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Star Trek im Jahr 2005: Das Ende einer Ära

Vor zwei Jahrzehnten ging eine Ära zu Ende. Am 13. Mai 2005 lief die für lange Zeit letzte neue Star-Trek -Episode im Fernsehen.
/ Peter Osteried
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Marina Sirtis und Jonathan Frakes verabschiedeten mit der letzten Szene des Enterprise-Finales auch ein ganzes Star-Trek-Zeitalter. (Bild: Paramount)
Marina Sirtis und Jonathan Frakes verabschiedeten mit der letzten Szene des Enterprise-Finales auch ein ganzes Star-Trek-Zeitalter. Bild: Paramount

Mit der Folge Dies sind die Abenteuer von Star Trek: Enterprise endete das erste große Star Trek -Zeitalter. Es war eine Zäsur, ein Produktionsende, nicht unähnlich dem, mit dem 1969 die klassische Serie zu Ende ging.

20 Jahre ist das nun her, die Episode wurde am 13. Mai 2005 bei dem US-Network UPN ausgestrahlt, in Deutschland geschah das zeitverzögert, hierzulande war erst am 9. Juli 2007 Schluss. Zum ersten Mal seit der originalen Serie war eine Star-Trek-Show vorzeitig eingestellt worden. Star Trek: Enterprise brachte es nur auf vier Staffeln, ihre Vorgänger hatten alle sieben Staffeln.

Seit 1987, als Star Trek mit der nächsten Generation ins Fernsehen zurückkehrte, war das Franchise in Sachen Sci-Fi dominierend gewesen, auch wenn die besten Zeiten mit Star Trek: The Next Generation und Star Trek: Deep Space Nine schon hinter ihm lagen.

Zum zweiten Mal erledigt

Nach dem Ende der alten Serie im Jahr 1969 hatte niemand damit gerechnet, dass Star Trek zurückkehren würde; doch dies geschah - 1980, in Form der Filme mit der alten Crew (nach einer wenig beachteten Zeichentrickserie). Darauf aufbauend wurde mit der nächsten Generation eine neue Serie entwickelt, mit der das goldene Zeitalter für Star Trek begann.

Von 1987 bis 2005 entstanden vier Serien mit mehr als 600 Episoden. Zudem wurden in der Zeit sechs Filme produziert. Neben Star Trek: Deep Space Nine gab es zwei Star-Trek-Serien, die parallel produziert und ausgestrahlt wurden - zumindest bis im Jahr 2001. Als Star Trek: Voyager endete, begann Star Trek: Enterprise.

Star-Trek-Fatigue

Die große Zeit war also vorüber, es gab nun nur noch eine Serie. Als Star Trek: Enterprise endete, war das Franchise am Ende, untergegangen mit einem Kinoflop (Star Trek: Nemesis) und einer Serie, die kaum länger lief als die Urserie. Die Luft war raus. Aber wie kam es dazu?

Heute wird in Hinblick auf die Superheldenfilme- und -serien häufig von Superhero-Fatigue gesprochen: Die Fans waren einfach übersättigt. Ähnlich war es bei Star Trek, aber das war damals nur ein Teil der Erklärung. Der andere war, dass die Macher es auch waren.

Zu lange dabei

Star Trek: The Next Generation war noch von Gene Roddenberry entwickelt worden, aber schon in der zweiten Staffel übernahm Rick Berman, der die Star-Trek-Geschicke bis 2005 lenken sollte. Er scharte Autoren um sich, die sich bei The Next Generation ihre ersten Sporen verdienten und dann zu den anderen Serien weiterzogen, sie zum Teil auch entwickelten.

Sie alle blieben dem Franchise lange treu, wahrscheinlich zu lange. So räumte Autor Brannon Braga später ein: "Man könnte argumentieren, dass wir beide früher damit hätten aufhören sollen."

Damit meinte er auch Berman. Denn so innovativ die Ideen aller Beteiligten in den ersten Jahren auch gewesen waren, letztlich brannten sie aus. Zumindest hätten neue Autoren mit frischen Ideen stärker aufgebaut werden müssen, es fehlte an Pep.

Das merkt man auch Star Trek: Enterprise an, das nicht nur erzählerisch schlingerte, da es immer wieder narrative Kurskorrekturen gab, sondern zu oft Geschichten präsentierte, die eben typisch Star Trek waren. Sie hätten mit wenigen Änderungen auch bei den anderen Serien funktioniert.

Für Hardcore-Fans war das genug, für das breite Publikum nicht.

