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Star Wars: Die neue Serie Ahsoka - reiner Fan-Service?

Auf die eigene Serie mit Star-Wars -Fan-Liebling Ahsoka Tano waren viele gespannt - die zwei Debütfolgen machen den Einstieg aber nicht leicht.
/ Peter Osteried
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Ahsoka Tano mit ihren beiden Lichtschwertern (Bild: Disney+)
Ahsoka Tano mit ihren beiden Lichtschwertern Bild: Disney+

Spoiler-Hinweis: Im nachfolgenden Text wird auf den Inhalt der ersten beiden Episoden eingegangen .

Was bei der Serie The Mandalorian , aber auch Andor funktioniert hat, ist bei Ahsoka ein Problem: das Maß des vorausgesetzten Vorwissens. Sicher, bei Andor war es hilfreich, wenn man Rogue One gesehen hatte, aber die Serie war auch ohne Kenntnis des Films verständlich. Bei Ahsoka ist das anders. Wer Star Wars Rebels(öffnet im neuen Fenster) nicht kennt, das von 2014 bis 2018 produziert wurde, steht auf verlorenem Posten.

Damit macht Dave Filoni, der seit Jahren einer der großen kreativen Köpfe des Franchise ist, Ahsoka zum ultimativen Fan-Service. Denn Star Wars Rebels ist gut und sehenswert, aber es ist eine Animationsserie - und alleine deshalb hat sie viele Zuschauer nicht erreicht. Diese bekommen nun in Ahsoka einen ganzen Schwung an Figuren vorgesetzt, deren Hintergrundgeschichte als bekannt vorausgesetzt wird.

Auf der Suche nach Thrawn

Um den Einstieg ein wenig zu erleichtern, gibt es Rolltext am Anfang - aber nicht so schön aufbereitet wie bei den Filmen. Reichlich Exposition ist aber geboten, zum Beispiel, dass die Reste des Imperiums sich unter Thrawn neu formieren könnten.

In den ersten Folgen begibt sich Protagonistin Ahsoka Tano (Rosario Dawson), die in den Klonkriegen als Padawan von Anakin Skywalker diente, auf die Suche nach einer Sternenkarte. Sie glaubt, dass sie dadurch ihren Erzrivalen Großadmiral Thrawn finden kann. Die Karte könnte sie zudem zum verschollenen Jedi Ezra Bridger führen. Zum Ende der Animationsserie Star Wars Rebels sind die beiden plötzlich verschwunden. Seitdem fehlt von ihnen (fast) jede Spur.

So einfach ist es dann doch nicht, denn die verschlüsselte Karte kann nur von einem Profi geöffnet werden. Sichtlich wider Willen besucht Ahsoka deshalb ihre ehemalige Schülerin Sabine Wren, gespielt von Natasha Liu Bordizzo. Zuletzt sind die beiden nicht eben friedlich auseinandergegangen. Dieses gegenseitige Vertrauen zurückzugewinnen, ist anfangs nicht einfach und ein interessanter Aspekt der beiden ersten Folgen. Ahsoka wirkt etwa sichtlich nachdenklich und unsicher - kein Vergleich zur hitzköpfigen jungen Jedi, die es einst auch mit Darth Vader selbst aufnehmen musste.

Doch die Zeit drängt: Der dunkle Jedi Baylan Skoll (Ray Stevenson) befreit zusammen mit seinem Padawan Shin Hati (Ivanna Sakhno) die Dathomir-Hexe Morgan Elsbeth. Sie gehen dabei brutal und ohne Gnade vor - so wie es das gefallene Imperium ebenfalls tat. Fans von The Mandalorian dürften Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto) noch aus der zweiten Staffel kennen, als sie von Ahsoka persönlich im Duell besiegt und anschließend gefangen genommen wurde. Es beginnt ein Wettrennen auf Zeit: Wer wird zuerst zu Thrawn und Ezra gelangen?

