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Staatliche Hacker: Stasi hörte seit 1975 Autotelefone in West-Berlin ab

Das B-Netz der Deutschen Bundespost wurde spätestens seit 1975 von der DDR-Staatssicherheit abgehört.
/ Andreas Donath
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Treueorden des MfS (Bild: Exxu)
Treueorden des MfS Bild: Exxu / CC-BY-SA 3.0

Techniker des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit haben sich ab 1975 in das B-Netz der Deutschen Bundespost gehackt und konnten so die Autotelefone von West-Berliner Spitzenpolitikern abhören, so das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe.

Die Möglichkeit des Geheimdienstes, das B-Netz anzuzapfen, wurde erst jetzt anhand von Mitschriften von abgehörten Telefonaten in Stasiakten(öffnet im neuen Fenster) bemerkt, die der Spiegel einsehen konnte: So rief am 12. Mai 1976 um 13.38 Uhr ein Mitarbeiter der West-Berliner Senatspressestelle den damaligen Justizsenator Hermann Oxfort (FDP) in seinem Dienstwagen an und informierte ihn darüber, "dass die Ulrike Meinhof am Wochenende hier in Berlin begraben wird" . Oxfort darauf: "Ach du lieber Gott." Der Beamte weiter: "Das wird bedeuten, dass wir ein heißes Wochenende bekommen." . Dann fiel dem Justizsenator auf, dass er am Tag der Beerdigung der RAF-Terroristin gar nicht in Berlin sein werde. In einem anderen Protokoll eines abhörten Autotelefongesprächs, das Oxfort mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz (SPD) führte, unterhalten sich die beiden über die Entführung einer Air-France-Maschine durch ein deutsch-palästinensisches Terrorkommando nach Entebbe.

Das B-Netz(öffnet im neuen Fenster) war ein analoges Mobilfunksystem, das von 1972 bis 1994 in Betrieb war. Seine wesentliche Neuerung bestand in der Möglichkeit, selbst wählen zu können, statt eine Vermittlungsstelle anrufen zu müssen. Allerdings musste der Anrufer grob wissen, wo sich der Anzurufende aufhielt, weil eine Vorwahl für den Funkverkehrsbereich gewählt werden musste. Die Bundesrepublik war in 150 dieser Bereiche unterteilt. Beim Verlassen einer dieser Zonen musste immer neu gewählt werden. Es gab auch Verschlüsselungsgeräte für die Funkkommunikation. Aus dem Bericht des Spiegel geht nicht hervor, ob diese Verschlüsselung auch geknackt wurde. Zum Einsatz kam sie nur in seltenen Fällen, etwa bei Gesprächen wichtiger Politiker.


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