darin liegt jedoch das grundlegende Problem des Starships: Es wurde für Flüge zum Mars entworfen und ausgelegt. Beim Flug zum Mars ist eine wenige Prozent höhere Effizienz der Triebwerke viel wichtiger als bei Flügen in den Erdorbit, weshalb SpaceX seit zwölf Jahren das Raptor-Triebwerk entwickelt. Der Erfolg der Firma beruht aber nicht auf Hightech, sondern auf der Nutzung pragmatischer, schnell entwickelbarer Technik.
Die Konkurrenz ist teilweise weniger ideologisch
Rocketlab zeigt etwa mit der Entwicklung der Neutron-Rakete, dass das Prinzip einer Rakete mit wiederverwendbarer erster Stufe noch stark verbessert werden kann. Deren erste Stufe ist von Anfang an auf schnelle Wiederverwendbarkeit mit minimaler Wartung ausgelegt. Aber statt der hocheffizienten Raptor-Triebwerke setzt Rocketlab auf herkömmliche Triebwerkstechnik ähnlich der Merlin-Triebwerke der Falcon 9, aber mit sauberem Methan statt Kerosin als Brennstoff. Auch das senkt die Kosten und beschleunigt die Entwicklung.
SpaceX muss mit dem Starship immer noch auch Start, Flug und Landung der Super-Heavy-Trägerrakete demonstrieren. Bis diese zuverlässig landet, ist ihre Verwendung durch den Verlust der 33 Triebwerke mit jedem Flug mit Sicherheit sehr teuer und schwerer zu verkraften als frühere Flüge einfacherer Prototypen mit nur drei Triebwerken. Vom Starship selbst ist dabei noch keine Rede.
Flug, Wiedereintritt und Landung des Starships müssen ebenso demonstriert werden, was wohl noch viele weitere Testflüge bedeutet. Bis das Starship wirklich zuverlässig genug für Tankmanöver funktioniert, den Flug zum Mond, die Landung dort und den Start von der Oberfläche, wird es im besten Fall noch mehrere Jahre dauern. Das Jahr 2025 für eine Mondlandung ist längst illusorisch.
Kein Vorsprung hält ewig
Die Verzögerungen geben der Konkurrenz Zeit, den Rückstand auf SpaceX aufzuholen und durch rationalere Entscheidungen sogar bessere Raketen als etwa die Neutron zu bauen. Andere Raketen werden folgen. Sowohl die Nasa als auch die Esa machten bittere Erfahrungen damit, wie ideologisch getriebene Entwicklungen in der Raumfahrt einen sicher geglaubten Entwicklungsvorsprung verpuffen ließen.
Es gibt keinen permanenten Vorsprung in der Raumfahrt. Wenn eine Firma das Ziel hat, zum Mars zu fliegen, und mit der Technik nur nebenbei auch Satelliten starten will, wird die Wirtschaftlichkeit leiden und die Konkurrenz wird Lücken finden. Je länger die Entwicklung des Starships dauert, die noch niemand genau absehen kann, desto größer werden diese Lücken, und irgendwann ist auch SpaceX mit ernsthafter und besserer Konkurrenz konfrontiert. Für die Raumfahrt als Ganzes wäre aber auch das nur positiv.
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