Star Wars X-Wing: Technik und Grafik

Wenn ich mich nicht zur Wehr setzen darf, kann ich nämlich getrost das Waffensystem abschalten. Die gewonnenen Ressourcen stecke ich in Energie, um schneller fliegen zu können, außerdem in meine Schilde, damit sich diese nach einem Treffer automatisch regenerieren.

In der dritten Mission, in der ich ein paar Shuttles beschützen muss, setze ich folgerichtig einen anderen Schwerpunkt: Dort verzichte ich auf die Energie, weil ich mich kaum vorwärts bewegen muss.

Die gewonnenen Ressourcen leite ich an die Waffen, damit sich der Laser selbst bei Dauereinsatz stetig regeneriert. Nur bei den Protonentorpedos muss ich so oder so sparsam bleiben, denn sie stehen mir in einer fest vorgegebenen Stückzahl zur Verfügung.

Unabhängig davon schnellt das Adrenalin zu Beginn des Auftrags steil nach oben, als ein Sternzerstörer auftaucht und meine verbündeten Rebellenfreunde im Sekundentakt tötet. Zum Glück erscheint der Zerstörer ein gutes Stückchen entfernt von mir, sodass ich mich auf die heranrauschenden TIE Fighter und TIE Bomber konzentrieren kann.

Wie in den meisten Action-Simulationen früherer Tage ist das Vorhalten – im Englischen auch Deflection Shooting genannt – der Schlüssel zum Erfolg: Ich darf mit dem Fadenkreuz nicht direkt auf meinen Gegner zielen, sondern muss ihn mit etwas Abstand und in Korrelation zu seiner Flugbahn anvisieren, um einen Treffer zu landen.

Ich spiele noch einige weitere Missionen, schnuppere kurz in die anderen Kampagnen rein (die mich aufgrund ihres biestigen Schwierigkeitsgrades schnell zur Aufgabe zwingen) und schließe nebenbei meinen Microsoft Sidewinder an, um dann doch einige Runden via Joystick zu fliegen.

Zunächst scheint dies auch gut zu funktionieren: Der DOSBox-Emulator, über den sowohl die 1993er- als auch die 1994er-Version läuft, erkennt den Stick auf Anhieb und lässt sich auch problemlos kalibrieren. Allerdings reden wir von einem 30 Jahre alten Spiel, bei dem man maximal zwei Feuerknöpfe nutzen konnte.

So kann ich zwar fliegen, schießen und mich um die eigene Achse drehen. Doch für die Geschwindigkeitsregulierung, das Anvisieren der Gegner oder das Wechseln der Systeme muss ich nach wie vor die Tastatur bedienen. Hier wäre ein Patch sinnvoll, mit dem ich die vielen Knöpfe meines Sidewinders oder gar meines Thrustmasters nutzen könnte.

Was die Grafik angeht, bin ich bereits mit der Urfassung von 1993 zufrieden. Der Soundtrack glänzt dank seiner Dynamik, die sich erstaunlich gut an die jeweilige Spielsituation anpasst. Die CD-Version von 1994 ist eine nette Bereicherung, die das Erlebnis aber nur marginal aufwertet.

Ganz anders schaut es bei der Fassung von 1998 aus: Zunächst einmal hatte ich massive Schwierigkeiten, bis sie überhaupt spielbar war. Obwohl ich die offizielle Verkaufsversion von GOG besitze, bricht die Bildrate bereits im Intro auf ein unspielbares Niveau ein. Erneut muss ich mich im Netz umschauen und finde zum Glück einen Patch, der das Problem behebt.

Im Spiel habe ich eher gemischte Gefühle: Auf der einen Seite sieht die Grafik in der Station oder bei der Missionsbesprechung einfach nur hässlich aus. Anstatt herrlich gezeichneter Pixelbilder wird mir eine schlecht vorgerenderte Kulisse aufgedrängt, die wenig bis keinen Charme besitzt.

Ganz anders ist die Sache im Spiel selbst, das mich nun mit richtig bunten TIE Fightern, einer rasend schnellen Fluggeschwindigkeit und einem digitalen, wenn auch leicht knarzigen Soundtrack umhaut.

  • Im toll gezeichneten Intro rauschen am Ende einige X-Flügler im Formationsflug durchs Bild. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Die Einsatzbesprechung ist zweigeteilt und erklärt den Missionsverlauf sowohl anhand einer Textbeschreibung als auch per Karte. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Im Tutorial müssen wir durch enge Tore fliegen und kleine Geschütze abschießen, um Zeitboni zu erhalten. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Auf der Jagd nach einem TIE Fighter: Dieser Bursche stammt aus der 1994er-Version und sieht deshalb grafisch etwas plastischer aus als sein Pendant im Original von 1993. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Im Tech Room kann man sich sämtliche Schiffe und deren Ausstattung in Form von Blaupausen anzeigen lassen. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Treffer, versenkt! Nach langer Verfolgungsjagd konnten wir endlich diesen hartnäckigen TIE Fighter abschießen. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Auch die Rückkehr von einer Mission wird in Form von hübschen Grafiken dargestellt. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Wenn das eigene Schiff explodiert, wird der per Schleudersitz gerettete Pilot entweder von den Rebellen oder dem Imperium aufgegabelt - je nachdem, wer sich in seiner Nähe aufgehalten hat. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Die Stationsgrafiken der 1998 veröffentlichten X-Wing-Fassung sind alles andere als gut gealtert und schrecken vor allem durch den hässlichen Schriftsatz ab. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Die flotte Spielgrafik der 98er-Version ist zum Glück deutlich besser und hebt die Atmosphäre gegenüber den beiden Vorläufern gar deutlich nach oben - allerdings auch den Schwierigkeitsgrad. (Bild: Lucas Arts / Screenshot: Medienagentur Plassma)
  • Ein Originalexemplar von X-Wing aus dem Jahr 1993: Die Verpackung ist bunter als das Spiel und könnte mit zur anfänglichen Enttäuschung des Autors beigetragen haben. (Bild: Medienagentur Plassma)
  • Der Inhalt mutet auf den ersten Blick etwas karg an, allerdings steckt das dicke Handbuch in der Mitte voller interessanter Informationen und kleiner Geschichten. (Bild: Medienagentur Plassma)
  • Gruppenbild mit sämtlichen Nachfolgern und zwei von insgesamt vier Add-ons, die im Laufe der Serie separat verkauft wurden. Es fehlen Imperial Pursuit für X-Wing und Defender of the Empire für TIE Fighter. (Bild: Medienagentur Plassma)
Ein Originalexemplar von X-Wing aus dem Jahr 1993: Die Verpackung ist bunter als das Spiel und könnte mit zur anfänglichen Enttäuschung des Autors beigetragen haben. (Bild: Medienagentur Plassma)

