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Star Trek Continues: Das Ende der Fünf-Jahres-Mission

Fanfilme zu Star Trek gibt es viele, aber kaum ein Projekt war jemals ambitionierter als Star Trek Continues, das die klassische Serie fortsetzt.
/ Peter Osteried
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Captain Kirk und seine Crew am Ende der Fünf-Jahres-Mission (Bild: Trek Continues, Inc.)
Captain Kirk und seine Crew am Ende der Fünf-Jahres-Mission Bild: Trek Continues, Inc.

Die Fanfilm-Szene zu Star Trek ist eine sehr lebendige, auch deshalb, weil Paramount dies größtenteils zuließ - immer unter der Bedingung, dass es sich um Projekte handelt, mit denen nichts verdient wird. Umso eindrucksvoller ist eine Serie wie Star Trek Continues(öffnet im neuen Fenster) , die es von 2013 bis 2017 auf elf Folgen brachte - und erstaunlich gut darin ist, den Look und das Feeling der alten Serie um Kirk und Co. einzufangen. Anlässlich des zehnten Geburtstags der Serie kann man sagen: Sie ist gut gealtert, weil sie ohnehin wie ein Relikt der 60er Jahre wirkt. Nur ein paar der CGI-Raumschiffe sind nicht ganz so gut, aber darüber lässt sich hinwegsehen.

Ebenso muss man bei den Schauspielern Abstriche machen. Nicht jeder ist ein großes Talent, im Großen und Ganzen sind die Darsteller aber gut, allen voran Vic Mignogna als Captain Kirk. Er sieht dem Captain nicht nur ähnlich, er schaute sich auch die Manierismen von William Shatner ab.

Wie die Fortsetzung entstand

Die Firmen Trek Continues, Inc., Dracogen und anfangs auch Far from Home LLC und Farragut Films sind für die Show verantwortlich. Die Idee, mit einer neuen Serie praktisch die vierte Staffel von Star Trek zu bringen, hatte Mignogna. Er war es auch, der die erste Folge finanzierte. Zuvor musste jedoch eine knapp 900 Quadratmeter große Halle in Kingsland im US-Bundesstaat Georgia erworben werden, wo die Sets der Enterprise auf Basis der originalen Blueprints der alten Produktion gebaut wurden. Die weiteren Folgen wurden vorab mit Kickstarter-Kampagnen finanziert.

Mignogna war dabei von Anfang an die treibende Kraft. Er entwickelte Geschichten, schrieb Drehbücher, inszenierte und produzierte.

Was vor allem wichtig war: Eine Besetzung, die dem Anspruch der Serie in einem Mindestmaß gerecht wird.

Die Crew

Mignogna spielt Kirk, während Todd Haberkorn als Spock auftritt. In Star Trek Beyond war er ein Teenaxianer. In den ersten beiden Folgen spielte Larry Nemecek, in den restlichen Chuck Huber Leonard McCoy. Die Rolle von Montgomery Scott ging an Chris Doohan(öffnet im neuen Fenster) , den Sohn des originalen Scotty James Doohan.

Grant Imahara ist Hikaru Sulu, Kim Stinger Nyota Uhura, Wyatt Lenhart Pavel Chekov und Michele Specht spielt eine neue Figur - die Psychologin Elise McKennah. Sie ist der erste Schiffscounselor(öffnet im neuen Fenster) , den es in der Sternenflotte gab.

Die neuen Abenteuer

Beeindruckend an Star Trek Continues ist, wie gut es gelungen ist, das Aussehen, aber auch die narrative Struktur der klassischen Serie einzufangen. Die gut 40 bis 50 Minuten langen Episoden sind in einer Vier-Akt-Struktur aufgebaut, wie es damals für die Eingliederung der Werbepausen üblich war. Die Sets, die Kameraarbeit, die Kostüme, die Art, wie erzählt wird, selbst das Schauspiel ist der klassischen Serie angepasst. Es wurde sogar die originale Musik benutzt, erst mit der fünften Folge gab es auch originäre Musikstücke. Gedreht wurde im damals üblichen 4:3-Fernsehformat.

