Star Wars: Darth-Vader-Darsteller Dave Prowse ist tot

David Charles Prowse, in den Stabsangaben häufig nur als Dave Prowse geführt, war Darth Vader; zumindest ein Teil von ihm, denn synchronisiert wurde die Figur von niemand Geringerem als James Earl Jones, dessen imposante Stimme sicherlich die beste Wahl für den eindringlichen Finsterling war. Prowse hingegen lieferte die nicht weniger beeindruckende Statur des Dunklen Lords der Sith. Mit seinen 1,98 Körpergröße überragte er alle anderen - mit Ausnahme von Peter Mayhew, der den Wookiee Chewbacca spielte.
Held oder Schurke?
Der am 1. Juli 1935 geborene Prowse, für den der Bodybuilder Steve Reeves immer ein Vorbild war, erhielt an Weihnachten 1975 von seinem Agenten einen Anruf. Er sollte einen Mann namens George Lucas treffen, von dem freilich noch kaum jemand gehört hatte, und über einen Film reden, dessen Titel sein Agent vergessen hatte. Prowse nahm das Treffen also wahr.
Man unterhielt sich kurz und wenig später bot ihm der bärtige junge Mann eine Rolle an - genaugenommen konnte er sogar zwischen zweien wählen: Chewbacca und Darth Vader(öffnet im neuen Fenster) . Als er hörte, dass Chewbacca ein haariges Etwas war, das nur an der Seite der Guten auftauchte, entschied er sich für Vader, denn "das Publikum erinnert sich immer an den Schurken, nie jedoch an die Guten" .
Vader wird kaltgestellt
Ein weniger schönes Kapitel im Leben von Prowse ist seine Krankheitsgeschichte, die bereits im Alter von 13 Jahren begann. Damals glaubten die Ärzte, er hätte sich Tuberkulose zugezogen, woraufhin viele Monate im Krankenhaus folgten. Zwei Jahre später war er wieder topfit - und blieb es, bis er 55 Jahre alt wurde. Dann hatte er einen Unfall und verletzte sich die rechte Hüfte, als er gerade trainierte. Arthritis wurde diagnostiziert, die ihm seitdem schwer zu schaffen gemacht hat.
Prowse musste sich in den folgenden Jahren mehrmals schweren Operationen unterziehen, wobei neben einer künstlichen Hüfte auch die Gefahr bestand, dass er sein rechtes Bein verlieren würde. Die Ärzte rieten ihm zur Amputation, doch Prowse konsultierte einen anderen Arzt in den USA. Er unterzog sich einer Operation, die sein Bein rettete, auch wenn es seitdem ein klein wenig länger als das andere war, weswegen er spezielle Schuhe tragen musste, um den Unterschied wieder auszugleichen.
Seine ganze Leidens- und Lebensgeschichte hat Prowse in dem Buch Straight from the Force's Mouth(öffnet im neuen Fenster) niedergeschrieben.
Darin erzählt er auch von der Enttäuschung, dass er Darth Vader zwar bei den Dreharbeiten, nicht aber im fertigen Film sprechen durfte. Und dass man versuchte, ihn bei "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" kaltzustellen, da George Lucas glaubte, er sei das Leck, das Informationen über den damals dritten Teil an die Presse durchgestochen hatte.
Darum beabsichtigte man, die wichtigen Szenen des Finales - als Vader seinen Pfad ändert und sich gegen den Imperator stellt - von Prowses Stuntman darstellen zu lassen. Doch Regisseur Richard Marquand verzweifelte daran, dass es dem Stuntman nicht gelang, den Imperator überzeugend über die Brüstung zu werfen. Nach einer Woche vergeblicher Versuche durfte Prowse schließlich ran.
Dave Prowse: Schurke, Bodybuilder und Superheld
Bevor Prowse Schauspieler wurde, war er in Großbritannien als Bodybuilder recht erfolgreich. Er nahm an zahlreichen Wettbewerben teil und gewann diese auch oftmals. Später versuchte er sich noch im Gewichtheben und machte sich Hoffnung auf Olympia 1964 in Tokio, doch kam er nicht in die Auswahl der britischen Mannschaft.
Ab den frühen 70er Jahren arbeitete er als Schauspieler, wenngleich der Erfolg im Grunde zweifelhaft blieb - er wurde immer dann angeheuert, wenn ein großer starker Mann gefragt war. Er war mehrmals in den Filmen des Traditionsstudios Hammer zu sehen (Vampire Circus, The Horror of Frankenstein und Frankenstein and the Monster from Hell) und war auch in Stanley Kubricks Uhrwerk Orange mit von der Partie.
Bei Letzterem legte er sich auch - auf höfliche Art - mit dem Regisseur an. Der wollte, dass Prowse einen Mann in einem Rollstuhl um die Ecke und zum Esstisch trägt. Das Gewicht konnte Prowse schon stemmen, ein Mann in einem Rollstuhl ist aber keine ideale Gewichtsaufteilung - und Prowse wusste um Kubricks Angewohnheit, Szenen auch 20- oder 30-mal zu drehen. Er sagte also: "Sie sind nicht gerade als One-Take-Kubrick bekannt, nicht?"
Am Set wurde es daraufhin still, weil sich nicht mal die großen Stars trauten, dem sturen und eigenwilligen Regisseur die Stirn zu bieten. Aber Kubrick lachte nur und meinte zu Prowse, er solle sich keine Sorgen machen. Die Szene wurde gedreht, wie Kubrick sie wollte(öffnet im neuen Fenster) - und das in nur sechs Takes, was für Kubricks Standards ausgesprochen wenig war.
14 Jahre als Superheld
1976 erhielt Prowse die Rolle, die ihm am meisten bedeutete und auf die er wirklich stolz war: die des Green Cross Code Man. Verkleidet als Superheld sorgte er für Sicherheit im Straßenverkehr und gab Kindern Tipps, wie man sicher über die Straße kommt. Prowse war 14 Jahre lang als Green Cross Code Man tätig, wirkte in zahlreichen Werbespots mit, besuchte mehr als 700 Städte und sprach vor mehr als einer halben Million Kinder.
In Großbritannien wurde auf Grund dieser Kampagne ein Rückgang der tödlichen Unfälle von Kindern von 40.000 auf unter 20.000 festgestellt. Keine schlechte Leistung für den Dunklen Lord der Sith. Im Jahr 2000 wurde Prowse dafür zum Member of the Order of the British Empire ernannt(öffnet im neuen Fenster) .
Prowse, der im Jahr 2009 öffentlich die United Kingdom Independence Party unterstützte und davon überzeugt war, dass das Verlassen der Europäischen Union für das Vereinigte Königreich das Beste wäre, war seit 1963 mit seiner Frau Norma verheiratet. Er starb am 28. November im Kreis seiner Familie.



