Wider Willen vom Imperium gerettet
Aus Nostalgiegründen müsste ich mich für den Joystick entscheiden. Allerdings bin ich zu faul, den passenden Flightstick aus dem Schrank zu kramen und bestreite die erste Tutorial-Mission mit den Cursortasten.
Erster Einsatz: Ich soll durch ein paar Dutzend Tore fliegen – was sich einfacher anhört, als es ist. Ein direktes Ansteuern der Tore reicht nämlich nicht aus, stattdessen muss ich auch auf den Neigungs- und den Drehwinkel meines X-Wing achten, um die Kurve zu kriegen. Zu meiner Überraschung stelle ich mich recht geschickt an. Ist die Macht mit mir?
Probleme habe ich erst im zweiten Schwierigkeitsgrad, der mich mit einem viel knapper bemessenen Zeitlimit konfrontiert. Ich kann es nur einhalten, indem ich kleine, quaderförmige Kanonen abschieße und dafür jeweils einen Sekundenbonus abstaube. Spätestens hier wechsele ich von der Tastatur zur Maus, mit der ich deutlich akkurater zielen kann.
Und siehe da: Die Maussteuerung funktioniert nach all den Jahren derart gut, dass ich vorerst auf einen Joystick verzichte! Ich kann sowohl feinste Kurskorrekturen vornehmen als auch ruckartig in eine beliebige Richtung abdriften – je nachdem, was mir gerade als notwendig erscheint.
Kampf allen TIE Fightern
Abseits des Tutorials kann ich zwischen einigen Einzelmissionen und insgesamt fünf Kampagnen wählen. Zwei davon wurden erst Monate nach dem Hauptspiel veröffentlicht, in Form der beiden Add-ons Imperial Pursuit sowie B-Wing.
Ich entscheide mich spontan für die erste Kampagne und fühle mich bereits in der Einstiegsmission wie ein X-Wing-Profi, weil mir das Abschießen der TIE Fighter erstaunlich leicht fällt.
Anders ausgedrückt: Woran erkennt man, dass die Steuerung eines Spiels schnell in Fleisch und Blut übergeht? Wenn man nebenbei noch mit Freunden via Discord plaudern kann und trotzdem einen Erfolg nach dem anderen feiert.
Das Gemotze über die biedere Grafik, das damals die Runde machte, kann ich übrigens kaum noch nachvollziehen: Zwar ist die Optik im Vergleich zu Wing Commander blass und langsam; dafür fühlt sich das Fliegen hier einfach richtig und glaubwürdig an.
Kein Wunder, hat Lucas Arts das Spiel doch zusammen mit dem kleinen US-Studio Totally Games und dessen Gründer Lawrence Holland entworfen. Die Kalifornier waren bekannt für einige der besten Flugsimulationen der 1980er- und 1990er-Jahre, vornehmlich Their Finest Hour (1989) und Secret Weapons of the Luftwaffe (1991).
X-Wing ist im Prinzip aus dem gleichen Holz geschnitzt und hatte nur das Pech, damals gegen den hippen Wing Commander bestehen zu müssen. Dass es diesem andersherum betrachtet an inneren Werten mangelte, begreife ich erst jetzt als Erwachsener.
Leider währt der positive Eindruck nicht ewig: Während ich die erste Mission mit Bravour bestehe und entsprechend meinen Spaß habe, entpuppt sich der zweite Einsatz als dezent langweilig.
Schließlich soll ich einfach nur an einer feindlichen Flotte vorbeifliegen und deren Schiffe abscannen. Gleichzeitig erhalte ich den Befehl, mich keinesfalls auf ein Gefecht einzulassen.
Bedeutet im Klartext: Ich soll nur zum Gegner fliegen und an ihm vorbeirauschen, ohne ihn zu attackieren. Nicht gerade spannend. Aufgrund des fehlenden Nervenkitzels fliege ich einmal zu nah an einem der zu scannenden Frachter vorbei, woraufhin es zur Kollision kommt und mein Raumschiff zerschellt.
Die gute Nachricht: Ich selbst werde automatisch per Schleudersitz gerettet. Die schlechte Nachricht: Weil weit und breit kein Schiff der Rebellenallianz zu sehen ist, gabelt mich das Imperium auf und wirft mich ins Gefängnis. Die Konsequenz: Ich darf nicht weiter auf mein Profil zurückgreifen!
Puh, was tun? Ich habe keinen blassen Schimmer, also schaue ich in die gedruckte Anleitung meines X-Wing-Originalexemplars. Dort finde ich jedoch nur Andeutungen darüber, dass man nach Betätigung des Schleudersitzes anscheinend automatisch einen Funkspruch sendet und dieser sowohl von den Rebellen als auch dem Imperium empfangen werden kann.
Also forsche ich weiter und hole mir Rat im Internet. Demnach muss ich mit der Gefangennahme leben und soll einen Ersatzcharakter erstellen. Das empfinde ich als sehr unbefriedigend. Zwar kann ich mit dem Neuling die Kampagne von eben fortsetzen und muss nicht komplett von vorne anfangen.
Doch das Erstellen eines neuen Charakters kostet Zeit und macht die Immersion kaputt, dass ich hier einen einzigartigen Helden im Stars-Wars-Universum verkörpere.
Ein Hauch von Taktik und Strategie
Aber: Alles Jammern und Wehklagen hilft nichts, ich wiederhole die Mission mit einem anderen Piloten und meistere sie im zweiten Versuch. Bei der Gelegenheit nutze ich eines der coolsten Features des Spiels, nämlich die feinstufige Regulierung zwischen Energie-, Waffen- und Schildsystemen.
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