Zu viel von etwas Gutem

Die Quotenentwicklung in den USA war deutlich: Jede neue Serie war weniger erfolgreich als die vorherige, mit Star Trek: The Next Generation an der Spitze. Es gab also Zuschauer, die einer Serie von Star Trek treu blieben, aber nicht zur nächsten mit neuen Figuren wechselten. Sie zeigten Interesse an einer Inkarnation des Franchise, aber eben auch nicht mehr.

Es lässt sich argumentieren, dass narrativ der Höhepunkt mit Star Trek: Deep Space Nine erreicht gewesen sei , insbesondere, als es mit der vierten Staffel vom Episodischen hin zu einer linearen Erzählweise ging, zuerst mit dem Krieg gegen die Klingonen, dann gegen das Dominion.

Als Star Trek: Voyager kam, war der Ansatz passé, stattdessen gab es einfach nur weitere Abenteuer auf einem Raumschiff. Der einzige Unterschied war, dass dieses Schiff 70 Jahre brauchen würde, um nach Hause zurückzukehren. Es war mehr vom Gleichen, die Formel änderte sich nicht wirklich, und das Publikum merkte das. Ergo sanken die Quoten.

Noch eine Raumschiff-Serie

Das Gleiche passierte mit Star Trek: Enterprise. Es war ein Prequel über die frühen Sternenflottenjahre, aber im Grunde auch nur eine weitere Serie um Leute, die Abenteuer in einem Raumschiff erleben, mit vielen Geschichten, die seltsam vertraut vorkamen.

Das Ende

Es kam für viele nicht überraschend, dass Paramount nach dem erzwungenen Ende von Star Trek: Enterprise das Thema (erstmal) abschloss. Es gab keinen Entwicklungsspielraum mehr. Das Prequel führte in eine Sackgasse, die Star-Trek-Beauftragten waren längst nicht mehr in der Lage, nach knapp 20 Jahren etwas Innovatives zu entwickeln. Im Kino sah es nach dem Dollargrab Nemesis auch düster aus.

Star Trek war im Jahr 2005 praktisch tot. Theoretisch begann nicht viel später die Entwicklung von J.J. Abrams' Star Trek, der Kirk und Co. in einer neuen Zeitlinie neu erfand.

So sicher es war, dass Star Trek erstmal in eine Art Winterschlaf verfiel, so sicher war auch eine Rückkehr, weil das Franchise mittlerweile so groß war, dass eine Wiederbelebung irgendwann wieder Sinn ergeben würde.

2005 war aber insofern das Ende einer Ära, als Star Trek, wie man es bis dahin kannte, nicht mehr zurückkam. Selbst als Star Trek mit Discovery 2017 für die Streamingära flott gemacht wurde, war eines augenscheinlich: Es spielte sich alles in der Vergangenheit ab. Es dauerte einige Zeit, bis Paramount+ auch Serien brachte, die nach dem chronologischen Schlusspunkt Star Trek: Nemesis spielten.

Die schiere Menge an neuem Star-Trek-Material in der Zeit von 1987 bis 2005 war nicht nur für die damalige Zeit atemberaubend. Im Streamingzeitalter besteht eine Staffel oft aus acht bis zehn Folgen; bei den Serien, die für das lineare Fernsehen entwickelt wurden, war das anders. Da hatten die meisten Staffeln 26 Folgen, es gab also viele Jahre, in denen 52 Star-Trek-Folgen im Fernsehen liefen.

Eine solche Zeit wird nicht zurückkommen, egal wie erfolgreich Star Trek heutzutage sein mag, zumal im Streaming zu beobachten ist, dass der Star-Trek-Ausstoß mit zurzeit nur zwei parallel produzierten Serien schon wieder deutlich verringert wurde.

Die beste aller Zeiten

Es gibt verschiedene Phasen von Star Trek: Die erste kann von 1966 bis 1969 abgegrenzt werden, als die Originalserie endete, ließe sich aber auch bis 1986 erweitern, mit einer Zeichentrickserie in den 70er- und Filmen in den 80er-Jahren. Der Höhepunkt war der Film Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart , der auch der bis dato größte Kinoerfolg war.

Die zweite Phase geht von 1987 bis 2005, die dritte reicht von 2009 bis 2016 mit den drei Filmen der Kelvin-Zeitlinie, die vierte beginnt dann 2017 mit Star Trek: Discovery. Welche Serien man auch immer vorziehen mag: Objektiv betrachtet war die Zeit von 1987 bis 2005 die größte, die Star Trek je erlebte.

Das ist jetzt 20 Jahre her, und wie es der Blick auf die Vergangenheit so an sich hat, kommt er wohlig daher. Oder, um es mit Sally Jupiters Worten aus dem Film Watchmen zu sagen: "Jeden Tag wird die Zukunft noch ein bisschen dunkler, aber die Vergangenheit, selbst die schmutzigen Seiten, erstrahlt in immer hellerem Licht."


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