Leider schießt auch der Schwierigkeitsgrad in die Höhe und mein rechter Arm verkrampft sich während der Jagd nach pfeilschnellen TIE. Die 1998er-Version könnte demnach locker das beste X-Wing sein, wenn man nachträglich ein bisschen mehr Feintuning betrieben hätte.

Fazit: Späte Liebe

Sei's drum: Ich habe abseits dieser zweiten Mission erstaunlich viel Spaß mit X-Wing! Um genau zu sein, viel mehr als anno 1993! Heute verstehe ich besser, was Lucas Arts und Totally Games hier versucht haben: eine möglichst akkurate Simulation einer Weltraumschlacht zu kreieren, die anspruchsvoller ist als die knallig-kernigen Ballereien eines Wing Commander.

Man muss für X-Wing nur etwas Geduld mitbringen, weil eben der eine oder andere Auftrag mehr Job als Nervenkitzel ist. Doch sobald man in ruhiger Atmosphäre vom Imperium überrascht wird und sich plötzlich mitten in einem heiß umkämpften Gefecht wiederfindet, ist die Belohnung groß.

Egal, für welche Version man sich letztlich entscheidet: Selbst aus heutiger Sicht bietet X-Wing atmosphärische, anspruchsvolle Weltraumgefechte und versprüht trotz fehlender Story reichlich Star-Wars-Flair.

Es ist schade, dass der unnötige Hype damals vor Release derart viel Schaden angerichtet hat. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich X-Wing ohne diese gigantische Erwartungshaltung schon vor 30 Jahren gemocht hätte.

Mitarbeit: Benedikt Plass-Fleßenkämper

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Wider Willen vom Imperium gerettet
  1.  
  2. 1
  3. 2
  4. 3


yumiko 16. Mär 2023 / Themenstart

Steam und DOS? Noch gar nicht geschaut. DosBox kann leider nur Tasten mappen wenn der...

yumiko 13. Mär 2023 / Themenstart

Meiner auch, lag aber auch daran dass TF in allen Belangen das bessere Spiel war. Ist ja...

yumiko 13. Mär 2023 / Themenstart

Der Trick ist den Krieg WOANDERS zu führen XD

yumiko 13. Mär 2023 / Themenstart

Deswegen geht es ja auch um "Flugverhalten" und "Fliegen" in X-Wing. Das läuft ab als ob...

Kommentieren



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Nammo
TikTok-Strombedarf bremst Expansion von Munitionshersteller

Der norwegische Rüstungskonzern Nammo kann nicht expandieren, weil ein Tiktok-Rechenzentrum die restliche Stromkapazität der Umgebung benötigt.

Nammo: TikTok-Strombedarf bremst Expansion von Munitionshersteller
Artikel
  1. GPT-4: Funken von allgemeiner künstlicher Intelligenz
    GPT-4
    "Funken von allgemeiner künstlicher Intelligenz"

    Microsoft Research enthüllt eine umfangreiche Sammlung von Fallbeispielen, die mit dem ChatGPT-Nachfolger GPT-4 erzeugt wurden. Die Ergebnisse sind beeindruckend.
    Eine Analyse von Helmut Linde

  2. X-59: Nachfolger von Concorde ermöglicht leisen Überschallknall
    X-59
    Nachfolger von Concorde ermöglicht leisen Überschallknall

    Das raketenbetriebene X-59-Flugzeug soll noch in 2023 starten. Trotz Überschallgeschwindigkeit soll der Concorde-Nachfolger der Nasa leise fliegen.

  3. Jugendschutz: Behörden gehen verstärkt gegen Twitter-Pornografie vor
    Jugendschutz
    Behörden gehen verstärkt gegen Twitter-Pornografie vor

    Mit einem KI-Tool suchen Medienanstalten nach jugendgefährdenden Inhalten. Derzeit erhalten Betreiber ungeschützter Accounts Briefe von der Polizei.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Große Amazon Rabatt-Aktion • Monitore bis -50% • Windows Week • Logitech bis -49% • Radeon 7900 XTX 24 GB günstig wie nie • Alexa-Sale bei Amazon • Kingston Fury 16GB DDR4-3600 43,90€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 309€ • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen • MM-Osterangebote [Werbung]
    •  /