SS7: Saudi-Arabien trackt Handys im Ausland

Über das internationale Netzwerk der Mobilfunk-Betreiber lässt sich jedes Handy tracken - die Saudis nutzen dies laut einem Whistleblower aus.

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Saudis tracken Handys über SS7.
Saudis tracken Handys über SS7. (Bild: Pexels/Pixabay)

Sicherheitsforscher warnen seit Jahren vor Sicherheitslücken im internationalen Netzwerk der Mobilfunkbetreiber SS7 (Signalling System #7), über das die Provider Anrufe, SMS und Daten von einem Netz in das nächste vermitteln. So wäre ohne SS7 beispielsweise kein Roaming möglich. Laut einem Whistleblower nutzt Saudi-Arabien das Netzwerk, um seine Bürger im Ausland zu überwachen.

Demnach sollen die drei größten saudischen Mobilfunkunternehmen auffällig häufig Provide Subscriber Information (PSI) über das SS7-Netzwerk angefragt haben. Solche Anfragen könnten zwar auch zu legitimen Zwecken, beispielsweise der Erhebung von Roaminggebühren, genutzt werden, doch die dem Guardian zugespielten Dokumente legten eine systematische Überwachung der Mobilfunknutzer nahe.

So sollen die Standorte der überwachten Mobilfunkteilnehmer zwischen zwei- und zwölfmal pro Stunde angefragt worden sein. Für das hohe Volumen der Standortanfragen gebe es keinen legitimen Grund, sagte der Whistleblower dem Guardian. "Es gibt keine andere Erklärung, keinen anderen technischen Grund, dies zu tun. Saudi-Arabien rüstet die Mobilfunktechnologien zur Waffe um", erklärte er.

Beginnend mit dem November 2019 sollen demnach allein in vier Monaten Millionen Standorte erhoben worden sein, mit welchen die Bewegungen der überwachten Personen bis auf wenige Hundert Meter genau nachvollzogen werden können. Saudi-Arabien soll auch das Smartphone von Amazon-Chef Jeff Bezos gehackt sowie die Verwandten und Freunde des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi mit Schadsoftware der Trojaner-Firma NSO ausspioniert haben.

Viele Sicherheitslücken in SS7 und SIM-Karten

Bereits 2014 wurde auf dem Hackerkongress 31C3 in mehreren Vorträgen gezeigt, was mit einem SS7-Zugang alles möglich ist: Handynutzer orten, SMS mitlesen, Gespräche abhören, Rufnummern umleiten, Telefone blockieren. Auch Kriminelle nutzten das SS7-Netzwerk bereits, um mTANs abzufangen. Mobilfunkunternehmen in Deutschland und den USA reagierten mit Firewalls, die illegitime Anfragen ausfiltern sollen. Dies funktioniert jedoch unzureichend, wie der aktuelle Überwachungsfall zeigt. Ob sich die Situation mit 5G verbessert, wird sich zeigen müssen. Das für LTE entwickelte Diameter-Protokoll ist jedenfalls ähnlich unsicher wie das SS7-Protokoll.

Allerdings ist das SS7-Netzwerk nicht die einzige Schwachstelle im Mobilfunk. Auch die SIM-Karten enthalten viel Software und eigenartige Funktionen. Eine Überwachungsfirma nutzte mit SIMjacker 2019 eine Sicherheitslücke in einer Software aus, die auf manchen SIM-Karten vorhanden ist. Mit präparierten SMS, die dem Nutzer nicht angezeigt wurden, konnte sich die Überwachungsfirma auf diese Weise den Standort eines Mobiltelefons zuschicken lassen. Ähnliches war auch mit der Sicherheitslücke Wibattack möglich. Hiesige SIM-Karten sind von den Sicherheitslücken jedoch nicht betroffen.

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