Dies ist grob die Handlung der ersten beiden von acht Episoden - 100 Minuten, also Filmlänge. Aber man hat nicht das Gefühl, eine Geschichte gesehen zu haben. Tatsächlich passiert im Grunde kaum etwas. Was in den ersten beiden Folgen zu sehen ist, hätte deutlich gerafft werden müssen. Das hätte es vielleicht auch leichter gemacht, die Zuschauer abzuholen, die von Star Wars Rebels noch nie gehört haben.

Die neuen Figuren und interessante Ansätze

Es ist schön, Hera Syndulla und Sabine Wren aus Star Wars Rebels, aber auch die Droiden Chopper und Huyang in Realform zu sehen. Selbst Ezra Bridger tritt auf, wenn auch nur winzig klein in einer Hologrammbotschaft. Aber es ist schwer, in die Geschichte reinzukommen, selbst wenn man Star Wars Rebels gesehen hat. Denn man muss es nicht nur gesehen haben, sondern sich auch noch sehr gut erinnern, vor allem an das Beziehungsgeflecht der Figuren.

Tut man das nicht oder kennt die Animationsserie nicht, dann erscheinen die Freundschaften nur behauptet. Man hat nie das Gefühl, dass die Protagonisten einander schon lange kennen. Es wird noch ein paar Folgen brauchen, bis sich diese Wirkung relativiert.

Interessante Ansätze

Das heißt aber nicht, dass die Serie nicht auch einiges zu bieten hätte. Interessant ist, dass die Show relativ kurz nach der Niederlage des Imperiums spielt und es immer noch Leute gibt, die ihm gegenüber loyal sind. Damit einher geht auch ein Mysterium. Auf Corellia sind Werften, die Sternenzerstörer zerlegen, aber ein Hinweis von Hera Syndulla ist interessant: Die riesigen Antriebe sind zu groß für jedes Schiff der Neuen Republik. Wofür werden sie dann flott gemacht? Für neue Sternenzerstörer, die unter Thrawns Befehl stehen?

Auch interessant: der ehemalige Jedi Baylan, charismatisch vom leider im vergangenen Mai früh verstorbenen Ray Stevenson gespielt. Ahsoka ist eines seiner letzten Projekte. Man erfährt hier nicht viel über ihn, aber wie mag er gewesen sein, sein Weg vom Leben als Jedi hin zum Söldner?

Bemerkenswert ist auch die Musik von Kevin Kiner. Schon in der ersten Sequenz klingt sie gar nicht nach Star Wars. Es ist ein symphonischer Score, aber er lässt die Geschmeidigkeit einer John-Williams-Komposition vermissen. Vielleicht ist es gerade dieser starke Kontrast, der sie interessant macht. Auch später kommen immer wieder Klänge zum Einsatz, die sehr eigen sind - etwa mit fernöstlichem Einschlag.

Amüsant ist der Anfang auch, weil er Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung zitiert. Erst mit dem Schiff, das sich ins Bild schiebt, dann mit Baylans großem Auftritt.

Der Anti-Andor

Ahsoka schafft es nicht, Zuschauer direkt in den Bann zu ziehen. Aber die Serie sieht gut aus. Dass man sich bei Lucasfilm Serien etwas kosten lässt, ist in jeder Minute erkennbar. Die Serie fühlt sich nach Star Wars an. Aber sie fühlt sich auch nach Altbekanntem an. Das liegt vielleicht am Waten in einer Mythologie, die schon etwas zu häufig bemüht wurde. Das mag die Serie zu klassischem Star Wars machen, aber auch zur Antithese von Andor.

Wo Letztere es schaffte, dem Sternenkrieg mehr Realismus zu verschaffen, indem gezeigt wird, wie ein repressives System funktioniert, flüchtet sich Ahsoka auf altbekanntes Terrain. Es gibt viel Mythologie, viel typisches Star Wars. Das ist am Anfang nett, aber mehr auch nicht. Erst die nächsten Wochen werden zeigen, ob dem holprigen Beginn zum Trotz doch noch eine richtig gute Serie daraus wird.


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