Die Geschichten muten an wie von früher. Das merkt man schon bei Pilgrim of Eternity(öffnet im neuen Fenster) , mit der die Serie beginnt. Diese Folge setzt Der Tempel des Apoll aus der alten Serie fort - mit Michael Forest, der die Figur knapp fünf Jahrzehnte zuvor schon einmal spielte. In der Folge Lolani bekommt es die Crew mit Orionern zu tun, während Fairest of Them All die Fortsetzung von Ein Parallel-Universum(öffnet im neuen Fenster) ist. In der originalen Serie wurden Kirk und einige andere in ein Spiegeluniversum verschlagen, in dem das terranische Imperium und nicht die Föderation herrschten. Am Ende kommt es zum Rücktausch der Figuren - bei Star Trek Continues erfährt man nun, was direkt danach im Spiegeluniversum passierte.

In anderen Folgen sind Kirk und McCoy in der Vergangenheit gefangen, Kreaturen überfallen die Enterprise, alte Freunde tauchen auf, Kirk muss eine außerirdische Spezies überzeugen, auf ihren Feind zuzugehen - und das in einer Welt, die schwarzweiß ist und keine Farbe kennt. Eine faszinierende Idee.

Mit dem Zweiteiler To Boldly Go wird die Fünf-Jahres-Mission abgeschlossen und führt an den Anfang zurück - zu einer Kolonie der Esper, mit Fähigkeiten, wie sie Kirks Freund Gary Mitchell in Die Spitze des Eisbergs(öffnet im neuen Fenster) zeigte.

Starke Gaststars

Star-Trek-Fans findet man auch bei professionellen Schauspielern viele. Darum waren einige auch bereit, in Star Trek Continues mitzuspielen. Michael Dorn und Marina Sirtis sprachen den Computer der Enterprise, während John de Lancie in der neunten Folge mitspielt. Zu hören ist auch Jason Isaacs, der in der ersten Staffel von Star Trek: Discovery Captain Lorca spielt - in der elften Folge leiht er einem Esper die Stimme.

Zudem tauchen viele bekannte Gesichter aus anderen Science-Fiction-Filmen und -Serien auf: Rekha Sharma (Tory Foster in Battlestar Galactica und Ellen Landry in Star Trek: Discovery), Mark Rolston (Aliens), Erin Gray (Wilma Deering in Buck Rogers), Jamie Bamber (Apollo in Battlestar Galactica), Lou Ferrigno (Der unglaubliche Hulk), Daniel Logan (Boba Fett in Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger), Colin Baker (der sechste Doctor Who), Adrienne Wilkinson (Eve in Xena - Die Kriegerprinzessin), Gigi Edgley (Chiana in Farscape), Clare Kramer (Glory in der fünften Staffel von Buffy - Im Bann der Dämonen), Anne Lockhart (Sheba in Kampfstern Galactica), Nicola Bryant (Peri in Doctor Who) und Cas Anvar (Alex Kamal in The Expanse).

Alleine diese Besetzung mach Star Trek Continues für Fans klassischer Science Fiction interessant, vor allem überzeugt die Serie aber, weil sie wirklich das Gefühl von Raumschiff Enterprise heraufbeschwört. Klar, mitunter sind nicht alle Schauspieler gänzlich überzeugend, aber sie spielen mit Passion - das merkt man allen an.

Das Ende

Eigentlich waren 13 Folgen geplant, letztlich musste man sich mit weniger begnügen, da die lockere Gangart, mit der CBS Viacom bis dahin Fanprojekte zuließ, passé war. Die Fanfilme wurden den Hütern von Star Trek zu aufwendig, zu groß, zu professionell. Es sollte sie nicht mehr geben - zumindest nicht so, wie es Star Trek Continues machte. Regeln wurden aufgestellt(öffnet im neuen Fenster) .

Das war bereits zu erkennen, als sich Mignogna und sein Team daran machten, mit dem Zweiteiler To Boldly Go einen Abschluss zu erschaffen. Dieser hat es in sich, denn die letzte Folge endet damit, dass die Enterprise zur Erde zurückkommt und im Raumdock ihren Platz findet. Dort wird sie aufwendig überholt, womit die Lücke zu den Ereignissen von Star Trek: Der Film geschlossen ist. Die Folgen können auf dem Youtube Channel von Star Trek Continues(öffnet im neuen Fenster) gesehen werden. Ja, Star Trek Continues ist ein Fanprojekt, aber eines, das es wert ist, gesehen zu werden - insbesondere, wenn man ein Faible für die alte Serie mit Kirk, Spock, Pille, Scotty, Sulu, Uhura und Chekov hat.


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